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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers
Autoren: Uschi Zietsch
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Witterung nichts aus, und Efrynn erst recht nicht. Unter dessen geschmeidigen, aber äußerst widerstandsfähigen Schuppen hatte er eine dicke Speckschicht, die keine Wetterunbilden oder scharfe Zähne und Krallen durchließ.
    »Ich gehe jetzt hinunter«, sagte er zu dem Jungen. »Komm erst nach, wenn ich dir das Zeichen gebe.«
    »Ja, Meister.«
 
    Der Verletzte stieß einen schrillen Schrei aus, als plötzlich wie aus dem Nichts jemand auf weichen Sohlen landete und sich ihm lautlos näherte. Er versuchte zurückzuweichen, doch als er dabei das linke Bein bewegte, schrie er nochmals laut auf, diesmal vor Qual, und sackte zusammen.
    »Tu mir nichts, bitte, bitte, verschone mich«, wimmerte er und hielt den Arm schützend vor das Gesicht.
    »Warum sollte ich dir etwas tun?«, fragte Aldavinur mit tiefer, ruhiger Stimme.
    Alle Völker auf Waldsee beherrschten neben ihren eigenen Dialekten die Hochsprache und konnten sich miteinander verständigen, auch wenn die Aussprache häufig sehr unterschiedlich ausfiel. Aldavinur sprach sehr klar und deutlich, aber er wusste, dass die Wortwahl und die Betonung altertümlich wirken mussten. Er kam dem Fremden wahrscheinlich vor wie ein Wesen aus uralter Zeit, vielleicht hielt er ihn auch für das Trugbild eines Sterbenden.
    Der Verletzte erstarrte und hielt den Atem an, als würde ihm erst jetzt bewusst, dass er die Laute aus dem Tierrachen verstehen konnte. Langsam ließ er den Arm sinken und starrte Aldavinur verstört an.
    »D-d-du bist eine Raubkatze«, stotterte der Mann.
    »I-i-ich bin ein Fyrgar«, ahmte Aldavinur ihn spöttisch nach. »Wie kommst du zu der merkwürdigen Annahme, dass jemand, der sprechen kann, so aussehen muss wie du?« Er hob den Schwanz und peitschte damit zweimal hin und her, das Zeichen für Efrynn.
    »O-offen gestanden habe ich keine Ahnung, wie ein Fyrgar aussieht oder was ein Fyrgar überhaupt ist. Ich dachte immer, der Name bezieht sich nur auf das Gebirge hier.« Der Mann stieß wieder einen panischen Schrei aus, als Efrynn unter Getöse und Staub aufwirbelnd landete. »Und was ist das? Ein Drachenjunges?«
    »Er ist auch ein Fyrgar«, knurrte Aldavinur ungeduldig. »Was willst du hier, Mensch-und-Nicht-Mensch?«
    »W-was meinst du damit?«
    »Was ich hier sehe, ist nur halb menschlich.«
    »Sein Sp-sp-sprachfehler ist ziemlich menschlich, finde ich«, bemerkte Efrynn kichernd und schnupperte neugierig am Körper des Mannes, der schlotternd vor ihm lag. Schweiß rann in Strömen an ihm herab und vermischte sich mit dem sickernden Blut. »Ist das ein Gestaltwandler?«
    »Nicht so richtig«, antwortete sein Meister. »Sag mir, was du witterst.«
    »Angst.« Der Junge blähte angewidert die Nüstern. »Aber nicht süß, sondern säuerlich, abgestanden, wie faulige Pilze. Ekelhaft!«
    »Efrynn«, mahnte Aldavinur.
    »Verzeihung, Meister, es ist nur, weil ich keine Pilze mag, weder frisch noch faulig.«
    »Das ist gut. Dann kommst du auch nicht auf die Idee, vergorenen Pilztee mit Weißschimmel zu probieren.«
    »Scheußlich! Niemals!« Efrynn schüttelte sich.
    Der Mann ließ alles stumm über sich ergehen, während Efrynn ihn noch einmal gründlich beschnupperte.
    »Das Menschliche überlagert momentan alles, es ist nicht einfach. Aber mir kommt es so vor, als wäre da noch der staubigfedrige Geruch eines Vogels.«
    Aldavinur nickte. »Einer Krähe«, sagte er.
    Efrynn sprang zurück. »Ein Krahim? «, rief er und versteckte sich hinter seinem Meister. »Er will mich fressen!«
    »Du bist größer als ich«, wies der Mann vorsichtig hin.
    »Was macht ein Krahim in Luvgar, weitab von seiner eigentlichen Heimat Nerovia?«, fragte Aldavinur und runzelte düster die Brauen mit den langen weißen Tasthaaren über seinen kristallklar leuchtenden turmalinfarbenen Katzenaugen, rot und grün zugleich.
    Der Mann seufzte ergeben und richtete sich leicht auf. »Ich bin kein richtiger Krahim«, antwortete er. »Sie haben mich zwar aufgezogen, weil es die Sippe meines Vaters ist, doch meine Mutter war ein Mensch, und ich glaube, ich bin ziemlich nach ihr geraten.« Er deutete auf seine Beine. »Keine Krähenfüße, keine ...«, er zupfte an seinen Haaren, »keine Federn, geschweige denn ein Federkleid am Körper.«
    Aber seine metallblauen Augen waren ganz und gar die eines Krahim.
    »Dann kannst du dich gar nicht verwandeln?«, fragte Efrynn.
    »Doch, irgendwie schon.«
    »Und wie machst du das mit der Kleidung?«
    »Geht in Fetzen, wie du siehst, wenn ich
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