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Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen
Autoren: Tina Caspari
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Augenblick der Ruhe zu genießen.
    Der Indianer, der ein bißchen durch das Gelände gestreift war, kam zu ihr herüber und setzte sich neben sie, aber er störte sie nicht. Er hatte viel gesehen, viel beobachtet. Manches hatte ihm gefallen, anderes gar nicht. Falscher Ehrgeiz, Rücksichtslosigkeit gegen Pferde, Lieblosigkeit, Dummheit, mangelndes Einfühlungsvermögen im Umgang mit den vierbeinigen Freunden waren Dinge, die ihn tief unglücklich machen konnten. Und Johnny, der Indianer, hatte seine eigene Art, mit Pferden zu sprechen und von ihnen zu erfahren, was sie bedrückte.
    Auch der zweite Turniertag ging erfolgreich für die Groß- Willmsdorfer zu Ende. Nun wartete man gespannt auf den Sonntag, den Tag, an dem die Großen, die Könner und Profis starteten.
    Bille hatte den Tag der Vorbereitungen in großer Ruhe und Konzentration verbracht. Da auch Tom, Joy, Florian, Nico und Simon starteten und ihre Pferde vorbereiten mußten, fiel es nicht auf, daß Bille nur das Notwendigste sprach. Jeder war mit sich beschäftigt und achtete nicht besonders auf die anderen. Und was Simon betraf, der hatte eine Helferin, die unermüdlich um ihn herumwieselte und versuchte, ihm so gut sie konnte zur Hand zu gehen.
    Am nächsten Morgen starteten sie im Konvoi. Onkel Paul fuhr mit Bille, Black Arrow und San Pietro voran, ihnen folgte Tom mit Bettina und Joy, die Troilus und Saphir in ihrem Anhänger hatten. Das Schlußlicht bildeten Hans Tiedjen und Simon mit Feodora und Nathan.
    Bille, ausgeruht und — wie sie zu ihrem Erstaunen feststellte — ohne jede Nervosität, sah in ihrer Turnierkleidung so hübsch aus, daß Simons Herz hart zu klopfen begann, als er sie sah. Bille beachtete ihn kaum, sie war vollauf mit ihren Pferden beschäftigt. Simon starrte mit so unglücklichem Gesicht zu ihr hinüber, daß seine Schwester Bettina darauf aufmerksam wurde.
    „Weißt du, daß du der größte Idiot bist, der auf Gottes Erdboden herumläuft?“ sagte sie, nicht gerade sanft, zu Simon.
    „Ich? Wieso? Was habe ich denn getan?“
    „Nichts, das ist ja das Schlimme. Du hättest etwas tun müssen! Zumindest hättest du etwas verhindern müssen. Aber ihr Männer seid ja blind vor lauter Eitelkeit und Selbstbeweihräucherung.“
    Simon schluckte. Bettina stieg ins Auto, vorn fuhr Onkel Paul vorsichtig an, Tom folgte mit seinem Wagen in dem gebotenen Abstand. Herr Tiedjen setzte sich hinter das Steuer.
    Simon beugte sich zu ihm hinunter.
    „Mir fällt da etwas ein“, stotterte er. „Ich habe zu Hause etwas vergessen. Macht es Ihnen etwas aus, allein vorzufahren? Ich komme dann mit meinem Wagen nach.“
    „Nein, nein, ist in Ordnung. Wir sehen uns in Neukirchen. Du hast ja sowieso bis Mittag Zeit.“
    Bille und Joy kamen als erste dran; sie liefen zur Meldestelle und begannen anschließend sofort mit dem Abreiten ihrer Pferde.
    San Pietro sah sich neugierig unter den vielen fremden Kollegen um und wieherte zur Begrüßung. Er schien ausgezeichneter Stimmung zu sein und zeigte keine Spur von Unruhe. Erst als Bille in den Parcours einritt und der Wallach das Publikum sah, schien er für Sekunden vom Startfieber befallen. Bille spürte seinen Herzschlag durch den Sattel. Doch nach dem ersten Sprung, den er weit überflog, legte sich seine Nervosität. Jetzt war er vollkommen konzentriert und aufmerksam.
    Bille spürte, daß San Pietro weit mehr zu leisten vermochte, als hier von ihm gefordert wurde, und auch der Wallach schien es zu wissen, jedenfalls absolvierte er den Parcours wie eine Stilübung. Anhaltender Applaus belohnte Pferd und Reiterin.
    Saphir hatte weniger Glück, zweimal kam sie aus dem Tritt und riß eine Stange. Joy trug es mit Fassung und lobte ihre Stute zärtlich, als sie den Parcours verließen. Saphir wurde alt, und es war Zeit für sie, vom Turnierplatz Abschied zu nehmen und nur noch im Gelände zu gehen. Es war ohnehin wie ein Wunder, was Joy durch Geduld, Liebe und gute Pflege aus der Schimmelstute gemacht hatte, die sie verritten und verängstigt vor drei Jahren übernommen hatte.
    Auch das Stechen absolvierte San Pietro ohne Fehler. Der Sieg war Bille und ihm sicher, als keiner der vier Reiter, die gegen sie angetreten waren, diesmal einen Nullfehlerritt schaffte.
    „Ich habe es gewußt!“ Hans Tiedjen schloß Bille herzlich in die Arme. „Ihr zwei wart einfach unschlagbar. Ich glaube, das wird ein erfolgreicher Sommer für euch.“
    „Heißt das, daß ich mit San Pietro auch weiterhin starten darf,
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