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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers
Autoren: Uschi Zietsch
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umgeben, der weithin strahlte. Efrynn ließ bei jeder Bewegung eine unverwechselbare Melodie erklingen, der sogar die Elemente verzückt lauschten.
    »Was für ein Geräusch hast du gehört, Efrynn?«, fragte Aldavinur nun.
    »Ein sehr fremdes«, antwortete der Junge. »Einen Klagelaut, der von keinem Tier kam, das wir jagen. Er passte zu nichts, was hierher gehört. Und vorher gab es das Geräusch eines Aufschlags, doch ich konnte nicht erkennen, wodurch es verursacht wurde.«
    Aldavinur fragte sich, ob Efrynn jemals irgendetwas entging. Was die hellwachen Sinne betraf, war er seinem Lehrmeister sehr ähnlich. Kein anderer Fyrgar war hier draußen. Anscheinend waren sie beide die Einzigen, die eine Veränderung bemerkten. Oder die anderen achteten nicht darauf. Die Wahrnehmung eines Fyrgar war äußerst fein; Aldavinur konnte sich nicht vorstellen, dass niemand sonst den Schrei gehört hatte.
    Sie beschränken sich wieder einmal aufs ferne Lauschen.
    Das Hören war der wichtigste Sinn der Fyrgar, er konnte kaum getäuscht werden. Und hier oben, viele Tausend Schritte über dem Talgrund, war das Gebirge karg und reizlos, und es gab weniger Farben als Töne.
    »Sehen wir nach?«, schlug Efrynn aufgeregt vor. Alles, was die tägliche Gleichförmigkeit des Lernens und Rezitierens unterbrach, begeisterte ihn, und die Aussicht auf ein Abenteuer umso mehr.
    Aldavinur überlegte kurz, dann stimmte er zu. »Warum nicht.« Eine Gefahr, mit der nicht fertig wurde, würde wohl nicht drohen. Der unsterbliche Fyrgar war nicht nur Efrynns Lehrmeister, sondern auch verantwortlich für dessen Schutz, und er nahm diese Aufgabe sehr ernst. Efrynn war der kostbarste Schatz des Volkes. Dennoch konnte Aldavinur seinen Schützling nicht in Daunenfedern packen und für immer in seiner Höhle anketten. Er entwickelte sich beängstigend schnell und musste vorbereitet werden.
    Außerdem würde Efrynn in seiner lebhaften Neugier nicht gehorchen, wenn er ihn jetzt zurückschickte; er würde ihm entweder heimlich folgen oder nach einem anderen, schnelleren Weg suchen, um herauszufinden, was geschehen war. Also war es besser, ihn unter seiner Aufsicht mitzunehmen und ihm gleichzeitig eine Lektion zu erteilen.
    Auffordernd sah er seinen Schüler an. »Aus welcher Richtung kam das Geräusch?«
    Efrynn deutete mit einer Kralle Richtung Sonnenuntergang, nach Westen, und nach unten, wo die messerscharfen Klingfelsen lagen. Das Gebiet war nicht ungefährlich. Aldavinur zögerte, ob er nicht vorschnell nachgegeben hatte, denn tatsächlich war das Geräusch von dort gekommen. Genau in jenem Augenblick, als der Sturm sich legte. Hatte der Wind sich etwa an den spitzen Felsenzähnen verfangen und war dazwischen zerrieben worden, bis er mit einem letzten Schrei erstarb?
    Nein. Ein Lebewesen hatte in grellem Schmerz geschrien. Aldavinur kannte diese Art Schrei in Todesnot, die jeden, Fyrgar und Tier, gleichmachte.
    »Habe ich recht, Meister?«
    »Du hast recht.«
    Efrynn stürmte los, und Aldavinur streckte blitzschnell seine Pranke aus, sodass Efrynn stolperte und ächzend auf den nasskalten Felsboden plumpste. Aldavinur schüttelte die Pfote, es hatte ihm beinahe das Vorderbein ausgekugelt. Efrynn hatte ordentlich an Gewicht zugelegt. Das nächste Mal konnte er ihn vielleicht nicht mehr aufhalten. »Du gehst hinter mir, verstanden?«
    »Ja, Meister«, murmelte Efrynn und neigte den Kopf mit griesgrämiger Miene.
    Ja, der Junge wuchs heran. Er war nicht mehr weit entfernt von der zweiten Stufe seiner Entwicklung. Vom Schüler zum Meister.
    Aldavinur maß kurz die Entfernung, schätzte mit den Augen den Weg ab, dann spannte er die Oberschenkelmuskeln an und sprang mit einem geschmeidigen Satz hinunter auf den nächsten Vorsprung. »Schlaf nicht, Junge!«, rief er zu Efrynn hinauf, der einen Jubelschrei ausstieß. Ein rasanter Abstieg stand bevor, der Efrynns Gleichgewichtssinn und Geschicklichkeit einiges abverlangte.
 
    Aldavinur wollte so schnell wie möglich der Ursache des Schreis auf den Grund gehen. Jeder Moment zählte. Der Tod kam schnell in den Bergen, erst recht zu dieser Jahreszeit, wenn die Felsen nass und kalt waren. Und nicht alle waren so zäh wie Fyrgar.
    Der Weg verlangte große Sprünge über klaftertiefe Abgründe, und Landungen auf schmalen Felsgraten oder lockeren Brocken, auf denen jemand von Größe und Gewicht der beiden Fyrgar nicht länger als einen Atemzug verweilen durfte. Der richtige Absprungwinkel zum nächsten Ziel musste mit
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