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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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Menschen wurden dabei schwermütig, Horace F. Sinclair nicht. Er liebte die frühen Herbsttage.
    In Schottland war der Herbst eine besondere Jahreszeit. Da veränderten sich die Menschen, sie erinnerten sich wieder der alten Geschichten, erzählten von Flüchen, von Druiden, von Monstern, die in einsamen Seen lauerten, von Burgen und Schlössern, auf denen es spukte, vom Reiter ohne Kopf oder von längst versunkenen Städten, die ebenfalls ein alter Fluch getroffen hatte.
    Wie Brigadoon…
    Immer, wenn Horace F. Sinclair an »seinen« Platz kam, musste er an diesen Ort denken. Er war verflucht, versunken, doch die Geschichte sagte, dass er alle 100 Jahre wieder erscheinen würde. Eigentlich war die Zeit jetzt reif…
    Horace F. Sinclair wusste, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gab, die man nicht so einfach erklären konnte. Nicht umsonst wurde sein Sohn John, der in London als Polizeibeamter bei Scotland Yard arbeitete, Geisterjäger genannt. Er war ein Mann, der sich mit übersinnlichen Fällen beschäftigte. Er jagte Vampire, Hexen und Werwölfe, und Horace F. Sinclair war schon einige Male selbst in einen Fall mit hineingezogen worden. Mit Schrecken dachte er an die Gruft mit dem Höllenauge. Dort hätte er fast sein Leben verloren, als ein gefährlicher Dämon, der Alp, ihn und seinen Sohn John hatte töten wollen. [1]
    In der Vergangenheit hatte es einen Sinclair gegeben, der einen finsteren Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte. Als Horace F. Sinclair das erfuhr, da machte er sich daran, Ahnenforschung zu betreiben, war allerdings noch nicht so recht weitergekommen, denn viel verschwand doch im Dunkel der Geschichte.
    Brigadoon must die!
    Als wäre er vor einen Baum gelaufen, so heftig blieb der ehemalige Anwalt stehen. Was er da hörte, war nicht nur seltsam, sondern auch gespenstisch. Geisterhafte Stimmen, die ein uraltes Lied sangen.
    »Brigadoon muss sterben«, murmelte Sinclair, und dachte sofort an die alte versunkene Stadt.
    Die Legende hielt sich. Sie war nicht auszurotten, und zahlreiche Menschen hatten in letzter Zeit gewarnt. Brigadoon würde zurückkehren, die 100 Jahre waren um. Und wenn die Stadt erschien, dann brachte sie auch das Grauen. So erzählte man sich.
    Und jetzt hörte Horace F. Sinclair den alten Gesang. Wer sang da? Die Stimmen hatten sich nicht normal angehört, so sangen keine Menschen, nicht so hoch, monoton und gleichzeitig leiernd. Sofort dachte der Mann an die versunkene Stadt und an den seltsamen Friedhof, den sie gehabt hatte.
    Friedhof der Verfluchten, so erzählten die Überlieferungen. Geister der Toten, die niemals Ruhe finden konnten, waren immer auf der Suche nach irgend etwas. Hatten sie gesungen?
    Dem ehemaligen Anwalt lief es kalt über den Rücken. Obwohl er starke Nerven besaß und schon des öfteren mit dem Grauen und Unerklärlichem konfrontiert worden war, bekam er doch ein flaues Gefühl, als er den Singsang vernahm. Da stimmte etwas nicht.
    Angst verspürte er nicht, nur eine gewisse Neugierde. Er dachte auch an die Zeit. Waren die 100 Jahre etwa schon um? Es gelang ihm nicht, genau nachzurechnen, aber Leute im Dorf, die es eigentlich hätten wissen müssen, sprachen davon.
    Nach 100 Jahren sollte Brigadoon wieder erscheinen. In wie vielen Nächten dies geschah, oder ob es auf einmal passierte, das alles war Sinclair unbekannt, doch er ahnte instinktiv, dass er vor einer entscheidenden Wende stand. Kam Brigadoon zurück?
    Abermals hörte er den Gesang. Und er hatte sich um keinen Deut verändert. Traurig, melancholisch, quälend, als würden die Seelen unter unaussprechlicher Pein leiden.
    Sinclair überlegte, ob er sich in seinen Wagen setzen und zurückfahren sollte, ließ es jedoch bleiben und ging vor. Nein, er wollte wissen, ob die seltsame Stadt mit ihrem verfluchten Friedhof tatsächlich erschien. Und ausgerechnet dort, wo er immer seinen Platz hatte, da hatte sie vor langer Zeit einmal gestanden.
    In der Mulde!
    Es gab alte Zeichnungen von Brigadoon. Sie waren der Phantasie entsprungen, zeigten einen verkommenen Friedhof, eine Burg dahinter, ein paar verfallene Häuser und Menschen, die mit bleichen, bösen und verkniffenen Gesichtern umherliefen. Sie hatten schweres Unheil auf sich geladen und waren deshalb verflucht worden.
    Horace F. Sinclair ging weiter. Schritt für Schritt näherte er sich der Mulde. Er starrte dabei in den Nebel, suchte nach Bezugspunkten, aber noch war nichts zu erkennen.
    Bis er gegen einen aus dem Boden wachsenden
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