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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers
Autoren: Uschi Zietsch
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nicht aufpasse. Abgesehen von den Verletzungen durch den Sturz. Ich konnte mich gerade noch in die Krähengestalt retten, als der Sturm mich fortriss.«
    Aldavinur sagte unbewegt: »Du hast meine Frage nicht beantwortet, Krahim.«
    »Deine feindselige Haltung ist unbegründet, Herr Fyrgar. Es gibt nicht mehr viele von uns«, erklärte der Verletzte. »Seit langer Zeit schon sind wir Verfolgte.«
    »Das liegt an eurem gewalttätigen Verhalten«, sagte Aldavinur streng. »Dafür haben wir hier keinen Sinn. Und nun mach dich fort aus unseren Bergen.«
    »Das würde ich gern, aber ich kann nicht.« Der Krahim verzog das Gesicht vor Schmerz. »Wie ich bereits sagte: Ein furchtbarer Sturm hat mich meiner Heimat entrissen und bis hierher gewirbelt, und dann bin ich gegen die Felsen dieses hohen Berges hier geprallt, habe die Kontrolle über meine Gestalt verloren und bin verletzt abgestürzt. Ich habe sicher mehrere Brüche, auch in meinem linken Bein. Dass ich nicht unablässig schreie vor Qual, liegt daran, dass ich keine Kraft mehr habe.«
    »Und ich dachte, weil Krahim sich von klein auf darin üben müssen, klaglos zu leiden«, versetzte Efrynn erstaunt.
    »Jedenfalls hattest du vorher noch eine Menge Luft in dir, die du zum Klingen brachtest«, meinte Aldavinur.
    »Das waren die letzten Reste, Herr Fyrgar. Und jetzt bin ich auf deine Gnade angewiesen.«
    Aldavinur blickte besorgt zum Himmel. »Stürme gibt es oft ...«, murmelte er. »Und in letzter Zeit häufen sie sich.« Und sie brachten Seltsames mit sich, den Geruch nach Magie und Finsternis. Obwohl Waldsee neutral war und von einem Schutzwall umgeben, damit der Ewige Krieg nicht hereinbrechen konnte, stimmte etwas nicht mehr, die Verhältnisse waren unausgewogen. Die unselige Ankunft dieses Wesens trug nicht gerade dazu bei, Aldavinur zu beruhigen. »Solche wie du haben mir gerade noch gefehlt. Deine Art ist hier unerwünscht.«
    Efrynn zog die Lippen spitz und gab ein schnalzendes Geräusch von sich. »So schlimm finde ich diesen Krahim gar nicht, Meister, eher ... faszinierend.«
    »Das heißt ... ihr werdet mich nicht töten?«, fragte der Verwundete hoffnungsvoll.
    Aldavinur und Efrynn wechselten einen Blick. »Weshalb sollten wir das tun?«, fragte der Lehrmeister.
    »Nun ... weil ...«
    »Ich sagte es schon: Wir sind Fyrgar«, unterbrach Aldavinur ihn ungehalten. »Wir töten nicht, außer es dient unserer Ernährung. Wir sammeln Wissen und bewahren es. Wir versuchen, Weisheit zu erlangen und Erleuchtung. Wir streben danach, den Göttern nah zu sein. Wir würden unser Baiku besudeln, wenn wir einfach so töten.«
    »Verzeihung«, murmelte der Krahim. »Ich dachte, bei Gefahr ...«
    »Bist du denn eine Gefahr?« Aldavinur fletschte die Zähne und zeigte dem Verletzten seinen aufgerissenen Rachen. Seine Reißzähne waren so lang wie die Hand des Krahim, und die Backenzähne so dick wie dessen Daumen. Aldavinur hätte den Kopf des Mannes mit einem einzigen Zuschnappen von den Schultern trennen können.
    Der Krahim schüttelte heftig den Kopf, sodass seine dünnfedrigen schwarzen Haare flogen. Sein Körper schlotterte erneut. »Bewahre! Sieh her, ich habe nicht einmal eine Waffe bei mir. Meine Kleidung ist in Fetzen, ich kann nichts verbergen. Außerdem bin ich in einem jämmerlichen Zustand.«
    »Dann gibt es auch keinen Grund, dich zu töten. Das wäre ineffizient.«
    Efrynn fing an, sich zu langweilen. Er hob den Hinterfuß und kratzte sich ausgiebig hinter dem gezackten Ohr. »Meister, was machen wir jetzt mit ihm?«
    Das war allerdings das Problem. Fyrgar mischten sich nicht ein, sie mieden alles, was das Gleichgewicht in Gefahr bringen könnte. Und die Anwesenheit dieses Krahim brachte das Pendel eindeutig ins Schwanken. Der Rat würde nicht begeistert darauf reagieren. Fremde brachten Unruhe mit sich und waren eine Störung.
    »Ich werde ihn zu meiner Höhle bringen, dann spreche ich mit dem Rat«, antwortete Aldavinur.
    Der Krahim atmete erleichtert auf. »Welch eine wundersame Rettung an diesem von allen Göttern verlassenen Platz ...«
    Efrynns Augen glühten auf. »Das ist kein von allen Göttern verlassener Platz!«, fauchte er den Verwundeten an, und der hob erschrocken die Hand vor das Gesicht, als es ihm die Haare nach hinten blies. Efrynns Atem war heiß, er konnte jeden Moment in Brand geraten. »Mein Meister hat schon mit ihnen gesprochen!«
    Ein Muskel zuckte daraufhin im Gesicht des Krahim, doch er sagte nichts.

2.
 
Der ferne
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