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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild
Autoren: Roland Krause
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fühlen musst. Zumindest kommt nicht auf jeden Baum einer, der grad sein Bier wild ausbieselt oder die Grillwürscht ans überforderte Getier abgeben muss – sonst wär es eine Millionenmetropole.
    Wie er mit dem Leihwagen die Hauptstraße entlanggezuckelt ist, hat den Polizisten die Grübelei überkommen. Die Kasse im Hirn hat das übliche Ergebnis ausgespuckt: Man müsste halt öfter an den Zitzen von Mutter Natur zuzeln, zum Volltanken. Wer diesen Standardsatz nicht im Repertoire hat – der haust entweder schon in der Ammertaler Wildnis oder steht auf Fläschchennahrung aus gerammelt vollen Parkanlagen.
    Beim Ankommen im Wellnessressort hatten den Polizisten das Gekreisch einer Motorsäge und Musikfetzen einer Quetschn begrüßt. Besser als das ewige Hintergrundrauschen der Blechlawinen, das in der bayrischen Hauptstadt den akustischen Maßstab setzt. Eine Reminiszenz an seine Kindertage, die Quetschenmusi kennt er vom Vater her. Aufgespielt hatte der besonders entfesselt, wenn er aus dem Münchner Schlosseralltag herausgeschlüpft war, zur Verwandtschaft ins bäuerliche Hinterland. Der Sandnerbub immer dabei – freiwillig schreibt sich anders.
    G erade hat der Hauptkommissar das Wasser abgedreht, da dudelt ihm sein Handy die »Rawhide«-Melodie von den Blues Brothers vor. Kalter Guss zur Morgenstund.
    Â»Ja, leck mi!«
    Das wird der Kommissar Hartinger definitiv nicht vorgehabt haben. Ein zögerlich gewispertes »Guten Morgen, Herr Sandner« vernimmt der Kriminaler, wie er das Mobilteil unter seinen unnützen Hosen hervorgekramt hat.
    Â»Hartinger, zefix!« Mehr bringt der Sandner nicht heraus. Er kann dem jungen Burschen bloß den Namen in die Hörmuschel speiben. Vor Augen hat er ihn, den zappeligen, bleichen Rotschopf aus Altusried, dessen Wangen wahrscheinlich wie Kohlestückchen vor sich hin glühen.
    Â»Entschuldigung, Herr Sandner, aber ...«
    Â»Denkts euch einfach, ich wär am Hindukusch, oder mich hättens erschossen – oder beides!«
    Â»Wir haben einen Mord und ...«
    Â»Und was willst von mir? Ist dir die Wiesner Sandra ned gut genug? Ihr könnt auch den Bischoff Kare löchern. Nur weil der feine Herr Hauptkommissar jetzt im eigenen Sauhaufen grunzt, ist der nicht aus der Welt. Und warum rufts ned selber an, die Madame?«
    Â»Wir ham geknobelt, äh ... schnick, schnack, schnuck.«
    Â»Und du hast gegen die Sandra verloren? Ausgeschmiert wird sie dich haben.«
    Â»Da kann man nicht schummeln!«
    Â»Ah geh, ich hätt es auch gemacht.«
    Â»Herr Sandner, wir ham einen Toten, und es hat mit Bad Kohlgrub zu tun. Tut mir leid.«
    Â»Es tut dir leid? Davon kann ich mir nix kaufen.«
    Die Botschaft war herausgeschlüpft wie eine Natter, und der Sandner hat gewusst, dass er sie nicht zurück ins Loch stopfen könnte. Es wär auch umsonst – das greisliche Mistviech hatte zugebissen.
    Die Neugier hat den Leuten viele Errungenschaften der Zivilisation beschert, die Menschheit vorangebracht durch Weltumsegelungen etwa, parfümiertes Scheißhauspapier oder grandiose Klingeltöne.
    Ohne die Neugier würde allerdings das Leben vom Hauptkommissar Sandner in den nächsten Tagen bedeutend undramatischer verlaufen, aber er hat halt keine Kristallkugel im Tascherl – alles ehrliches Handwerk.
    H eadquarter, 9 AM:
    Â»Die Madame« schaut in der Münchner Dienststelle Hansastraße aus dem Bürofenster, so wie es sonst ihr Chef gern praktiziert. Sandra Wiesner, Oberkommissarin, leitende Ermittelnde – klingt gut – zumindest, bis der Sandner sich genug in der Heilschlammsuhle gewälzt hat, um wieder mittun zu können.
    Einsortieren ins Regal, abheften im Kopf, was der Morgen ihnen dahergeschleppt hat, wie eine listige Katz die zerfledderte Amsel. Gerade zurückgekommen aus Haidhausen, ist sie nicht recht bei der Sache. Dicht beim Tatort hat sie einst einen Lebensbeglücker genossen, der ihr ausgiebig von seinem handgenähten Schuhwerk mit atmender Sohle vorgeschwärmt hat – und mittendrin wollte er allerweil wissen, ob sie die Pille pünktlich eingeworfen hätte, falls der Gummi poröse Gemeinheiten ausheckte. Beischlaf mit Sicherheitsgurt, Helm und Airbag. Da kommst du auf schräge Gedanken, nur um einmal eine verdutzte Visage betrachten zu können. Atmende Schuhe, Jessasgott!
    Und der Zufall ist ein
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