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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer
Autoren: Michaela Holzinger
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schon an wie mein Alter …«
    »Aber um den geht es nicht, oder?«, stelle ich klar.
    Finns Augen fangen neckisch zu blinzeln an. »Du hast recht! Um den geht es nicht.« Dann küsst er mich noch einmal und sieht mich fragend an. »Und du würdest auf mich warten, bis ich wiederkomme?«
    Ich lache. »Sicher!«
    »Und du würdest mir auch jeden Tag mailen?«
    Mein Lachen verstummt. »Das würde ich wirklich gerne tun, nur …«, ich seufze, weil ich an Papas alten Klapperkasten denken muss, »ist unser Computer zu Hause ein ziemlich kaputtes Ding.«
    Finn sieht mich überrascht an. »Du hast keinen eigenen Laptop?«, fragt er.
    Beschämt schüttle ich den Kopf.
    Da wird Finns Grinsen breit, als er mich an die Hand nimmt und davonzieht.
    »Was hast du vor?«, frage ich. »Wohin gehen wir?«
    Finn steuert auf die Treppe zu, die in das Obergeschoss führt und ruft: »So ein Glück, dass ich zwei davon habe. Du kannst ein Notebook von mir haben.« Er poltert die Stufen hoch. Mich im Schlepptau. Ehe ich reagieren kann, sind wir schon in seinem Zimmer angelangt.
    »Hier«, ruft er. »Da ist es. Dafür musst du mir aber täglich schreiben. Falls ich nach England gehe. Versprochen?«
    Überrascht sehe ich auf das Teil in Finns Händen. »Ich kann das unmöglich annehmen. Das war doch sicher teuer!«
    Finn lacht. »Lass mal. Das ist ein Notebook aus der Firma. Es war kaputt, doch ich hab es repariert. Funktioniert wieder. Wie neu!« Zum Beweis dreht er es auf alle Seiten, ehe er es in meine Hände legt und sagt: »Nimm es. Es ist ein Geschenk. Für dich. Von mir!«
    Ich grabe nach Worten, während mich Finn mit großen Augen ansieht und murmelt: »Und du würdest wirklich auf mich warten? Sollte ich nach England gehen?«
    In seinen Augen sehe ich mein eigenes Gesicht gespiegelt. Mit all den Sommersprossen, die sich in diesem Sommer darauf angesammelt haben. Und den vielen Gefühlen, die mir jetzt daraus entgegenlächeln. Deshalb lege ich das Teil auf den Tisch zurück und sage: »Ja, ich werde auf dich warten! Und ja, du solltest nach England gehen!«
    »Wirklich?«
    »Wirklich!«
    Da schlingt Finn die Arme um mich, so heftig, dass wir auf dem Fleckerlteppich ausrutschen und in seinem Bett landen.
    Wir fangen laut zu lachen an. Und zu kichern. Und wir wühlen im Deckenberg herum. Schlagen uns die Kissen um die Ohren und können es kaum glauben, wie einfach plötzlich alles geworden ist.
    Wir sehen uns an. Suchen den Blick des anderen. Um uns herum wird es still. Ein Ziehen und ein Kribbeln macht sich in uns breit. Wir scheinen es beide zu spüren. Es lässt sich nur mit Küssen vertreiben.
    Also küssen wir uns. Wieder und wieder. Und dabei gehen unsere Hände auf Wanderschaft. So, als ob es das Natürlichste wäre. Immer weiter gehen sie. Und nicht einmal das Rascheln, das sich irgendwann zu uns dazu gesellt, kann mich erschrecken. Kann diesen Augenblick zerstören. Denn es ist richtig. Jetzt ist es richtig. Hier. Und heute. Mit Finn.
     
    Es ist dämmrig geworden. Als ich meine Augen aufschlage, ist es das Erste, das mir in den Sinn kommt. Ich spüre Finns gleichmäßigen Atem in meiner Halsbeuge. Seinen Körper. Seine Wärme.
    Meinen Körper. Meine Wärme.
    Ich horche in mich hinein. So ist das also, denke ich mir, und muss leise kichern. So ist das also, wenn man keine Jungfrau mehr ist.
    Als ich aufstehe, fühle ich mich … ich weiß auch nicht. Anders.
    Ich betrachte Finns schlafendes Gesicht und folge dem schwachen Licht des Vollmonds, das durch das offene Fenster fällt. Ich blicke hinaus. In den Garten. Sehe die Blumenbeete mit den zirpenden Grillen vor mir. Die Solarleuchten dazwischen. Und schließlich, ein kleines Feuerwerk aus unzähligen Glühwürmchen, die in der Abenddämmerung tanzen.
    »Wow«, seufze ich. Ob der Himmel schon wieder meine Gefühle erraten hat? Bestimmt. Denn irgendwie habe ich auch gerade ein kleines Feuerwerk in mir drin. In meinem Herzen.
    Da fängt Finn sich im Bett zu regen an. Er blinzelt mir zu. »Was ist?«
    Ich lächle. »Schau selbst!«
    Daraufhin krabbelt er aus dem Bett. Verschlafen. Verträumt. Er kommt auf mich zu und schlingt die Arme um meinen Bauch. »Das sind Funken. Die kommen immer, wenn das Wetter besser wird«, brummt er in mein Ohr.
    »Funken?«, wiederhole ich verblüfft.
    »Ja, Glühwürmchen. Kennst du die etwa nicht?«
    »Klar, kenne ich Glühwürmchen. Aber ich wusste nicht, dass man sie auch Funken nennt«, rufe ich überrascht.
    Finn küsst meinen Nacken. »Doch
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