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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild
Autoren: Roland Krause
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tut’s ihm gleich. Was immer es bedeuten mag, zumindest ein Anfang an vernünftiger Kommunikation. Saudumme Sprüche klopfen könnte ja aktuell ein jeder.
    D er Sandner hat sich überwunden. Zuerst hat er unter der Dusche stehen müssen. Lange. Eine grobe Bürste hätte er benötigt. Den Geruch vom Hambacher hat er sich abschrubben wollen. Angeheftet ist der gewesen, als wär es eine zweite Haut. Wie du es erlebst, wenn du in der Fischfabrik alle Tag Gedärme aus den Leibern reißen darfst oder du deinem Tagwerk an der Güllegrube nachgehst. In jeder Pore hat er sich eingenistet – sogar auf der Zunge hat er ihn geschmeckt. Ranzig-schweißige Mischung, getränkt mit Arganöl. Vielleicht ist es eine symbolische Waschung gewesen, die Psychologie könnte da bestimmt ihre hypothetische Kernseife dazu reichen.
    Gleich drauf ist er in frisch erworbenen Jeans und schwarzem Sweatshirt nach Murnau ins Krankenhaus gepilgert. Als Besucher. Zum Grainer hat er sich gesellt. Physisch ist der bestens beieinander gewesen. Konstitution vom Ochsen. Sein Hax wird ein paar Wochen Ruhe brauchen. Letzten Endes ist es ihm wurscht gewesen. Hier liegen oder anderswo. Die Geschichte mit dem Hambacher hat ihn aufgewühlt.
    Dass er seine Tochter nicht hat schützen können, hat ihm Tränen in die Augen getrieben. Die Zeit heilt die Wunden nicht immer. Manchmal überschminkt sie die, damit du sie nicht mehr vor Augen hast.
    Wie er den Brief von der Anni an den Brandl gelesen hat, war ihm klar, was passiert sein musste. Der Hambacher sollte dafür büßen. Herausgepresst hat er es aus ihm, wie es hergegangen ist mit der Anni. Seine Flinte am Schädel hat den Beichtstuhl ersetzt. Effektiv.
    Ums Häusl ist es gegangen, ums Erbe. Dem Nietzsche ist klar gewesen, dass nur drei Dinge den Menschen umtreiben: Geld, Geld und Geld.
    Verbindlichkeiten hat er gehabt, der Hambacher, wegen Umbau und Renovierung und Firlefanz. Das Wasser ist ihm bis zum Hals gestanden. Fest eingeplant war die Immobilie der Tante. Und dann kommt einfach die Anni daher und würde ihm seinen sicher geglaubten Besitz wegnehmen. Wegen der sollte er in Sorgen ersaufen? Nein. Von wegen – die Alte hätte es ihr vererben wollen! Bestehlen wollte die Anni ihn! Häuslschleicherin, windige. Nicht mit ihm! Seine Wut auf die Anni hat ihn nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. So hat er ihr und der Tante ein starkes Sedativum in den Tee gemischt. Vom Doktor Strauß hat er sich das besorgt, weil er nicht mehr schlafen hat können. Keine Lüge. Oben in einem Zimmerl hat er sie eingesperrt, als sie weggetreten waren, weil’s noch ein bisserl hell gewesen wäre. Die Anni hat er bei Anbruch der Dunkelheit wegholen wollen. Aber sie wäre wohl noch einmal aufgewacht und in Panik runtergehupft vom Balkon im ersten Stock. Er hat sie bewusstlos gefunden, ins Auto geworfen, ihr Radl dazu und sie in den Wald beim Weiher geschafft. Niemand hat mitbekommen, wie er sie aufgehängt hat.
    Jetzt hat der Sandner sich zusammenreimen können, wie das mit Annis gebrochenem Fersenbein zugegangen ist.
    Den Grainer hatte die Schilderung im Wald überwältigt. Es ist für den Hambacher nicht schwer gewesen, ihm das Gewehr zu entreißen. Gerangelt haben sie, ein Schuss hat sich gelöst. Den Rest hat der Sandner am eigenen Leib erfahren.
    Lange haben sie sich noch unterhalten, die beiden Väter. Ganz vorsichtig sind sie von der Vergangenheit in die Zukunft geschlichen, wie Diebe, die niemand entdecken darf. Weil’s dem Grainer wohl vorgekommen ist, als würde er stehlen, was ihm nicht mehr zusteht. Schätze sind das eh keine gewesen. Ein dünner Faden vom Hoffnungsdeckerl.
    D er Maxi sitzt auf dem Balkon und raucht, als der Sandner zurückkommt. Er lässt sich neben ihm auf das Holzbankerl plumpsen.
    Â»Des war richtig Scheiße«, sagt der Bursch zu ihm.
    Der Sandner nickt.
    Â»Richtig Scheiße, mich stehen zu lassen, das war ein Drecksgefühl.«
    Noch immer schweigt der Münchner.
    Â»Ich hätt ...«
    Â»Nix hättst du auf die Reih bracht, red ned daher.«
    Â»Wer sagt des?«
    Â»Ich.«
    Der Junge zieht heftig an der Zigarette und zerquetscht sie im Aschenbecher.
    Â»Dreck«, sagt er.
    Â»Warum hockst hier eigentlich bloß umanand? Träumst du von nix?«
    Â»Hier is es doch cool, die Landschaft und alles. Passt scho. Ich will ned weg oder so – nicht in
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