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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar
Autoren: Carter Brown
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kippte zur Seite und fiel dann schwer zu
Boden.
    Cook wandte sich zu mir und
kratzte sich mit dem Revolverlauf nachdenklich das schwarze Haarbüschel über
seinem rechten Ohr. »Ich hasse Wichtigtuer«, flüsterte er vertraulich. »Weshalb
hat er sich wohl unter Ihrem Namen einzuführen versucht, Mr. Boyd ?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich
gleichmütig. »Er wird wohl einen triftigen Grund gehabt haben, genau wie Sie
einen guten Grund dafür haben, sich weiterhin als Jonathan Cook auszugeben !«
    Der Pistolenlauf wanderte von
dem Haarbüschel in einem Halbkreis nach unten, bis ich direkt in die runde schwarze Mündung sah.
    »Und wie sind Sie zu dieser
Schlußfolgerung gekommen ?« erkundigte sich Cook sanft.
    »Ihre Stimme klingt anders als
vorhin am Telefon«, erklärte ich. »Außerdem war unser Dicker hier gerade dabei
zu verkünden, daß Sie nicht Cook sind. Deshalb haben Sie ihm ja auch eins über
den Schädel gegeben .«
    »Diese Frage läßt sich auf
denkbar einfache Art klären«, sagte mein Gegenüber halblaut. »Im
Schreibtischfach liegt meine Brieftasche, Mr. Boyd. Bedienen Sie sich. Die
Dokumente, die Sie darin finden werden, beweisen eindeutig, daß ich tatsächlich
Jonathan Cook bin .«
    Ich erhob mich aus meinem
Sessel und ging hinüber zum Schreibtisch, der an der Wand hinter dem regungslos
am Boden liegenden Bariton stand. Ich mußte mühselig über dessen Leibesfülle
hinwegklettern, um an das Möbel heranzukommen. Das obere Schubfach war leer,
als ich es öffnete, doch ich kam nicht mehr dazu, mich darüber zu wundern. Ich
hörte keinen Laut, aber ich wußte ja schon, daß Cook ein Mann schneller
Entschlüsse war. Nur den plötzlich aufzuckenden Schmerz spürte ich noch, als
der Revolverlauf gegen meinen Schädel sauste. Dann tat sich die Schwärze der Bewußtlosigkeit vor mir auf.
    Das ständig stärker werdende
schmerzhafte Pochen in meinem Schädel brachte mich endlich dazu, die Augen
wieder zu öffnen. Ich stellte fest, daß ich wie ein Bündel schmutziger Wäsche
über der Schreibtischplatte lag. Mit beiden Händen umklammerte ich die
Schreibtischkante und stemmte mich mühsam hoch. Dann drehte ich millimeterweise
den Kopf zur Zimmermitte. Mein Flüsterheini Cook war natürlich verschwunden,
aber der Bariton lag noch immer regungslos auf dem Teppich. Wahrscheinlich
hatte ich noch Glück gehabt, denn ihn hatte es offenbar sehr viel übler
erwischt als mich.
    Ich ging schwungvoll neben ihm
in die Knie, rollte ihn auf den Rücken und knöpfte ihm das Jackett auf. Dann
zog ich die schwere .38er Smith&Wesson Bodyguard-Pistole aus dem Gürtelhalfter und leerte die fünf Patronen des
Magazins in meine hohle Hand. Nachdem ich die Patronen in meiner Jackentasche
verstaut hatte, konnte ich das Schießeisen mit ruhigem Gewissen wieder an
seinem angestammten Platz im Gürtelhalfter des Dicken unterbringen. In seiner
Brieftasche fanden sich etwa 90 Dollar und ein Stapel Kreditkarten, alle
ausgestellt auf den gleichen Namen — Edward Sloan — und die gleiche Adresse in
den West Seventies .
    Nachdem ich auch die
Brieftasche dem Besitzer zurückerstattet hatte, rappelte ich mich mühsam auf
und ging zum Badezimmer. Ich wollte nur einen Schluck Wasser trinken und
vielleicht meinen Kopf ein paar Sekunden unter die kalte Brause halten. Wer
läßt sich dabei in einem winzigen Badezimmer schon gern von einer Leiche Gesellschaft
leisten?
    Ein sonnengebräunter toter Mann
in rohseidenem Tropenanzug lag der Länge nach mit übereinandergeschlagenen
Beinen in der Badewanne, den rechten Fuß nachlässig auf den Heißwasserhahn
gestützt. Möglich, daß er sogar recht gut ausgesehen hatte, als er noch lebte.
Nachträglich war das schwer zu entscheiden, denn ein grauenhaftes Entsetzen
hatte seine Züge verzerrt. Die weit geöffneten Augen waren mir wie in einem
letzten stummen Hilfeschrei zugewandt. Man hatte ihm die Kehle glatt
durchgeschnitten, und Hemd und Jacke waren blutgetränkt.
    Ich lehnte mich gegen die Wand
und suchte mit nicht ganz sicherer Hand nach einer Zigarette. In diesem
Augenblick hörte ich aus dem Nebenzimmer ein gequältes Stöhnen, gleich darauf
schnarrende Geräusche, unterbrochen von saftigen Flüchen. Der Bariton war aus
dem Land der Träume in die rauhe Wirklichkeit
zurückgekehrt. Die Tür zum Badezimmer stand weit offen, und ein paar Sekunden
später erschien Eddie Sloan in meinem Gesichtsfeld. Er betastete mit seinen
dicken Fingern vorsichtig die Beule an seiner Schläfe.
    »Was ist denn
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