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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar
Autoren: Carter Brown
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1
     
    »Spüren Sie Jonathan Cook für
mich auf, und töten Sie ihn !« verlangte sie mit
unschuldsvollem Lächeln.
    »Einfach einfangen und
abmurksen ?« vergewisserte ich mich vorsichtshalber.
»Weshalb Sie ihn in die ewigen Jagdgründe befördern lassen wollen, möchten Sie
mir wohl nicht verraten ?«
    »Lassen Sie die Scherze, Mr.
Boyd !« Sie runzelte die Stirn. »Es ist mir bitterernst .«
    Draußen waren es 33 Grad im
Schatten. Der Sommer in den Straßenschluchten von Manhattan ist eine verrückte
Jahreszeit. Aber die Frau, die mir gegenübersaß, machte keineswegs einen
verrückten Eindruck — ganz im Gegenteil. Sie sah intelligent aus und bot im übrigen dem Beschauer einen
Anblick aufregend exotischer Erotik — oder erotischer Exotik, ganz wie man
will. Der Nachname, Tong, war chinesisch. Mit Vornamen hieß sie Laka . Dadurch wurde ihr fernöstlicher Reiz noch durch einen
Schuß Hawaii-Romantik angereichert. Mein Blut geriet in Wallung. Wenn ich sie
nur ansah, wurde mir trotz der emsig surrenden Klimaanlage schwül.
    Ihr schwarzes Haar glänzte wie
Lackleder und unterstrich die Zartheit des hellen Gesichtes, das den Schimmer
kostbaren Ming-Porzellans hatte. Der Farbton ihres engen Kleides im China-Look
war genau auf die Farbe ihrer unwahrscheinlich blauen Augen abgestimmt. Es
umspannte ihren kurvenreichen Körper wie eine seidige zweite Haut. Der lange
Seitenschlitz eröffnete atemberaubende Ausblicke auf einen sanft gerundeten,
honigfarbenen Oberschenkel. Sie befand sich seit vollen fünf Minuten in meinem
Büro. Ich hatte also bereits ausreichend Gelegenheit gehabt, mir meine Gedanken
über die Besucherin zu machen. An einen Mord hätte ich allerdings bei ihrem
Anblick selbst in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht.
    »Warum wollen Sie diesen Cook
ermorden lassen ?« fragte ich noch einmal.
    »Er hat meinen Vater auf dem
Gewissen«, antwortete sie schlicht. »Es geht um die Familienehre, Mr. Boyd !«
    »Wie soll ich das verstehen ?«
    In den tiefblauen Augen blitzte
es ungeduldig auf.
    »Ist das so wichtig? Ein guter
Freund aus meiner Heimat Hawaii hat mir den Rat gegeben, mich an Sie zu wenden,
Mr. Boyd. Sie seien schlau, tüchtig und für Geld zu haben, meinte er. Ich werde
Sie für diesen Auftrag gut bezahlen. Nennen Sie mir Ihren Preis. Warum zerbrechen Sie sich den Kopf über meine Beweggründe ?«
    »Wenn Sie beweisen können, daß
Cook Ihren Vater ermordet hat«, sagte ich, »hätten Sie sich, statt zu mir zu
kommen, einfach an einen Polizisten in Hawaii wenden können. Die Polizei ist
dort sehr tüchtig — das habe ich am eigenen Leibe erfahren !«
    »Es ist eine persönliche
Angelegenheit«, fuhr sie mich an. »Die Familie Tong hat so etwas immer unter
sich erledigt. Und ich denke nicht daran, diese Tradition zu durchbrechen, Mr.
Boyd !«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst
sein !« staunte ich. Ein Blick in ihr
finster-entschlossenes Gesicht belehrte mich eines Besseren. Ich versuchte es
mit Vernunftgründen. »Wenn Sie Beweise dafür haben, daß ein Mord geschehen ist,
bin ich herzlich gern bereit, Jonathan Cook aufzuspüren und ihn in Ihrem
Auftrag der Polizei zu übergeben. Wenn Sie wollen, kann ich ihn sogar
höchstpersönlich nach Hawaii befördern. Aber nicht einmal für eine
Exotenschönheit wie Sie würde ich mich entschließen, ihn zu ermorden. Vater
Staat versteht in dieser Beziehung keinen Spaß, und ich habe nicht die
geringste Lust, mein Leben als geschmorter Boyd zu beenden .«
    »Dann muß ich eben mein Glück
anderswo versuchen«, sagte sie gelassen.
    Ich stemmte die Ellbogen auf
die Schreibtischplatte, stützte mein Kinn in die Hände und betrachtete meine
Besucherin nachdenklich. Sie war jung, schön und sehr begehrenswert.
    »Erzählen Sie mir noch etwas
von Jonathan Cook«, schlug ich vor.
    »Er war der Geschäftspartner
meines Vaters«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Er war ein Betrüger und
ein Dieb. Nachdem er meinen Vater zugrunde gerichtet hatte, machte er sich aus
dem Staub und ließ meinen Vater die Schande allein tragen. Wenn es nur um ihn
allein gegangen wäre, hätte er es vielleicht nicht so schwergenommen, aber der
Ruf der Familie war mit in den Schmutz gezogen worden. Eines Abends spät traf
er dann seine Entscheidung. Er ging mit seinem Gewehr ins Schlafzimmer, steckte
den Gewehrlauf in den Mund und drückte ab. Es war eine großkalibrige Waffe, Mr.
Boyd. Ich fand ihn eine Stunde später .«
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
    Ihr Mund verzog sich zu
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