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Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen
Autoren: Tina Caspari
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gesprochen, so sehr hatte er gebüffelt. Und waren sie beisammen, hatte er sie manchmal gar nicht wahrgenommen. War wirklich nur das Abitur daran schuld gewesen?
    Bille versuchte, sich auf ihre Vokabeln zu konzentrieren, doch immer wieder wanderten ihre Gedanken nach Peershof hinüber. Kurz vor drei lief sie schließlich zum Telefon und rief an. Daniel war am Apparat.
    „Simon? Du, der ist gerade weggefahren. Ich dachte, er holt dich vielleicht ab? Ehrlich gesagt, ich wollte mir nämlich seinen Wagen ausleihen, aber er sagte, er brauchte ihn selber. Ich hab gedacht, ihr habt irgendwas vor.“
    „Okay, dann müßte er ja gleich hiersein. Dank dir schön, Daniel.“
    Bille lief zum Wohnzimmerfenster und schaute die Straße hinauf. Wollte Simon sie überraschen? Wollte er einen Ausflug mit ihr machen, einen Stadtbummel mit Konditorei und Kino — zum Trost für die Schinderei in den letzten Wochen? Aber seine Pferde waren noch nicht bewegt worden! Oder hatte er das inzwischen getan? Vielleicht hatte er Daddy oder Tom darum gebeten — oder Joy, die ritt so gut, daß man ihr jedes Pferd anvertrauen konnte.
    Bille lief in ihr Zimmer hinauf, um sich hübsch zu machen. Vor ein paar Wochen war Simon mit ihr einkaufen gegangen und hatte ihr beim Aussuchen neuer Sommergarderobe geholfen. Zwar war es nicht direkt sommerlich warm, überlegte sie, aber die leuchtendrote Leinenhose mit dem grob gehäkelten weiten Pulli in Weiß und Rot konnte sie anziehen. Mit den kurzen weißen Stiefeln sah das toll aus.
    Sie zog sich um, versuchte eine andere Frisur, einen neuen Lidschatten und drehte sich vor dem Spiegel. Sie konnte mit sich zufrieden sein.
    Wo blieb er nur? Er hätte längst dasein müssen! Sie begann ihr Zimmer aufzuräumen, stellte das Radio an und wieder aus, blätterte in einer alten Illustrierten und schaute immer wieder auf die Uhr. Um vier Uhr war es klar: Simon war nicht nach Wedenbruck gefahren. Also konnte er nur in Groß-Willmsdorf sein.
    Bille zog sich wieder um, ging in den Stall, sattelte Zottel und ritt nach Groß-Willmsdorf hinüber. Simons Ente stand vor dem alten Pferdestall. Vielleicht hatte er sich erst um seine Pferde kümmern und sie später abholen wollen. Aber warum hatte er nicht wenigstens angerufen und ihr Bescheid gesagt? Bille brachte Zottel zu Black Arrow in die Box und schaute sich um. Feodora fehlte, also war er mit ihr in die Halle hinübergegangen.
    In der alten Reithalle war Simon nicht. Florian arbeitete, von Nico kritisch unter die Lupe genommen, mit seiner Florentine.
    „Habt ihr Simon gesehen?“
    „Draußen auf dem Springplatz“, antwortete Nico und wandte sich schnell wieder Florian zu.
    „Okay, danke.“
    Bille ging über den Hof zum Springplatz hinüber, der hinter den Wirtschaftsgebäuden im Schutz mächtiger alter Eichen lag, geschützt vor den allzu neugierigen Blicken der Sonntagsspaziergänger, die sich manchmal aufmachten, um bei dem berühmten Turnierreiter Hans Tiedjen ein wenig hinter die Kulissen zu schauen.
    Schon von weitem hörte Bille das Lachen. Hell und zugleich warm und voll. Zunächst vermutete sie, Fremde hätten sich bis zum Springplatz vorgewagt, ungeachtet des Schildes Zutritt verboten. Aber dann hörte sie Simon sprechen; er rief etwas, eine scherzhafte Bemerkung wohl, denn wieder antwortete das Lachen.
    Und dann sah Bille sie. Ein Mädchen wie aus einer Coca-Cola-Reklame, haselnußbraunes Haar, große, dunkelbraune Augen, Grübchen, Zähne wie Perlen und ein bräunlich rosiger Teint von der Zartheit eines eben gereiften Pfirsichs. Gekleidet war das Wunderwesen in einen modischen weißen Overall, dessen Ärmel sie lässig aufgekrempelt hatte; der offene Reißverschluß ließ viel braungebrannte Haut sehen. Die weichen Stiefel waren die gleichen, die Simon für sie selbst ausgesucht hatte. Bille starrte das Mädchen verwirrt an.
    „He, da bist du ja! Grüß dich! Kennt ihr euch? Das ist Bille — und Karla“, rief Simon. „Karla möchte lernen, wie man unüberwindbare Hindernisse nimmt“, lachte er.
    „Aha!“ Bille machte kein besonders intelligentes Gesicht.
    Karla hatte sich bereits wieder abgewandt, ihre Augen hingen fasziniert an Simon, der mit Feodora gerade eine schwierige Kombination nahm.
    „Toll!“ rief sie und fügte mit blitzenden Augen hinzu: „Ich bewundere dich, Simon, so was könnte ich nie!“
    „Es beruhigt mich, dir wenigstens auf diesem Gebiet überlegen zu sein, nachdem ich mich auf anderen Gebieten als ein solcher Stümper
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