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012 - Die weiße Wölfin

012 - Die weiße Wölfin

Titel: 012 - Die weiße Wölfin
Autoren: Dämonenkiller
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»Mr. Hunter!« sagte eine sanfte Stimme hinter mir.
    Ich blieb stehen und wandte den Kopf. Der Mann war klein und trug einen unauffälligen grauen Anzug. Sein Gesicht war faltig und das Haar kurz geschnitten. Er sah wie ein pensionierter Bankbeamter aus.
    »Der O. I. schickt mich«, sagte er.
    Aus der Innentasche seiner Jacke holte er ein Etui, das ich nur zu gut kannte. Secret Service. Ich verglich das Foto mit meinem Gegenüber. Der Mann hieß Turan Capote.
    »Ich soll Sie abholen, Mr. Hunter«, sagte er. »Der O. I. erwartet Sie schon sehnsüchtigst.«
    »Weshalb hat er keinen der mir unterstellten Agenten geschickt?«
    »Sie sind alle mit einem wichtigen Fall beschäftigt.«
    Ich folgte ihm. Vor zehn Minuten war die Maschine aus Wien in London gelandet. Ich hatte meine Ankunft nicht avisiert, aber der Geheimdienst verfügte über Möglichkeiten, die für mich noch immer nicht ganz zu durchschauen waren.
    Wir verließen das Flughafengebäude. Das Wetter war scheußlich, der Himmel grau, und es nieselte leicht. Vor einem beigen Morris blieb Capote stehen. Ich setzte mich in den Fond des Wagens und stellte den Koffer neben mich auf den Sitz.
    »Sind Sie informiert, worum es geht, Mr. Capote?« fragte ich.
    Der kleine Mann schüttelte den Kopf und glitt hinters Steuer. Er startete und fuhr sanft an.
    »Nein, Sir«, sagte er bedauernd. »Ich kann Ihnen leider nichts sagen. Ich soll Sie nur ganz dringend zum O. I. bringen.«
    Ich nickte. Trevor Sullivan tat immer so geheimnisvoll. Trotzdem hatte ich kein gutes Gefühl. Man würde mir sicherlich einen Haufen Vorwürfe machen – berechtigterweise, wie ich grimmig zugeben mußte. Ich war einfach aus London verschwunden und nach Wien geflogen, ohne dem Secret Service oder Coco Bescheid zu geben. Sicherlich wußte der O. I. bereits über die Geschehnisse in Wien Bescheid. Und vor allem Coco. Bei dem Gedanken an sie krampfte sich mein Herz zusammen. Ich hatte ein wenig Angst vor dem Zusammentreffen mit ihr.
    Sie mußte annehmen, daß ich am Tod ihrer Familie die Hauptschuld trug; dabei hatte ich nichts damit zu tun.
    Ich blickte auf die Uhr. Es war kurz nach siebzehn Uhr. Der Regen wurde stärker, und das monotone Geräusch der Scheibenwischer machte mich schläfrig. Ich schloß die Augen.
    Irgendwie mußte ich eingenickt sein. Als ich die Augen wieder aufschlug, befanden wir uns in einer Gegend von London, in der ich noch nie zuvor gewesen war. Ich starrte verwundert aus dem Fenster. Es hatte zu regnen aufgehört. Der Himmel war dunkelblau.
    »Wo sind wir?« fragte ich überrascht.
    »In der High Lane, Brentham«, sagte Capote. »Links liegt der Brent-Golf-Platz.«
    Ich nickte. »Wohin bringen Sie mich, Capote?«
    »In die Manor Court Road, Sir«, sagte er.
    Irgend etwas stimmte nicht. Ich war schläfrig, und mein Hirn war wie gelähmt. Ich starrte durch die Windschutzscheibe. Sie war staubtrocken; ebenso die Straße. Keine Spur, daß es vor kurzer Zeit noch geregnet hatte.
    Capote erreichte die Church Road, verlangsamte das Tempo und bog in die Manor Court Road ein. Es war eine schmale Straße. Links und rechts lagen großzügig angelegte Gärten; zweifelsohne eine Gegend, in der keine armen Leute wohnten. Vor einem mit einem schmiedeeisernen Gitter umgebenen Grundstück hielt er an.
    »Hier erwartet Sie der O. I.«
    Vom Haus konnte ich nicht viel erkennen. Sträucher und Bäume versperrten die Sicht. Capote stieg aus und öffnete die Tür. Ich kroch aus dem Wagen und blickte mich um. Capote hatte den Wagen zwischen einem Cadillac und einem Rover geparkt. Es stand noch ein ganzer Haufen sündhaft teurer Wagen auf der Straße, doch kein Mensch war zu sehen. Ich hörte Vogelgezwitscher, und betäubender Rosenduft lag in der Luft.
    »Das Tor ist offen, Sir. Ich werde hier auf Sie warten.«
    Meine Schläfen fingen zu pochen an. Ich blickte in Capotes lächelndes Gesicht. Irgend etwas stimmt nicht , dachte ich wieder und schüttelte den Kopf, doch der Nebel wollte nicht verschwinden; jeder Gedanke fiel mir schwer.
    Ich öffnete das Gartentor. Ein weißer Kiesweg führte zum Haus. Der Garten mußte von einem Künstler angelegt worden sein. Das Haus selbst war ein merkwürdiger Bau: ganz aus Glas und Beton. Die tiefstehende Sonne spiegelte sich in den riesigen Scheiben.
    Der Kies knirschte unter meinen Füßen. Ich ging langsam aufs Haus zu. Rasensprenger waren angestellt. Ich stutzte. Als wir London überflogen hatten, war die Stadt von düsteren, grauen Wolken bedeckt
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