Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen
Autoren: Tina Caspari
Vom Netzwerk:
erwiesen habe.“
    „Du übertreibst“, Karla lachte gurrend, „du willst nur Komplimente hören.“
    „Ich liebe Komplimente! Du nicht?“
    So ging das eine Weile hin und her. Bille kam sich entsetzlich überflüssig vor. Simon zog mit Feodora eine echte Show ab. Zu verstehen war es bei einem Mädchen wie Karla. Die konnte einem Jungen schon den Kopf verdrehen. Bille wandte sich zum Gehen.
    „Reitest du jetzt?“ rief Simon hinter ihr her.
    „Nein, hab ich heute morgen schon erledigt.“
    „Und warum bist du gekommen?“
    „Weil ich sehen wollte, ob du zufällig hier bist. Daniel sagte was davon, daß du mich abholen wolltest.“
    „Das muß er mißverstanden haben. Ich habe Karla abgeholt. Sie wollte gern die Pferde sehen.“
    „Okay, ist ja gut. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich heute deine Pferde bewegen sollte oder nicht. Als ich bei dir anrief, schliefst du noch, und deine Mutter wußte nicht Bescheid.“ Bille drehte sich auf dem Absatz um und ging, ehe Simon noch etwas sagen konnte. Blöde Frage, warum sie hergekommen sei! War das plötzlich so außergewöhnlich, daß sie ihn sehen wollte? Bitte schön, es ging auch anders. Wenn er sie nicht sehen wollte, sie würde sich ihm bestimmt nicht an den Hals werfen!
    Bille ging in den Schulstall hinüber, um noch einmal nach Dukat zu sehen und einen Blick zum Indianer hineinzuwerfen. Doch der Indianer war nicht da, er machte einen Spaziergang mit seinen drei Alten, wie Achmed sagte, der vor dem Stall auf der Bank in der Sonne saß und hingebungsvoll auf einer kleinen Flöte blies, die er sich geschnitzt hatte. Bille setzte sich für eine Weile neben den Türkenjungen, hörte ihm zu und fühlte sich auf einmal schrecklich traurig: in einer Mischung aus Fernweh, Sehnsucht nach der Nähe Simons und einem Gefühl, das sie nicht deuten konnte und in dem sich alles mischte: der Gedanke an Leben und Tod, Sommer und Winter, Licht und Dunkelheit und an alles, was sie je bekümmert und erfreut hatte. Sie hätte weinen mögen, und weil sie das nicht wollte — jedenfalls nicht vor Achmed — , nickte sie ihm zum Abschied zu und ging.
    Als sie in den alten Stall kam, war Simon noch nicht zurück. Wahrscheinlich führte er jetzt Feodora trocken und spazierte zu diesem Zweck mit Karla durch die Gegend. Na schön, sie würde sich dadurch nicht aufhalten lassen. Vermutlich würde er ohnehin seine neue Flamme nach Hause fahren und den Rest des Tages mit ihr verbringen.
    Bille hatte keine Lust, jetzt jemandem zu begegnen. Zum Glück waren Tom, Bettina, Florian und Nico nirgends zu sehen, und auch Joy war vermutlich mit Daniel in Peershof drüben. Bille zog Zottel aus dem Stall und ritt in gestrecktem Trab nach Wedenbruck zurück.
    Mutsch und Onkel Paul blieben zum Abendessen bei Inge und Thorsten. Bille machte sich in der Küche schnell einen Tee und ein Wurstbrot, stellte alles auf ein Tablett und ging in ihr Zimmer hinauf. Nach etwa einer Stunde klingelte das Telefon. Bille tat, als hörte sie es nicht. Nach einer weiteren Stunde klingelte es noch einmal — lang und anhaltend. Sie stand auf und ging zur Tür, doch dann kehrte sie wieder um. Sollte er ruhig glauben, sie sei ausgegangen.
    Sie trank ihren Tee, lernte ihre Englischlektionen, so gut es ging, und wartete insgeheim darauf, daß das Telefon noch einmal klingelte. Aber es blieb still.
    Als sie am Nachmittag darauf Black Arrow in der Halle ritt, kam Simon mit Nathan herein.
    „He, lebst du noch!“ sagte er vorwurfsvoll. „Wo hast du gestern abend gesteckt? Ich hab versucht, dich zu erreichen, aber niemand hat sich gemeldet.“

    „Ich war in meinem Zimmer und habe Englisch gepaukt. Vielleicht habe ich es nicht gehört.“
    „Das gibt’s doch nicht!“
    „Warum nicht?“
    Simon stieg kopfschüttelnd in den Sattel und ließ Nathan im Schritt neben dem Hufschlag gehen. Bille mied ein Zusammentreffen mit ihm und galoppierte auf dem Zirkel, solange er in der Nähe war. Eine Weile ritten beide schweigend. Dann kam Hans Tiedjen mit San Pietro in die Halle, und von nun an drehte sich das Gespräch nur um das Reiten.
    Hans Tiedjen ritt den jungen Fuchswallach eine Weile, bis er durch und durch gelockert war, dann übergab er ihn Bille und trainierte mit ihr noch einmal intensiv eine halbe Stunde.
    Simon hatte Black Arrow mit in den Stall genommen und kehrte nun mit Feodora zurück. Jetzt nahm sich Hans Tiedjen seinen Nachfolger und Musterschüler vor, und Bille ging mit San Pietro hinaus ins Gelände, um ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher