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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer
Autoren: Michaela Holzinger
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haben nach ihm gesucht. Auch am See … jetzt weiß ich es wieder. Es war kein Traum …«
    »Ach Jelly …« Ich nehme meine Freundin in den Arm.
    Wieder suche ich nach den richtigen Worten, als mir auf einmal der Spruch der Handauflegerin einfällt, und ich flüstere in ihre Haare:
    »Wer lernt zu verzeihen, macht sich das daraus folgende Ergebnis selbst zum Geschenk. «
     
    Da endlich knirschen Schritte auf dem Kies und hinter der Friedhofsmauer tauchen zwei Haarschöpfe auf.
    »Wir sind so schnell gekommen, wie wir konnten«, sagt mein Bruder. »Danke, dass du uns angerufen hast!« Er nickt mir zu und geht in die Hocke.
    Jelly hebt den Kopf. Sie sehen einander an. Nur kurz. Doch dieser eine Moment genügt, um alles zwischen ihnen zu klären, und Jelly fällt Raphael in die Arme.
     
    Finn und ich machen uns daraufhin leise aus dem Staub. Weil wir ebenfalls etwas zu bereden haben. Und weil mir die ganze Sache genauso schwer im Magen liegt. Als er nach meiner Hand greift, sage ich: »Ich bin so froh, dass du gekommen bist!«
    Finn lächelt mir zu. »Und ich bin froh, dass du angerufen hast«, flüstert er und bringt mich weg von diesem trostlosen Ort.

Funkenleuchten
    »Bist du sicher, dass es in Ordnung geht?« Unsicher schaue ich auf das große gelbe Haus, das am Ende der Neubausiedlung von Tieglitz steht.
    Finn fischt nach seinem Haustürschlüssel und sagt: »Klar! Warum denn nicht?« Er sperrt die Haustür auf und bittet mich herein. »Außerdem sind sie gar nicht da«, hängt er grinsend dran. »Mach dir keine Sorgen. Meine Mutter würde dich mögen. Und mein Vater …«, er runzelt die Stirn und legt den Kopf dabei schief, »… lassen wir das lieber!«
    Ich folge ihm in den Hausflur und sehe mich neugierig um.
    Finn kickt seine Turnschuhe etwas zu heftig in eine Ecke.
    »Dein Vater war wohl nicht sehr erfreut darüber, dass du lieber die Klasse wiederholen willst?«, frage ich vorsichtig.
    »Kann man so sagen. Aber … das hat er jetzt zu akzeptieren. Ist ja schließlich mein Leben!« Er schnappt nach meiner Hand und zieht mich hinaus in den Garten.
    Der Wind hat sich in der Zwischenzeit gelegt und es scheint ein lauer Sommerabend zu werden. Leise zirpen die Grillen in den Blumenbeeten, während einzelne Solarlampen dazwischen aufleuchten.
    »Schön«, murmle ich und mache einen Schritt auf Finn zu.
    Er legt die Hand um meine Taille. »Ja! Meine Mutter steht total auf so was!«
    »Meine auch«, nicke ich und suche seinen Blick. »Ich wollte dir übrigens noch etwas sagen …«
    Finn dreht den Kopf zu mir rüber. »Was denn?«
    »Du brauchst wegen mir nicht hier zu bleiben«, flüstere ich.
    Wie auf Kommando legt sich seine Stirn wieder in Falten. »Aber … ich dachte … du willst … dass wir … nachdem du vorhin angerufen hast … hab ich geglaubt …«
    »Daran liegt es doch gar nicht«, stelle ich hastig klar. »Oder besser gesagt: Genau daran liegt es eben schon.«
    Finn brummt. »Ich verstehe gar nix mehr. Was meinst du denn damit?«
    Ich hole tief Luft und sehe Finn in die Augen. In diese wunderbaren blauen Augen, die mir in der Zwischenzeit so vertraut geworden sind. Dabei spüre ich, wie meine alte Freundin, die Tomatensuppenfarbe, die Gelegenheit wittert und sich auf meine Wangen stiehlt. Auch wenn es mir unendlich peinlich ist, es zu sagen, was ich nun zu sagen habe, will ich es tun. Ich bin es Finn einfach schuldig, endlich Klartext zu reden. Und mir auch.
    Also hole ich Luft und stammle: »Du … du … brauchst wegen mir nicht hier zu bleiben. Weil … weil das nichts an uns ändern wird. Denn ich … ich … ich liebe dich, auch wenn du in England bist. Verstehst du?« Die Tomatensuppe triumphiert.
    »Du liebst mich?« Finns Stimme wird weich. Er zieht mich an sich heran. »Du liebst mich, auch wenn ich nach England gehen sollte?«
    Ich nicke.
    Er zieht mich noch enger an sich heran, bis sich unsere Lippen fast berühren. »Ich liebe dich auch!«, höre ich seine Stimme, während die Tomatensuppenfarbe auf meinen Wangen vor Glückseligkeit zu zerfließen beginnt. Und schließlich verschwindet.
    Dann küssen wir uns. Lange und echt. Und ehrlich. Und mir geht das Herz dabei über, so schön ist es.
    Als wir uns voneinander gelöst haben, sieht er mich an und sagt: »Ich gehe aber trotzdem nicht nach England.«
    »Auch wenn du weißt, dass wir trotzdem beisammen sind? Ich meine, London ist eine tolle Stadt …«
    Finn murrt.
    »Und es wäre eine einmalige Gelegenheit …«
    »Du hörst dich
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