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FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht

FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht

Titel: FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
Autoren: Robert Mohr
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gesamte Fastenzeit, Sex an nahezu zwei Dritteln des Jahres untersagt. „Ora et Labora“ galten nicht nur für Mönche als erstrebenswerte Tugenden, sondern sollten das Tagwerk der gesamten Menschheit bestimmen. Dafür standen einem die Himmelspforten offen. Doch der Sexus, als im Menschen biologisch verankertem Trieb, ließ sich nicht unterdrücken oder verleugnen. Immer wieder gab es Aufweichungserscheinungen, die sogar in erotischen Himmelsvisionen von Künstlern zum Ausdruck kamen. Nackte Engel, stillende Marias und Götter wie in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans knüpften an die erotische Vergangenheit der Griechen und Römer an. Immer wieder wurden Wege gefunden, um an das fleischliche Vergnügen lange noch vor der Ehe zu kommen. Voreheliche Kinder oder das berühmte Kuckucksei, in Form eines fremden Kindes, waren im Mittelalter durchaus keine Seltenheit. Eine Ehre waren sie jedoch nicht.
    Längst nicht alle Gesellschaften teilen mit uns diese negative Einstellung. Die Eskimos z.B. sehen eine voreheliche Schwangerschaft als einen Beweis für die Fruchtbarkeit der Frau. Sie verliert dadurch keinesfalls an Ansehen, sondern erfreut sich im Gegenteil allergrößter Beliebtheit.
    Es wäre nun falsch, anhand der Eskimos die Behauptung aufzustellen, daß allen Naturvölkern die Treue nichts bedeutet. Während es den Eskimos auf die Jungfräulichkeit ihrer Bräute kaum ankommt, stellt sie für die Ureinwohner von Samoa durchaus einen erstrebenswerten Wert dar. Aber auch bei ihnen fand man Mittel und Wege, dem menschlichen Bedürfnis nach ungehindertem geschlechtlichem Umgang gerecht zu werden. Die Samoaner haben sich dazu die Rolle der „Dorfjungfer“ ausgedacht. Hierbei wird einem Mädchen die Jungfräulichkeit stellvertretend für alle anderen auferlegt.
    Die Jungfräulichkeit dieser sogenannten „Dorfjungfer“ wird alljährlich offiziell und vor den Augen des versammelten Dorfes geopfert. Diese Opferfeier könnte man in etwa unserem Buß- und Bettag gleichsetzen, denn (vor allem sexuelle) Vergehen werden dabei vergeben und weggewaschen.
    Als Höhepunkt des Opferzeremoniells wird dann die vermeintliche Jungfrau öffentlich entjungfert. Oft stellt sich heraus, daß sie gar keine Jungfrau mehr ist. In solchen Fällen steht ein Bottich mit Hühnerblut bereit. Nachdem man das unartige Mädchen ausgeschimpft hat, wird ihre mehr oder minder jungfräuliche Scham in Hühnerblut getränkt und alle können jetzt sehen, daß die „Dorfjungfer“ doch noch eine Jungfrau ist. Hühnerblut zur Vortäuschung von Jungfräulichkeit ist nicht nur sakral, sondern auch privat bei normalen Hochzeiten hoch im Kurs. Natürlich bemüht sich das Mädchen, es den Bräutigam nicht merken zu lassen und er seinerseits heuchelt Zufriedenheit vor. Selbst dann heuchelt er noch, wenn er genau weiß, daß sie bereits beim letzten Busch-Rendezvous keine Jungfrau mehr war. Die Rüge gegenüber dem Mädchen fällt allerdings nie zu heftig aus, egal ob privat oder als offizielle Dorfjungfrau. Es sind vor allem die Frauen der Familie, die das Mädchen zurechtweisen.
    Der Wert der Jungfräulichkeit hängt natürlich eng zusammen mit der gesellschaftlichen Bedeutung der ehelichen Verbindung. Je höher die gesellschaftliche Stellung der Braut, desto mehr Wert wird auf ihre Jungfräulichkeit gelegt. So waren es im mittelalterlichen Europa vor allem die Frauen und Töchter des Adels, die am strengsten in Abstinenz lebten. Einer gemeinen Frau wurde kein Keuschheitsgürtel angelegt. Das war vornehmlich ein Privileg der Edlen. Die Edelfrauen wurden gut bewacht und mußten ihren Mägden deren Sinneslust neiden. Denn bei den Dienstmädchen nützte auch das Pfaffengeplapper von „Sünde und Verderben“ nach erfolgter Fleischeslust wenig. In den Feldern und Heuschobern war viel Platz. Die Tiere im Stall machten es vor und so ließ das Herumexperimentieren mit dem anderen Geschlecht nicht lange auf sich warten. Erst mit dem Aufkeimen einer Freizeitgesellschaft ist der Sex enttabuisiert worden. Paradoxerweise ist er aber dadurch gleichzeitig fast zur Bedeutungslosigkeit degradiert worden. Zwar wurde noch nie so viel über Sexualität und ihre diversen Arten oder Abarten gesprochen, doch im gleichen Ausmaß, wie man das Thema heute breittritt, reduziert sich der praktische Umgang mit Sex. Sexualwissenschaftler sprechen davon, daß Sex mittlerweile nur noch eines der vielen Konsumgüter in unserer Konsumgesellschaft geworden ist. Der allgemeine Überdruß an
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