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Sehnsucht und Erfüllung

Sehnsucht und Erfüllung

Titel: Sehnsucht und Erfüllung
Autoren: Sheri Whitefeather
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1. KAPITEL
    Nach einer langen Autofahrt, vorbei an Ranches und schiefen Weidezäunen, verlassenen Pick-ups und Feldern voller Kornblumen, stand Kelly Baxter mitten in West Texas auf der Veranda eines Landhauses und wartete darauf, dass ihr Nachbar an die Tür kam.
    Der Charme der ländlichen Umgebung hatte bisher keine beruhigende Wirkung auf ihre strapazierten Nerven. Wegen dieser Reise hatte sie Streit mit ihrer Mutter gehabt. “Du solltest nicht allein verreisen”, hatte die ihr vorgehalten, “und erst recht nicht allein in einem heruntergekommenen Blockhaus mitten in der Wildnis wohnen. Mach dir lieber Gedanken über eine Vaterschaftsklage.”
    Kelly legte eine Hand auf ihren Bauch. Sie hatte das Blockhaus von ihrem Großvater geerbt, und in ihrer jetzigen Situation kam ihr ein abgelegenes Fleckchen Erde gerade recht. Damit ihre Mutter beruhigt war, hatte sie versprochen, bei Dr. McKinley vorbeizuschauen, dem Nachbarn, mit dem ihr Grandpa befreundet gewesen war. Sie würde sich kurz vorstellen und dann weiterfahren.
    Als endlich jemand öffnete, verschlug es ihr die Sprache. Der Mann, der da vor ihr stand, war nicht der Veterinär Dr. McKinley, den ihr Großvater ihr als einen rothaarigen Iren Mitte fünfzig beschrieben hatte.
    “Ich bin Kelly Baxter”, sagte sie hastig. “Und Sie müssen Shane Night Wind sein.” Dr. McKinleys Sohn, der Halbkomantsche war, und Grandpa zufolge eine ‘Wildkatze in Menschengestalt’.
    “Kelly Baxter?”
    Mit seinen braunen, gold gesprenkelten Augen sah er sie ebenso unverwandt an wie sie ihn. Dann ließ er den Blick über ihren Körper gleiten und verweilte kurz auf ihrem Bauch.
    Sie betrachtete seine hoch gewachsene, kräftige Gestalt eingehend und trat einen Schritt zurück. “Ist Dr. McKinley da?” Tom McKinley hätte sie sicher freundlich begrüßt, während der schwarzhaarige Shane sie nicht mal andeutungsweise anlächelte.
    “Er musste zu einer Ranch und nach kranken Tieren sehen. Kann ich Ihnen helfen?”
    “Ich wollte mich nur kurz vorstellen. Ich bin Butchs Enkelin und werde für ein paar Wochen in seinem Blockhaus wohnen. Ich bin gerade auf dem Weg dorthin.”
    “Butch war ein guter Mann, Miss Baxter. Es tut mir leid, dass Sie ihn verloren haben.”
    “Danke.”
    Ihr geliebter Grandpa war vor zehn Monaten an Krebs gestorben. Er hatte regelmäßig in dem rustikalen Blockhaus Urlaub gemacht und gehofft, dort seinen Lebensabend zu verbringen. Leider war sein Traum nicht in Erfüllung gegangen.
    Kelly atmete tief durch. Sie vermisste ihren Großvater momentan ganz besonders, denn er hätte ihre Unentschlossenheit wegen einer Vaterschaftsklage verstanden. Und er hätte sie fest in die Arme geschlossen, um sie über ihren seelischen Schmerz hinwegzutrösten.
    Shanes Blick glitt erneut über ihren Bauch. “Leistet Ihnen drüben denn jemand Gesellschaft?”
    “Nein, ich …” Seine Frage verunsicherte sie. “Ich bin allein hergekommen.”
    “Sie sind allein? Entschuldigen Sie, Miss Baxter, aber ist Ihnen klar, wie weit wir vom nächsten Ort entfernt sind?”
    Kelly ballte die Hände zu Fäusten. Ihre Mutter hatte fast das Gleiche gesagt. Grandpas Hütte sei zu abgelegen. Sie sei dort nicht sicher. Sie solle lieber zu Hause bleiben und sich mit ihrer Situation auseinandersetzen. Wegzulaufen würde wenig nützen.
    Ihr Arzt hatte aus gesundheitlicher Sicht keine Bedenken gehabt und ihr nach ihrer Rückkehr eine Routineuntersuchung empfohlen. Das Blockhaus war der ideale Zufluchtsort, wenn auch nur für ein paar kurze Wochen.
    Sie straffte die Schultern. “Ich muss los.” Sie hatte einen langen Flug hinter sich und eine noch anstrengendere Autofahrt, und nun schlug ihr die Missbilligung eines Fremden entgegen. Sie stieß schon zu Hause auf genug Widerstand. Auf Shane Night Winds Meinung konnte sie verzichten.
    “Warten Sie.” Er hielt sie am Arm fest.
    Ihre Blicke kreuzten sich. Die Goldsprenkel in seinen Augen schimmerten noch intensiver.
    “Das Blockhaus steht seit über einem Jahr leer.”
    Kelly schluckte. In ausgefransten Jeans und abgewetzten Lederstiefeln überragte dieser Mann sie um mindestens dreißig Zentimeter. “Die Verwalterfirma hat mir versichert, dass das Telefon funktioniert und dass ich Strom und Wasser habe.”
    Statt zu antworten, betrachtete Shane sie erneut von oben bis unten. Er schien den Blick nicht von ihrem Bauch losreißen zu können. Und gelächelt hatte er immer noch nicht. Ihr wurde ganz unbehaglich. Vielleicht lag es an
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