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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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die auch in seine Augen hineinrann. Nein, das war nicht allein der Tau, es war auch der Schweiß.
    Vielleicht Angstschweiß?
    Koonz verzog das Gesicht. Es wurde eine Grimasse. Und plötzlich glaubte er, in der Mulde Gestalten zu sehen. Menschen, die sich bewegten. Geisterhaft, lautlos…
    Zum erstenmal nach Jahren spürte Koonz wieder eine Gänsehaut, die über seinen Rücken rann. Nie hatte er das Gefühl gekannt. Über andere Menschen hatte er immer gelacht, wenn sie davon sprachen, er selbst kannte das nicht. Bis zu dieser Minute. Ausgerechnet jetzt, wo er vor einem wichtigen Mord stand, der ihm sehr viel Geld bringen sollte, passierte es.
    Brigadoon must die!
    Da war der Gesang wieder. Und diesmal sogar lauter. Er glaubte, dass die seltsamen Sänger oder Geister sich sogar in seiner Nähe befanden, drehte sich im Kreis und stoppte danach abrupt.
    Er hatte etwas gehört. Ein fremdes Geräusch, eines, das überhaupt nicht in die Stille passte. Es war das Geräusch eines Automotors. Sein Opfer kam.
    Der Killer atmete tief durch. Urplötzlich veränderte er sich. Jetzt war er wieder das lauernde Raubtier, nur darauf aus, sein Opfer zu töten. Vergessen war der Gesang, das Opfer hatte sich freiwillig in die Falle begeben.
    Rasch nahm der Killer wieder seinen Platz ein, und er hörte, dass eine Wagentür hart zugeschlagen wurde. Bald würde er kommen.
    ***
    Er, das war Horace F. Sinclair!
    Der ehemalige Rechtsanwalt Horace F. Sinclair hatte zahlreiche Hobbys. Er war so beschäftigt wie früher, und an einen langweiligen Lebensabend war bei ihm gar nicht zu denken.
    Ein engagierter Mann, der sich sehr für die Erhaltung der Umwelt einsetzte, in seiner kleinen Heimatstadt höchst geachtet war, und auf dessen Rat sehr viele Menschen hörten. Zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte die Zwiesprache mit der Natur.
    Das heißt, er stieg spät nachmittags in seinen Jeep und fuhr in den Wald. Stundenlang konnte er dort sitzen, die Tiere beobachten, den Wind riechen, die Wolken sehen und sich darüber freuen, dass es noch so unberührte Flecken Erde gab. Das sollte sich ändern.
    Genau dort, wo Harold F. Sinclair seinen Stammplatz besaß, hatten die Manager einer cleveren Baufirma den Plan gefasst, ein Ferienzentrum mitten im Wald zu errichten. Dank seiner hervorragenden Beziehungen war es Horace F. Sinclair gelungen, Wind von den Plänen zu bekommen.
    Selbstverständlich wollte und würde er die Pläne dieser Baufirma durchkreuzen, daran ging überhaupt kein Weg vorbei. Schottland, seine Heimat, hatte bereits genügend Natur an den Tourismus verloren, so dass es galt, um jeden Flecken Erde zu kämpfen.
    Und gerade das Gebiet, das sich Horace F. Sinclair ausgesucht hatte, war ein Stück Natur von besonderer Bedeutung. In dieser Gegend nisteten seltene Vögel, da sie vor Menschen sicher waren und ihre Ruhe hatten. Das durfte auf gar keinen Fall zerstört werden, und Horace F. Sinclair würde alles dafür tun, damit es auch so blieb. Es störte ihn schon, dass er mit dem Wagen in das Gebiet hineinfahren musste; um zu Fuß zu laufen, war es einfach zu weit entfernt. Wie ein Schuss klang es, als der ehemalige Rechtsanwalt die Tür des Jeeps zuschlug. Er zuckte selbst zusammen. Krach in der Natur mochte er nicht.
    Für einen Moment blieb er neben dem Wagen stehen, atmete die saubere Luft ein und seufzte auf. Bald würde er nicht mehr so häufig herkommen, denn im Winter machte es keinen Spaß. Da lag der Schnee zu hoch, und er kam trotz des Jeeps nicht durch.
    Der Herbst in Schottland reizte ihn immer wieder, obwohl der Nebel schon früh aufstieg und spät in den Morgenstunden verschwand, wobei er sich in der Nacht verdichtet hatte.
    Horace F. Sinclair besaß einen bestimmten Platz, wo er sich immer hinsetzte und über zwei Stunden praktisch eine Einheit mit der ihn umgebenden Natur bildete.
    Er schritt jetzt zügig aus. Mit dem Wagen war er nicht bis dicht an die Stelle gefahren, er wollte die Tiere einfach nicht erschrecken. Der ehemalige Rechtsanwalt war waidgerecht angezogen. Hohe Schnürstiefel, feste Kleidung, die Hose aus grobem Cord, eine Parkajacke, deren Reißverschluss hoch zugezogen war.
    So stapfte er durch das Gras. Stille umgab ihn. Wenn er nach vorn schaute, sah er bereits die hellgraue Nebelsuppe, die kniehoch in der Mulde lag. Die Sträucher, Büsche und Farne schauten nur zur Hälfte hervor und wirkten so, als würden sie in der Luft schweben. Ein wenig Melancholie bestimmte bereits das Bild der Natur. Manche
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