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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar
Autoren: Carter Brown
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überraschen .«
    »Sie haben wohl ’ne Vorladung
für ihn ?«
    »Er schuldet mir noch 50 Piepen
vom Würfeln. Wenn Sie ihn schonend auf meine Anwesenheit vorbereiten, setzt er
mit einem Hechtsprung aus dem Fenster, und ich kann wieder wochenlang
vergeblich hinter ihm herlaufen .«
    »Pech!«
    Ich nahm einen Fünfer aus der
Brieftasche und legte ihn auf den Empfangstisch. »Das sind zehn Prozent von
dem, was mir Johnny-Boy schuldet«, knurrte ich. »Dabei weiß ich noch nicht
einmal, ob ich es schaffe, ihm das Geld aus der Nase zu ziehen. Wenn ich in
seinem Zimmer feststellen muß, daß er ausgeflogen ist, hole ich mir den Fünfer
wieder, und Ihnen ziehe ich die Ohren lang. Solche Witze liebe ich nämlich
nicht sehr !«
    Eine dürre Krallenhand erschien
dicht über der Tischplatte, und der Fünf-Dollar-Schein verschwand wie
fortgezaubert. Der Herr Empfangschef fuchtelte mit seiner Nagelfeile dicht vor
meinem Gesicht herum und versicherte: »Ich bin doch nicht blöd! Cook ist
bestimmt in seinem Zimmer! Er ist raufgegangen, also muß er auch wieder
’runterkommen. Ist doch logisch !«
    Nach einem Blick auf den
altertümlichen Lift zog ich es vor, die Treppen zum zweiten Stock zu Fuß zu
gehen. Cooks Zimmer lag am Ende eines langen, dumpfigen Ganges, in dem der
Geruch der Spiegeleier und Bratkartoffeln hing, die sich die Hotelgäste seit
vierzig Jahren unerlaubterweise auf ihren Zimmern brieten. Ich klopfte an die
Tür mit der Nummer 21 und wartete geduldig. Gerade noch rechtzeitig war mir
wieder eingefallen, daß ich ja meinen edelmütigen Tag hatte, und ich legte mein
Gesicht in entsprechend ernsthafte Falten.
    Zehn Sekunden später öffnete
sich die Tür zwei Finger breit, und ein kaltes blaues Auge betrachtete mich
durch den Spalt.
    »Was wünschen Sie ?« Die Frage kam in heiserem Flüsterton.
    Ich wandte dem Auge mein linkes
Profil mit dem edelmütigen Ausdruck zu. »Mr. Cook, mein Name ist Danny Boyd.
Ich muß Sie sprechen! Es geht um Tod oder Leben! Glauben Sie mir bitte !«
    »Ach, gehen Sie doch los mit
Ihren Schauermärchen !« In dem fischigen blauen Auge blitzte es bösartig auf.
    » Laka Tong ist in New York !« sagte ich schnell. »Sie lechzt
nach Ihrem Blut !«
    » Laka Tong?« Cook zögerte sekundenlang. Dann öffnete er die Tür weiter. »Kommen Sie
meinetwegen herein, Mr. Boyd !«
    Das Zimmer war größer, als ich
gedacht hatte. An einer Wand stand eine breite Liege,
davor zwei Sessel und ein niedriger Tisch. Durch eine halbgeöffnete Tür sah man
in einen kleinen Nebenraum, eine zweite Tür führte offenbar zu einer Küche in
Puppenstubenformat neben dem Bad.
    »Setzen Sie sich, Mr. Boyd«,
flüsterte Cook. »Über Laka Tong möchte ich doch gerne
Näheres hören .«
    Ich ließ mich ihm gegenüber in
einem Sessel nieder und fragte mich, wie Laka Tongs
Vater jemals einem Mann hatte trauen können, der so ein Galgengesicht in der
Welt spazierentrug . Cook mochte etwa 40 Jahre alt
sein und war völlig kahl bis auf zwei dichte schwarze Haarbüschel über seinen
großen Ohren, die mich an Fledermausflügel erinnerten. Sein Gesicht war hager,
die Nase knochig, und die Lippen waren nur ein schmaler Strich. Der Blick der
kalten blauen Augen war ungefähr ebenso vertrauenerweckend wie die Beteuerungen
einer russischen Abrüstungsdelegation.
    »Heute früh hat mich Laka Tong in meinem Büro aufgesucht«, berichtete ich. »Sie
erklärte mir, daß sie den Tod ihres Vaters rächen wolle, und zwar auf die von
ihrem Gesichtspunkt aus schnellste und einfachste Art. Sie gab mir den Auftrag,
Sie umzubringen, Mr. Cook .«
    In den blauen Fischaugen blitzte
es beinahe belustigt auf. »Und haben Sie den Auftrag angenommen, Mr. Boyd ?«
    »Als ich >nein< sagte,
verschwand sie auf Nimmerwiedersehen«, sagte ich und bemühte mich, weiterhin
Edelmut auszustrahlen. »Vor einer Stunde bekam ich einen Telefonanruf. Sie
hatte den Auftrag anderweitig untergebracht, und mir wurde dringend empfohlen,
die Namen Laka Tong und Jonathan Cook aus meinem
Gedächtnis zu streichen .«
    »Das ist ja wirklich
hochinteressant, Mr. Boyd !«
    »Anschließend habe ich Sie
sofort angerufen, aber Sie legten auf, ohne mich anzuhören«, fuhr ich mit
sanftem Vorwurf in der Stimme fort.
    »Ich sehe jetzt ein, daß es
sehr voreilig war, Sie nicht aussprechen zu lassen, Mr. Boyd«, flüsterte mein
Gegenüber freundlich. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie sich die Mühe
gemacht haben, mich persönlich vor der drohenden Gefahr zu warnen .«
    »Ich
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