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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar
Autoren: Carter Brown
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einem mißglückten Lächeln. »Auch mir tat es leid, Mr. Boyd !«
    »Wenn Cook sich aufs Festland
geflüchtet hat«, meinte ich, »kann er sich in vielen Schlupfwinkeln verborgen
halten. Er hat wahrscheinlich seinen Namen und sogar sein Aussehen verändert.
Meiner Meinung nach sind die Aussichten, ihn aufzuspüren, gering .«
    »Er ist nicht geflüchtet, Mr.
Boyd«, stellte sie mit kühler Stimme richtig. »Er hat dafür gesorgt, daß in den
Augen der Welt mein Vater als der Alleinschuldige dastand. Für Außenstehende
war Jonathan Cook das arme, betrogene Opfer. Er hält sich augenblicklich unter
seinem eigenen Namen in New York auf und wohnt im Palms Hotel .«
    »Vielleicht können wir den
Spieß umdrehen und beweisen, daß Cook den Ruin Ihres Vaters verschuldet hat und
Ihr Vater das arme, betrogene Opfer war ?« schlug ich
hoffnungsvoll vor.
    »Damit kann ich mich nicht
zufriedengeben«, sagte Laka Tong entschieden.
»Stellen Sie sich vor, Sie hätten Ihren Vater blutig und verstümmelt
aufgefunden, Mr. Boyd. Würden Sie sich damit zufriedengeben ?«
    Die Frage traf ins Schwarze,
und ich gab mir keine Mühe, eine Antwort darauf zu finden. »Was haben Sie
davon, wenn Sie jemand finden, der Jonathan Cook um die Ecke bringt !« versuchte ich ihr klarzumachen. »Sie landen auf dem
elektrischen Stuhl — weiter nichts !«
    Sie schlug langsam die
schlanken Beine übereinander. Als ich meine Augen widerwillig von der
Betrachtung der glatten, honigfarbenen Haut losriß ,
begegnete ich ihrem spöttischen Blick.
    »Deshalb brauche ich ja einen
Fachmann«, erklärte sie geduldig. »Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich Sie für
gerissen genug hielt, Cook umzubringen, ohne daß man Sie faßt .«
    »Wenn ich ihn umbringen würde,
Schatz«, erwiderte ich sachlich, »könnte ich keine Nacht mehr ruhig schlafen .«
    »Gewissensbisse, weil Sie ein
giftiges Insekt zertreten hätten?«
    »Nein — Angst, daß man mich
erwischen könnte«, erwiderte ich ehrlich.
    »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt,
daß Sie jeden Preis fordern können«, sagte sie mühsam beherrscht. » Wieviel wollen Sie haben? 1o ooo Dollar? 11 ooo ?«
    »Nein!«
    Mit einer geschmeidigen
Bewegung erhob sie sich. Die Seide ihres blauen Kleides knisterte leise.
    »Dann muß ich mich anderweitig
bemühen, Mr. Boyd .«
    Das klang so endgültig, daß ich
wußte: Jedes weitere Wort war zwecklos. Ich sah ihr nach, wie sie mit sanft
schwingenden Hüften zur Tür ging, und dachte wieder einmal, wie ungerecht es
doch auf der Welt zugeht. Da trug sie auf dünnen Bleistiftabsätzen ihr
himmelblaues, hochgeschlitztes Kleid im finsteren New York spazieren und suchte
einen Killer, anstatt zum Beispiel an einem mondüberglänzten Tropenstrand
barfuß und im Hula-Röckchen eine Sondervorstellung für einen gewissen Danny Boyd
zu geben.
    Zwei Sekunden später war sie
aus meinem Leben verschwunden. Zwei Minuten danach gab die Klimaanlage mit
einem metallischen Stöhnen den Geist auf. Ich konnte es ihr nachfühlen.
    Was konnte man von einem Tag
verlangen, der unter so schlechten Vorzeichen begonnen hatte! Ich war heilfroh,
als er zu Ende ging. Gegen halb sechs brachte meine Sekretärin, Fran Jordan,
mir ein paar Briefe zur Unterschrift. Fran ist ein hinreißendes Mädchen mit
flammendrotem Haar und grünen Augen, und ich weiß ihre Qualitäten auch
außerhalb unserer beruflichen Verbindung durchaus zu schätzen. Manchmal warfen
wir alle Bürogedanken über Bord und machten uns einfach ein paar schöne
Stunden. Es wäre mal wieder Zeit, dachte ich mit plötzlicher Sehnsucht.
    »Du bist das schönste Mädchen
von ganz Manhattan«, versicherte ich im Brustton der Überzeugung. »Und auch in
Brooklyn kann dir keine das Wasser reichen. Das gleiche gilt von Bronx, nicht
zu vergessen Queens und Staten Island .«
    Sie musterte mich mit einem
kühl abschätzenden Blick, legte die Briefe auf meinen Tisch und brachte sich
mit einem langen Schritt außer Reichweite.
    »Es ist nicht gerade ein
ästhetischer Genuß, dich mit weit offenem Hemd im Büro herumsitzen zu sehen !« fuhr sie mich an. »Aber der Blick, mit dem du mich eben verschlungen
hast, setzt allem die Krone auf. Die Wirkung ist alles andere als reizvoll .«
    »Wann wird denn die Klimaanlage
repariert ?« parierte ich ihren Hieb.
    »Ich soll im Herbst noch einmal
anrufen !« Sie lächelte boshaft. »Wenn wir Glück haben,
meint die Firma, können sie uns darin ganz unten auf die Warteliste setzen !«
    In diesem Augenblick
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