Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild
Autoren: Roland Krause
Vom Netzwerk:
sich gewappnet hat. Da gibt es kein Gesetz, keine Regel. Das Unfassbare ist ein brutales Viech. Wenn es dich anfällt, hältst du nicht stand. Es reißt dir die Brust auf, drückt dir die Gurgel ab und stößt dir gewaltige Bratzen in den Magen. Nicht sein darf, was nicht sein kann. Das »Nimmermehr« kommt als Felsbrocken daher, der dir das Hirn zerhaut. Wehrlos wirst du umhergeschleudert und bist ausgeliefert.
    Aber diese Eltern? Was treibt die um? Noch nicht einmal Wut. Kein: »Was ist passiert?« Stoisch scheint der Brandl den Tod seines Sohnes hinzunehmen. Passt gerade schlecht vor der Messe. Als hätte sich ein lang prophezeites Schicksal endlich erfüllt, und die quälende Ungewissheit wäre vorbei. Nur der Zeitpunkt hat nicht harmoniert. Wenn hier die Wahrheit rausspitzt, hat der Sandner gerade im Ort um Arbeit gebettelt. Kruzifix! Er könnte dem Hartinger die Löffel lang ziehen, wie einem Schulbub. »Stell dich ins Eck und mucks dich nimmer.«
    Die Brandls geben dem Sandner nicht eine Sekunde, seine wirren Gedankenbänder zu entknoten. Sie setzen sich gleich in Bewegung.

    W arum man den Staatsanwalt Wenzel nie hört, wenn er ins Büro kommt? Die Wiesner beschäftigt sich in letzter Zeit zu viel mit der Beschaffenheit von Schuhsohlen. Vielleicht verbirgt sich aber einfach ein Federkleid unter dem dezenten braunen Anzug, das würde zu seiner knöchernen Physiognomie passen. Er zieht seine Kreise und stößt lautlos herunter, um sich kleine Nager zu krallen.
    Â»Frau Oberkommissarin Wiesner, was haben wir an Fakten?«
    Ein Mäuschen ist die Wiesner nicht, da würde er sich gscheit verschlucken an dem Bissen.
    Der Staatsanwalt kommt dicht an den Schreibtisch und reckt ihr auffordernd seinen Schädel entgegen. Gleich eine Watschn oder später? Dass der Wenzel diesen Sonntag Bereitschaft haben muss, wäre für Schicksalsgläubige Grund, Klagegesänge anzustimmen oder sich in die Tonne zurückzuziehen.
    Die Wiesner nimmt ihn hin wie einen Platzregen ohne Schirm. Über roulierende Dienstplangestaltung ist der Mörder halt nicht informiert gewesen. Für den Wenzel ist es auch kein Feiertag.
    Aktuell ist er in der Warteschleife, der »Ober« soll ja anstehen. Oberwenzel. Das macht ihn augenscheinlich nervös. Um alle Fettnäpfchen ist er grazil herumgetänzelt, nur der Sandner hat ihn ab und an aussehen lassen, als trüge er Holzpantinen zum Schwanentanz. Und dass der ihn letztes Jahr um ein Haar von einer Autobahnbrücke geschmissen hätte, ist keine vertrauensfördernde Maßnahme gewesen. Auch wenn sich der Polizeiapparat drauf geeinigt hatte, dass der Sandner in einem emotionalen Ausnahmezustand gewesen wär, Schock – halt gerade nicht alle Schrauben parat im Kasterl. Kommt vor. Für den Wenzel unverständlich, weil für ihn der Hauptkommissar sowieso eingeliefert gehört. Lieber heute als morgen. Der offensichtliche Mordversuch war für ihn eine Bestätigung gewesen, quot erat demonstrandum. Dass der Staatsanwalt zu allem Überfluss mit der ehemaligen Frau Sandner verbandelt ist, könnte man demgegenüber als Randnotiz abhandeln.
    Â»Schön«, leitet die Wiesner ihre Rede ein. Sie weiß, dass sie und ihr Team in Sippenhaftung genommen sind, und da kann der Hahn krähen, sooft er lustig ist, anbieten wird sie dem Wenzel nichts, um den Sandner auszuschmieren. Obwohl es sich in seinem Stuhl recht bequem anfühlt.
    Â»Also, eine anonyme Anruferin hat uns heut Morgen eine Leich in einer Wohnung in der Sedanstraße gemeldet. Stimme klang jung, sie hat vom Telefon des Toten angerufen. War also in der Wohnung, wahrscheinlich nach dem Tod, weil der Aschenbrenner sagt, der Brandl Toni wär Samstagabend so um acht gestorben respektive umgebracht worden.«
    Â»Wieso schließen Sie die Frau gleich als Täterin aus?«
    Â»Mein Menschenverstand sagt mir, dass du nicht in der Nacht jemanden umbringst, neben der Leich zwölf Stunden hockst und dann anonym die Polizei rufst, aber schau mer mal.«
    Â»Vielleicht Reue? Sie hätte doch zurückkommen können. Beziehungstaten widersprechen allzu oft der gesunden Logik, Frau Oberkommissarin.«
    Â»Dankschön für den Hinweis. Wir sind erst am Anfang, aber des läuft alles so weit. Die Nachbarn und das Umfeld werden grad befragt, Kontoauszüge und Telefon schau ich mir grad an. Für die Spurensicherung ist es wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher