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Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen
Autoren: Tina Caspari
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trockenzureiten.
    Tom arbeitete mit Troilus auf dem Springplatz, er hatte sich einen mittelschweren Parcours aufgebaut und versuchte sein Pferd langsam an schwierigere Aufgaben heranzuführen. Bille schaute ihm eine Weile zu, dann kehrte sie in den Stall zurück. Sie brachte San Pietro wieder in die Box, versorgte ihn und sattelte Troja, um auch mit ihr noch eine Weile ins Gelände zu gehen. Als sie den Stall verließ, kam Simon gerade aus der Halle zurück. Bille ging an ihm vorbei, als sähe sie ihn nicht.
    „Sag mal, ist irgend was ?“
    „Wie?“
    „Du bist so komisch? Hast du was?“
    „Was soll ich denn haben?“
    Bille schwang sich in den Sattel und ritt davon. Simon sah ihr ratlos nach.
    Als sie nach einer guten halben Stunde zurückkam, wartete Simon vor dem Stall auf sie. Er wollte gerade auf sie zugehen und sie beim Absteigen auffangen, als hupend ein kleiner roter Fiat auf den Hof bog. Aus dem offenen Fenster lehnte Karla und winkte Simon strahlend zu.
    „He, großer Meister, was sagst du dazu? Mein Abiturgeschenk, stell dir vor! Als ich heute morgen zum Frühstück hinunterkam, lagen Schlüssel und Papiere auf meinem Teller. Sind meine Alten nicht Spitze?“
    „Allerdings. Herzlichen Glückwunsch!“
    „Na los, steig ein, ich lade dich zu einer kleinen Probefahrt ein! Bist du hier fertig? Dann fahre ich dich nach Hause.“
    „Aber mein Wa...“
    „Nun komm schon! Den kannst du auch morgen holen“, drängte Karla. „Ich hole dich morgen ab und fahre dich her. Ich muß doch jetzt soviel wie möglich üben!“
    Simon machte eine hilflose Geste zu Bille hin und stieg ein. Bille drehte sich abrupt weg und zog Troja hinter sich her in den Stall.
    „Na? Hast Konkurrenz gekriegt, was?“ sagte Hubert grinsend.
    „Rutsch mir den Buckel runter“, knurrte Bille. „Eine blöde Ziege.“
    „Ich finde sie eigentlich sehr nett“, bohrte Hubert weiter. „Sie hat sich gestern lange mit mir unterhalten. Hat sich alles erklären lassen und sich nach meiner Arbeit erkundigt. Hochgestochen oder affig ist die nicht, auch wenn sie so schnieke aussieht.“
    Bille fühlte sich auf einmal schrecklich müde. Mutsch hatte wohl recht, sie war in letzter Zeit überhaupt nicht zum Verschnaufen gekommen. Die Schule und das viele Training mit den Pferden hatten sie erschöpft.
    „Klar ist sie ein netter Kerl“, sagte sie zu Hubert. „Sie ist sogar ein Supermädchen. Wenn ich ein Junge wäre, würde ich die nehmen oder keine.“
    „Na, du bist schließlich auch nicht ohne“, bemerkte Hubert gönnerhaft.
    „Danke, bemüh dich nicht.“
    Bille brachte Sattel und Trense in die Sattelkammer, vergewisserte sich noch einmal, daß bei den Pferden, die sie heute geritten hatte, alles in Ordnung war, dann holte sie Zottel von der Koppel hinter dem Stall, sattelte ihn und ritt nach Hause. Eigentlich hatte sie versprochen, noch einmal in die Schulreithalle zu schauen, wo der elegante Carl-Anton heute unter den gestrengen Blicken Ignaz’ des Schrecklichen zum erstenmal seinen Dukat ritt. Aber sie hatte nur den einen Wunsch, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und allein zu sein.
    In den nächsten Tagen versuchte Simon immer wieder mit Bille ins Gespräch zu kommen, doch sie wich ihm ständig aus. Schließlich gab er auf und ließ sie in Ruhe.
    Mochte sie ihn nicht mehr? Hatte sie sich ihm entfremdet? Hatte sie sich in einen anderen verliebt? Oder war es wirklich nur die Erschöpfung nach den vielen Wochen, in denen sie seine Pferde mitbetreut hatte? Simon wußte es nicht. Er kam auch kaum dazu, darüber nachzudenken; denn die ersten Turniere standen vor der Tür, und er mußte endlich wieder systematisch trainieren, wenn diese Saison nicht für ihn verloren sein sollte.
    Außerdem war da diese Karla, die jeden Tag aufkreuzte, um ihn mit etwas Neuem zu überraschen: Einladungen, Ausflüge, wichtige Leute, denen sie ihn unbedingt vorstellen mußte und die angeblich für seine Zukunft ungemein wichtig waren. Oder sie brauchte dringend seinen Rat oder seine Hilfe. Und wenn ihr sonst nichts einfiel, dann kam sie ganz einfach, um ihm beim Training zuzuschauen.
    So geschah es, daß Bille und Simon in den nächsten Wochen nebeneinander herlebten wie zwei Berufskollegen, deren einziger Gesprächsstoff die tägliche Arbeit ist.

Die Vergeltung

    „Hast du deine Nennung für Neukirchen schon rausgeschickt, Bille?“ fragte Ignaz der Schreckliche, als sie Dukat nach dem morgendlichen Training in den Stall zurückbrachte.
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