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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer
Autoren: Michaela Holzinger
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mit mir hier treffen?«
    Ich nicke. »Mir hat es einfach keine Ruhe gelassen. Wir sind jahrelang hergefahren, um an dieser Stelle baden zu gehen. Wir haben uns mit den Jungs getroffen und Probleme ausgetauscht. Ich bin vom Felsen gesprungen …«
    Jellys Blick fällt auf die Kerze in meiner Hand. »Versteh schon. Und was hast du jetzt vor?«
    Ich atme auf, weil ich eigentlich immer noch nicht recht weiß, ob diese Idee wirklich so gut ist, wie ich vorher noch angenommen habe.
    Aber jetzt ist es ohnehin zu spät dafür, deshalb nehme ich meine Freundin an der Hand und murmle: »Lass uns eine Kerze anzünden! Für deinen Vater!«
    Und für die Moorhexe, hänge ich im Stillen dran, weil ich sie immer noch in meinen Gedanken habe. Und sie immer noch spüren kann, wenn ich an diesem Ort bin, den wir Jungfrauenfelsen genannt haben. Auch wenn sie bloß eine Erfindung von Oma war. »Damit er in Frieden ruhen kann! Damit dieser Ort in Frieden ruhen kann.«
    Und als Jelly nicht protestiert, suche ich ein Stück Rinde und setze die Kerze darauf. Wir zünden den Docht an und lassen das Schiffchen aufs Wasser gleiten.
    Zuerst flackert sie im Herbstwind. Sie tanzt in wilden Zuckungen. Doch dann wird sie kräftiger, und die Flamme lodert ruhig. Sie hebt sich ab vom tiefen Schwarz des Sees. Sie leuchtet. Sie leuchtet so hell. Und Jelly legt daraufhin ihren Kopf auf meine Schultern »Danke«, raunt sie mir zu.
     
    Wenig später bringen wir Lanzelot nach Hause, ohne uns noch einmal umzudrehen. Wir kehren ihm den Rücken, dem Jungfrauenfelsen, während wir durchs Unterholz stapfen. Als wir zu Hause ankommen, geht Jelly noch mit in mein Zimmer hinauf. Wir lümmeln uns auf mein Himmelbett und quatschen. Über alles Mögliche. Vor allem aber über das, was in den letzten Wochen passiert ist.
    Jelly erzählt, dass ihre Mutter einen Termin bei Antonia Brugger ausgemacht hat. Und ich sage, dass das eine gute Idee ist, weil die Handauflegerin total in Ordnung ist. Und dass man mit ihr gut reden kann.
    Dann erzählt sie von ihrer Mutter. Davon, dass sie sich mit ihr ausgesprochen hat und es jetzt ein klein wenig verstehen kann, warum ihre Mutter nie die Wahrheit über den Vater gesagt hat.
    Sie erzählt von Raphael. Und davon, wie froh sie darüber ist, dass er nun für sie da ist. Sie spricht leise. Und langsam. Aber das macht nichts, weil ich in den nächsten drei Monaten ohnehin viel Zeit haben werde.
    Als sie fertig ist, lässt sie den Blick schweifen und bleibt schließlich an Gnist und Sommar hängen.
    »Und?«, will sie von mir wissen. »Bist du sehr traurig darüber, dass Finn jetzt doch nach London gegangen ist?«
    »Nein«, antworte ich. »Oder doch schon«, gebe ich lächelnd zu. »Aber deshalb wird sich an unserer Liebe nichts ändern!« Ich zeige ihr das Notebook, das ich von Finn bekommen habe, um mit ihm in Kontakt bleiben zu können. Ich erzähle ihr von meiner Theorie zu einem Funkensommer. Und ich erzähle ihr schließlich auch von dem Tag, als die Glühwürmchen in Delorns Garten getanzt haben und ein Feuerwerk in meinem Herz explodiert ist.
    Daraufhin nimmt Jelly mich in die Arme. Weil das beste Freundinnen ebenso machen, wenn man sich von etwas wirklich Großartigem erzählt.
    Und als es fast nichts mehr zu erzählen gibt und wir einfach nur noch im Bett herumfläzen und Musik hören, da fischt sie plötzlich einen Zettel aus der Hosentasche und sagt: »Ach ja. Den Zeitungsartikel wollte ich dir doch zeigen. Lies mal!« Sie drückt ihn mir in die Hand.
    »Drogendealer in örtlicher Diskothek gefasst«, steht als Überschrift. Mit klopfendem Herzen fange ich zu lesen an und seufze. Überrascht. Und erleichtert zugleich.
    Und Jelly lächelt mir zu, weil sie genau weiß, wie sie diesen Seufzer zu deuten hat. Weil sie genau weiß, dass sich dadurch etwas verändern wird. Weil sie genau weiß, dass vieles nun gut werden kann.

Was mir wichtig ist zu sagen
    Wie viele Geschichten ist auch Funkensommer in Bezug auf Handlung und Personen sowie manche Details frei erfunden.
    So habe ich mir zum Beispiel eine Droge ausgedacht. Treyes existiert in Wirklichkeit nicht, doch hat sie eine ähnliche Wirkungsweise wie viele der synthetischen Drogen, die es mittlerweile (leider!) zu kaufen gibt.
    Gnistsommar ist ebenfalls meiner Fantasie entsprungen. Dieses Poster gehört nicht zum Sortiment von Ikea, aber ich hoffe, dass man sich trotzdem ein Bild davon machen kann.
     
    Und auch wenn diese Dinge frei erfunden sind, habe ich darauf
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