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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn
Autoren: Unbekannter Autor
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mit den »Beweisstücken«, wo in einsamer Pracht nur der zusammengeleimte Nachttopf stand, wenn man die schlichte Schüssel in dem grünlichen Farbton als »prächtig« bezeichnen wollte. Trueblood gab ihn Melrose. »Mr. Plant, würden Sie den bitte umdrehen und die Marke anschauen.«
    Melrose tat, wie ihm geheißen. Er sah einen dicken, vorstehenden Klecks, aber keinen Namen, und verkündete es pflichtbewußt dem Gericht.
    »Diese Marke datiert das Stück in die Ch'ein-lung-Periode. Es gehört zu der >famille verte< - daher der blasse grünliche Schimmer - und ist recht wertvoll.«
    Weiter so! dachte Melrose, als er sah, wie True-blood einen Preiskatalog öffnete. Auch Eustace-Hobson hielt den Atem an.
    »- neunhundert Pfund für diese Schüssel. Ich habe ihre Echtheit feststellen lassen. Es ist gar kein Nachttopf, es ist eine große Schale, womöglich für Obst.« Trueblood wandte sich nun an sein Publikum. »Aber ganz bestimmt nicht zum -« Er hielt inne. Alle warteten wie gebannt auf eine juristische Offenbarung. ». für etwas anderes gedacht, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Er verbeugte sich.
    Der Gerichtssaal tobte. Agatha und Theo Wrenn Browne sahen aus, als bedürften sie des Beistands von »Dr. Todd«. Selbst der alte Eustace-Hobson war eindeutig entzückt. Er hämmerte mit seinem Hammer (mehr, um den Schein zu wahren, als aus dem Wunsch heraus, wirklich zur Ordnung zu rufen) und bedeutete Bryce-Pink und Trueblood vorzutreten. Er richtete ein paar wohlformulierte Worte an sie, und als sie zu ihren Plätzen zurückgingen, verkündete er, die Klage gegen Miss Crisp sei abgewiesen. »Lächerlich, das Ganze!« schimpfte er und vergaß einen Moment lang sein Amt. »Verschwendung von Steuergeldern! Es würde mich gar nicht überraschen, wenn es eine Gegenklage gäbe, Mr. Bryce-Pink, wenn Ihre Klientin wegen Verleumdung belangt würde! Entweder deswegen oder wegen Absprache zur Irreführung des Gerichts oder beidem zusammen!« Und ärgerlich murrend verfügte er sich aus dem Saal.
    Ada Crisp umarmte Trueblood und vollführte ein kleines Tänzchen am Tisch der Anklage. Sie winkte Agatha zu und hopste durch den Mittelgang zu ihren Bridgeklubdamen.
    »Wahnsinn! Brillant!« rief Melrose und schlug Trueblood den Arm um die Schulter. »Darauf trinken wir ein Cairo Flame!«
40
    Im Case Has Altered bat Jury Julie Rough um das Telefon, das unterm Tresen stand, und zog es an der langen Schnur zu einem etwas abseits stehenden Tisch, damit ihn niemand hören konnte. Pflichtbewußt wählte er die Nummer der Kripo in Lincoln. Als Bannen am Apparat war, sagte Jury: »Hören Sie, es läßt mir keine Ruhe. Dorcas' Stimmungsumschwung ist wichtig. Davor muß etwas Einschneidendes passiert sein.« Bannen schwieg so lange, daß Jury schon dachte, die Verbindung sei unterbrochen. »Hallo ... sind Sie noch dran?«
    Bannen sagte: »Wir wissen, daß >etwas Einschneidendes passiert ist<. Sie dachte, sie sei schwanger.«
    »Außerdem etwas, meine ich. Auf wen hätte sie nicht hören sollen? Was hätte sie nicht tun sollen?«
    »Ich würde sagen, sie hätte sich nicht unter den Rock fassen lassen sollen. Er hat sie abserviert. Das würde doch den Umschwung erklären, oder etwa nicht?«
    Jury mußte Bannen widerwillig recht geben, nun war es an ihm, zu schweigen. Da ging die Tür auf, und die Frau, die er beim letztenmal hier gesehen hatte, kam herein und setzte sich an den Tresen. Madeline Reese, Trevors Schwester und die Person, der Dorcas sich anvertraut hatte. Sie sah Dorcas so ähnlich, daß Jury schon überlegte, ob ihrer beider Mangel an Schönheit eine so starke Bindung zwischen ihnen geschaffen hatte. Zu Bannen sagte Jury: »Ich begreife es einfach nicht. Ständig ist nur die Rede davon, wie unattraktiv Dorcas war. Die bloße Tatsache ihrer Schwangerschaft hat die Leute schon überrascht. Wer würde Dorcas dennoch attraktiv genug finden, um mit ihr ins Bett zu gehen?«
    »Tut mir leid, aber ich habe noch nie gehört, daß ein hübsches Gesicht dafür das sine qua non sei.«
    »Sie haben recht, aber Dorcas war insgesamt einfach nicht attraktiv. Können wir rein theoretisch nicht doch mal annehmen, daß der Mann, mit dem sie sich eingelassen hatte, etwas von ihr wollte, aber nicht sie selbst? Vielleicht wollte er sie nur zum Schweigen bringen?«
    »Warum? Von all den Männern, mit denen wir gesprochen haben, ist Max Owen der einzige, für den diese >Schwangerschaft< unangenehme Folgen hätte haben können. Für Price garantiert
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