Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
schrillte
das Telefon. Ohne jede Begeisterung griff ich nach dem Hörer.
    »Mr. Boyd ?« fragte eine angenehme Baritonstimme.
    »Höchstpersönlich! Wer ist denn
dort ?«
    »Derselbe Mr. Boyd, der heute vormittag den Auftrag einer Südseeschönheit abgelehnt
hat?«
    »Ja, aber — wer zum Teufel
spricht da eigentlich ?« schrie ich aufgebracht.
    »Das spielt keine Rolle«, sagte
die Baritonstimme ganz freundlich. »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß sie den
Auftrag anderweitig vergeben hat. Es ist also das beste , wenn Sie so schnell wie möglich vergessen, daß
Sie je ihren Namen gehört haben. Das gleiche gilt für den Namen Jonathan Cook.
Kapiert, Mr. Boyd ?«
    »Augenblick mal !« rief ich. »Sie können doch nicht —«
    »Ich kann !« Die Baritonstimme klang schärfer. »Verlassen Sie sich darauf. Wenn Sie Wert auf
Ihre Gesundheit legen, vergessen Sie nicht, ein paar Knoten in Ihr Gedächtnis
zu machen. Okay?« Es klickte sehr endgültig in der Leitung.
    Interessiert sah Fran zu, wie
ich mit einer langsamen, ungeschickten Bewegung den Hörer auflegte.
    »Du sperrst den Mund auf, als
sollten dir gebratene Tauben hineinfliegen, du Ärmster !« spottete sie gutmütig. »Denk doch, was du deinem Profil schuldig bist!
Hervorquellende Augen und ein Hängekinn machen dich nicht schöner !«
    »Sie hat es also wirklich
geschafft !« sagte ich fassungslos.
    »Ich weiß zwar nicht, wer das
arme Kind ist«, meinte Fran sachlich, »aber du darfst es ihr nicht übelnehmen.
Hier auf Manhattan schwimmen genug Haie herum, wie du einer bist, die nur
darauf warten, daß ein Mädchen...«
    »Hat sie ihre Adresse
hiergelassen ?« fragte ich aufgeregt. »Oder vielleicht
ihre Telefonnummer?«
    »Das hört sich an, wie der Text
zu einem neuen Schlager«, meinte Fran spöttisch. »Ich glaube aber nicht, daß du
damit eine Goldene Schallplatte einheimsen wirst, Danny !«
    » Laka Tong !« brachte ich mühsam heraus. »Ich muß mich sofort
mit ihr in Verbindung setzen .«
    Sie schüttelte bedauernd den
Kopf. »Armer Casanova! Sie hat nichts hinterlassen. Nur einen leisen Hauch
ihres exotischen Parfüms, wie eine leichte Brise...«
    »Irgendwo in New York muß sie
doch wohnen«, sagte ich verzweifelt. »Versuch es in den Hotels !«
    »Allein einen Steinwurf von
diesem Bürofenster entfernt gibt es 50 Hotels«, meinte Fran sanft. »Ich wußte
gar nicht, daß du plötzlich so viel Zeit hast !«
    Langsam kam ich wieder zur
Vernunft. »Okay — dann verbinde mich mit Jonathan Cook im Palms Hotel .«
    »Meinetwegen!« Sie zuckte die
Schultern. »Wenn ich an die Kurven dieser Hawaii-Schönheit denke, wundert es
mich, daß du nicht ihre Personalbeschreibung komplett mit Grübchen und
Leberflecken in deinem kleinen schwarzen Notizbuch festgehalten hast .«
    »Ich möchte keinesfalls hetzen !« knirschte ich. »Aber zufällig geht es bei dieser Sache um
Leben und Tod !«
    »Wie aufregend!« Sie hob
spöttisch die Augenbrauen. »Du hoffst wohl, daß dieser Jonathan Cook ihre
Adresse hat ?«
    Sie mußte das Funkeln im meinen
Augen richtig gedeutet haben, denn sie wurde sichtlich weiß um die Nasenspitze.
Ich erhob mich halb von meinem Stuhl. »Keine Aufregung — ich gehe ja schon !« sagte sie hastig und verschwand in dem von mir
ehrenhalber zum Vorzimmer ernannten engen Verschlag. Dreißig Sekunden später läutete
es auf meinem Apparat, und Fran verband mich mit Cook.
    »Ja ?« ließ sich eine gletscherkalte Stimme vernehmen.
    »Mr. Cook«, sagte ich
aufgeregt. »Hier spricht Danny Boyd vom Detektivbüro Boyd. Ich muß sofort mit
Ihnen persönlich sprechen .«
    »Warum?« Seine Stimme klang um
keinen Deut freundlicher.
    »Es geht um Leben oder Tod. Am
Telefon kann ich nicht deutlicher werden, nur soviel :
Es handelt sich um Ihr Leben oder Ihren Tod, Mr. Cook !«
    »Sind Sie betrunken, Mr. Boyd ?«
    »Nein. Ich mache keine Witze,
es —«
    »Oder übergeschnappt?«
    »Hören Sie bitte zu. Ich —«
    »Wenn Sie nüchtern und im
Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte sind, Mr. Boyd, sehe ich keinen Grund dafür,
daß Sie mich belästigen. Ich verbitte mir das ein für allemal !«
    Zum zweitenmal innerhalb von zehn Minuten wurde die Verbindung getrennt, ehe ich ausgeredet
hatte. Ich legte den Hörer auf, zündete mir eine Zigarette an, stand vom
Schreibtisch auf und ging hinüber zum Spiegel. Dort betrachtete ich aufmerksam
mein Profil. Es schien unverändert — männlich markant wie immer und von links
noch eine Nuance wirkungsvoller. Auch der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher