Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
wenn sie dort gewesen war. Ich habe den >Unfall< ja schon immer für sehr eigenartig gehalten, ich meine, es hat sich nie jemand gemeldet und zugegeben, daß er es war.«
    Jury schüttelte den Kopf. »Sie haßte ihn so sehr, weil er Schluß gemacht hatte?«
    »Wieder: Die Verna Dunns dieser Welt schätzen es nicht, verlassen zu werden. - Gott sei Dank, das ist vorbei«, fuhr Bannen fort. »Und ich bin froh, daß ich mich geirrt habe. In Jennifer Kennington.«
    »Ich habe mich manchmal gefragt, ob Sie wirklich geglaubt haben, sie sei schuldig.« Jury schaute zu dem dunklen Himmel hoch, der Mond hatte einen Hof, die wenigen Sterne waren nur stecknadelkopfgroße Lichtpunkte. Ob ein Sturm aufzog?
    »Es war sehr schwer, sie in Verbindung mit dem Mord an Dorcas Reese zu bringen. Das schon.« Bannen schüttelte den Kopf. »Wenn sie doch nur die Wahrheit gesagt hätte. Wenn sie die Dinge offen auf den Tisch gelegt hätte. Wenn sie nicht gelogen hätte. Dann bezweifle ich sehr, ob ich sie vor Gericht gebracht hätte.« Er kratzte sich mit dem Daumennagel am Kinn, über die Bartstoppeln. Seltsam, wie laut es in der Totenstille klang. Wie Schmirgelgeräusche.
    »Ich finde, Sie können ihr eigentlich nicht vorwerfen, daß sie verbergen wollte, daß sie wegen Jack Price noch einen Tag hiergeblieben ist«, sagte Jury. Aber er warf es ihr vor. Zum Teil aus demselben Grund wie Bannen. Weil sie vor der Wahrheit weggelaufen war, weil sie nicht zu dem gestanden hatte, was war. Und sie hatte sich Jack Price anvertraut, nicht ihm. Au, Mann, vergiß es endlich.
    »Sie hat nie deutlich gesagt, was sie für eine Beziehung haben. Da muß man annehmen -« Bannen schwieg.
    Nett von ihm, dachte Jury, Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen. Aber er sprach es aus. »Da muß man ja wohl annehmen, es ist eine Liebesbeziehung.«
    »Ist sie von Natur aus immer so geheimniskräme-risch? Das hat ihr doch nur geschadet. Das Hotel in Sutterton herauszufinden, wo sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gewesen sind, war nicht schwer.«
    »Ja, ich glaube, es gehört zu ihrem Charakter«, sagte Jury grimmig. »Es kann sein, daß sie schon sehr früh lernen mußte, nichts zu erzählen, weil sie in der ständigen Angst lebte, daß Verna ihr die Dinge, die ihr wertvoll waren, wegnahm.« Er stellte seinen Mantelkragen hoch und schob die kalten Hände tiefer in die Taschen. »Aber das ist bloß Wald-und-Wiesen-Psychologie. Und es erklärt auch ihr Verhalten nicht. Nein, ich glaube, wirklich nicht.«
    Bannen schienen die Frühjahrswinde und die Nordseeluft nichts auszumachen. Er hielt mit den Armen seinen dunkelbraunen Mantel auf, als wärme er sich vor einem Kamin. »Ich bin gar nicht glücklich, daß Peter Emery schuldig ist. Das will ich Ihnen nicht verhehlen. Wegen des kleinen Mädchens, Zel. Was passiert mit ihr? Ich finde Pflegestellen grauenhaft.«
    »Ach, ich glaube, das wird kein Problem.«
    »Nein?«
    Jury lächelte. »Nein. Sie und Linus Parker sind längst ein Herz und eine Seele. Parker, der regelt das schon mit dem Sozi.«
    Bannen lächelte auch und überlegte. »Wissen Sie, bei ihm ist sie ohnehin besser aufgehoben. Die Bürde, mit einem Blinden zu leben, na ja, das ist auch nicht so leicht für ein Kind.«
    Eine Weile lang schwiegen sie und folgten ihren eigenen Gedanken. Jurys waren düster wie die Landschaft um sie herum.
    Bannen drehte sich um und schaute zurück zu dem schmalen Kanal hinter ihnen, in den der Well-land sich auf seiner Reise hierher verwandelt hatte. »Sie haben den Stechkahn in einen Bach in der Nähe des Wyndham Fen gebracht und von dort die Bäche und Kanäle bis zum Welland benutzt.«
    »Peter kann natürlich mit einem Stechkahn gut umgehen. Und es erklärt, warum er sich für den Wash entschieden hat. Nicht wegen der Gezeiten, sondern weil er mit dem Kahn dorthin kam.«
    »War aber trotzdem viel Mühe.«
    »Für ihn vermutlich nicht. Und auf diese Weise gab es auch keine Fußspuren, stimmt's? Die zu vermeiden wäre ja selbst jemandem, der sehen kann, in diesem Boden schwergefallen.« Jury schaute auf die Schlammebenen hinaus. »Und ob die arme Dorcas Fußspuren hinterließ, war ihm garantiert einerlei. Schauen Sie doch: Dorcas nimmt das Gewehr der Owens. Dorcas schießt. Dorcas fährt das Auto zurück. Mein Gott, Emery selbst bleibt unsichtbar, wie ein Phantom.«
    »Und trotzdem hat er sie umgebracht.«
    »Vielleicht hatte er einfach nur die Schnauze voll von ihr. Er hatte nie die Absicht, sie zu heiraten, das ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher