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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild
Autoren: Roland Krause
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die Stadt. Mir gefällt es hier – aber hier kannst halt nix machen. Is halt so.«
    Â»Blablabla von vorn bis hint. Des is keine Entschuldigung.«
    Â»Ich brauch mich ned entschuldigen – vor wem denn?«
    Â»Vor dir selber – weil du bloß ein Windei bist, des nix hinkriegt. Ned amal, wenn’s drauf ankommt.«
    Â»So ein Schwachsinn – ich werd scho noch was hinkriegen.«
    Â»Du? Beweis es – ach – hast du ja scho zur Genüge.«
    Â»Klar – noch so’n dummer Spruch. Kaufst du die in der Großpackung? Soll ich a depperte Lehre anfangen? Mir dauernd von irgendeinem Schwollschädel Befehle erteilen lassen – kein Bedarf.«
    Â»Ja – Hochwohlgeboren ist zu Besserem berufen. Auf dich wartet keiner. Ned hier und ned anderswo.«
    Â»Ah – die alte Leier. Auf die hab ich scho gewartet. Ihr redets alle immer dasselbe. Die CD hat an Kratzer. Was geht’s dich an, was ich mach? Kann dir am Oasch vorbeigehen.«
    Der Sandner holt einen alten Schlüssel aus der Tasche und wirft ihn neben den Aschenbecher.
    Â»Was soll des?«, fragt ihn der Maxi verständnislos.
    Â»Der gehört zum Grainerhof. Des könnt dein Schlüssel sein. Der Hof gehört aufgeräumt, die Viecher versorgt. Und man könnt aus dem was machen, wenn ma an Traum oder a Idee hätt. Ich hab mit ihm gesprochen. Du könntest dort arbeiten.«
    Der Bursch lacht auf.
    Â»Als Knecht? Wie bescheuert ist das denn?«
    Â»Na, ned als Knecht – als Kompagnon oder Teilhaber, wie auch immer du des nennst, mit Handschlag und allem Pipapo.«
    Beide stieren den Schlüssel an.
    Â»Man könnt da ...«
    Â»Ja, da könnt man vieles machen. Der Grainer hat gesagt: Bedingung ist – keine Drogenräusch. Mit dem Kiffen tät er das ned so eng sehen, weil ihm ja auch ab und an der Schnaps gut neiläuft. Plantage ist aber kein Geschäftsmodell – verstanden?«
    Der Junge sagt nichts. Es arbeitet in ihm. Seine Stirn wirft Falten.
    Â»Vielleicht geht was zam«, sagt der Sandner, »vielleicht is es aber auch für die Katz, und ihr hockts da draußen nur deppert umanand und versandelts. Dann wär’s, wie es allerweil war. Was weiß ich. Aber vielleicht könntest du amal zeigen, dass du wem helfen kannst.«
    Der Bursch greift nach dem Schlüssel und betrachtet ihn.
    Der Kriminaler steht auf. »Ich muss jetzt los. Der Grainer ist noch a Woch im Krankenhaus – du müsstest heut amal nausschauen, zwecks den Viechern. Er verlässt sich drauf. Wirst dich scho zurechtfinden.«
    Bei der Balkontür dreht er sich noch mal um. »Meine Murnauer Kollegen, die sind ehrgeizig. Spitz wie die Radis. Die täten dich früher oder später von der Straße pflücken – also überleg dir des.«
    Der Maxi starrt auf seine Hand, in der er den Schlüssel verborgen hat.
    Â»Bist halt doch ein mieser Bulle!«, sagt er grinsend.
    Â»Ja – vergiss des ned«, bestätigt der Sandner und grinst zurück.
    Der Bursch wirft den Schlüssel nicht weg, behält ihn in der aktuell geballten Faust. Zumindest schmeißt er ihn nicht vom Balkon. Bloß ein Symbol. Das reicht dem Sandner. Mehr kannst du nicht erwarten. Er gibt ja nicht den Heilsbringer, dem die Gestrandeten zujubeln. Nur Gelegenheiten kann er pflücken, ab und an am staubigen Straßenrand.
    Hoffentlich werden die Murnauer den Ball flach halten. Am End wird Marias Sohn noch erschossen, prophylaktisch, damit er nichts anstellen kann. Aber dass seine Mutter im Stadl den Grainer zamgflickt hat, ist auf jeden Fall ein Pfund aufseiten der Mayers.
    D ie Maria hat sich hingelegt. Das musst du erst derpacken, vom messerschwingenden Mordbuben durch den Ort gehetzt und drangsaliert zu werden bis aufs Blut. Da wird sie zu beißen haben. Einen Tee hat sie sich aufgebrüht, besänftigende Kräutermischung. Der Schlaf ist allerweil ein probates Mittel, sortiert dir den Leib und das Hirnstüberl.
    Der Sandner macht sich auf den Weg zum »Ochsen«. Verabredet ist er mit dem Ferdl. Es wird nicht bei einem Bier bleiben, hat er der Frau prophezeit. Falls es die malträtierte Kehle gut hinunterläuft – aber die wird sich freuen, ums Vergessen. Könnte sein, dass es spät wird, aber kommen wird er.
    Morgen früh will es der Bürgermeister noch mal versuchen. Nicht zu früh.
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