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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers
Autoren: Uschi Zietsch
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verfügten über wundersame Kräfte.
    »Soll ich dir deinen Wunsch erfüllen?«
    »Ich habe keinen Wunsch, den du mir erfüllen könntest.«
    Sansiri glaubte eine Bewegung wahrzunehmen, an der Hausecke, und es kam ihr so vor, als würde ein Schatten heraustreten, der menschliche Umrisse hatte. Nicht so groß wie Zem oder Mukel, aber ... etwas kam ihr vertraut vor.
    »Wer bist du?«, flüsterte sie.
    Arme streckten sich ihr entgegen. »Finde es heraus.«
    Das Wispern hallte in ihrem Kopf nach, sanft und schmeichelnd. Sansiri fühlte Erregung in sich aufsteigen. Sollte sie es wagen? Einen kurzen Blick nur? Sie war immer noch dicht beim Haus, unter dem Dachvorsprung, beinahe in Sicherheit.
    »Warum tust du das?«, fragte sie zaghaft. »Ich bin eine verheiratete Frau ...«
    Sansiri kannte die romantischen Geschichten von Verführung und Lust, die Frauen widerfuhren, wenn einer aus den Alten Völkern ein Auge auf sie warf. Manche ihrer weiblichen Gäste wollten sogar schon selbst das eine oder andere Erlebnis gehabt haben. Sansiri hatte ihnen stets voller Neid gelauscht, und ihre Sehnsucht war in Bitterkeit umgeschlagen.
    »Ich tue nichts, was dir nicht gefällt«, sagte der Fremde. Lockte. Unwiderstehlich.
    »Hast du mich verzaubert?« Sansiris Lider wurden schläfrig und schlossen sich halb. Sie spürte, wie ihr Wille aus ihr floss, zu dem Fremden hin, der sie zu sich winkte. Was auch immer geschehen würde, sie konnte nicht mehr zurück.
    »Ich werde gut zu dir sein.«
    Sansiri folgte dem Summen, das ihr den Weg wies, auf die Gestalt zu, die ihr so vertraut erschien. Männliche Konturen, genau wie im Traum. Hände, die sie streicheln würden und nicht schlagen. Und die sie mit sich nahmen ...
    Sansiri hatte das Haus gegenüber erreicht und schaute vorsichtig um die Ecke, sah dort im Dunst den Schatten winken, glaubte ein Lächeln aufblitzen zu sehen, obwohl es doch gar kein Mondlicht gab, und erst recht keine Straßenlaterne, nicht hier.
    Ich bin dumm, dachte sie selig lächelnd und folgte dem Fremden, der immer gleich weit entfernt blieb, egal wie sehr sie ihren Schritt beschleunigte. Sie achtete nicht darauf, dass sie durch den Schlamm stapfte. Ihre leichten Schuhe waren bald von Nässe vollgesogen, und der Saum ihres Kleides schleifte durch den Matsch.
    »Hier.«
    Der Laut floss goldensämig aus der Dunkelheit wie Herbsthonig aus dem Topf. Sansiri konnte fast nichts mehr erkennen, der Fremde verschmolz beinahe mit der Holzwand des Gebäudes hinter ihm.
    Sie blieb stehen, sah teilnahmslos zu, wie zwei Hände auf sie zukamen, ihre Taille umfassten und sie tiefer in die Schatten zogen. Kühle Lippen pressten sich auf ihren Mund. Als ob es nicht schon dunkel genug wäre, hatte sie das Gefühl, dass sich während des Kusses ein hauchfeines Gespinst über sie legte und sie sah wie durch das schwarze Netz eines Schleiers. Sie schloss die Lider und ließ sich hingebungsvoll küssen.
    Zem war außer sich vor Wut, als Sansiri endlich in den Gastraum zurückkehrte, doch er besann sich auf sein Ansehen als Wirt und bezähmte sich mühsam. Etliche Männer lagen betrunken unter den Tischen, ohnmächtig oder grölend, die anderen lärmten durcheinander, versuchten sich gegenseitig in misstönendem Gesang zu übertreffen oder stritten sich lallend. Immer wieder brachen Kämpfe aus um die wenigen Frauen, die noch da waren und kaum weniger betrunken waren, doch diese wurden von den Schankwachen schnell beigelegt. Kuddl und Fuddl, wie sie genannt wurden, waren unbestechlich. Sie tranken keinen Tropfen Alkohol und ahndeten streng jedes Fehlverhalten.
    Sansiri schritt zwischen den schwitzenden, sabbernden und lallenden Menschen hindurch, die durch den Raum torkelten oder sich schwankend am Tisch festhielten. Immer wieder hielten Finger sie am Rockzipfel fest, wollten Hände nach ihr greifen, doch sie bahnte sich ungerührt ihren Weg. Ihr Blick blieb starr geradeaus gerichtet, ihre Miene war völlig glatt und leer. Es sah so aus, als würde sie einen dünnen schwarzen Schleier über dem Gesicht tragen und ein Netz über dem Haar. Als sie die Hand hob, war auch diese von einem hauchfeinen Gespinst bedeckt.
    Zem beugte sich über seine Frau und zischte ihr ins Ohr: »Wo warst du wieder, du Schlampe? Und was soll diese Ausstaffierung, hältst du dich etwa für eine feine Frau, dass du einen Schleier tragen musst?«
    »Die Netze schützen, lehren, leiten mich«, murmelte sie. »Ich bin nicht mehr allein.«
    Zem packte Sansiri am Arm und
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