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FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht

FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht

Titel: FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
Autoren: Robert Mohr
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brächte ein gesellschaftliches Chaos und die Unmöglichkeit der Weitergabe von Traditionen mit sich. In einer Spezies, die dermaßen auf das Zusammenleben angewiesen ist, wäre das fatal. Der Untergang wäre programmiert, bzw. eine Spezies Mensch, so wie wir sie heute kennen, wäre nicht denkbar.
    Neben der „Harmonietheorie“ zur Erklärung von Inzesttabus gibt es noch die „Aversionstheorie“: Ausgangspunkt war die Beobachtung, daß es zwischen Jungen und Mädchen, die gemeinschaftlich in einem Kibbuz aufwachsen, nur selten zu Eheschließungen kommt. Diese Jungen und Mädchen waren aber keineswegs miteinander verwandt, so daß einer Heirat eigentlich nichts im Wege stand. Im Gegenteil, die Eltern wunderten sich über die plötzliche Abkehr ihrer Sprößlinge von alten Spielgefährten, welche die Eltern eigentlich schon als Schwiegerkinder akzeptiert hatten.
    Ähnlich wie diese Aversionstheorie in den Kibbuzim zum Tragen kommt, wirkt sie auch unter leiblichen Geschwistern. Durch den ständigen Umgang miteinander von Kindesbeinen an, entwickeln sie eine sexuelle Aversion. Das vielbefürchtete Sich-Verlieben zwischen Geschwistern ist also äußerst selten, ganz abgesehen von der gesellschaftlichen Sanktion solcherlei Liebesaffären.
    Eine interessante Bestätigung der .Aversionstheorie“, wie sie in Israel entwickelt wurde, liefern Untersuchungen aus Taiwan.
    In Taiwan ist ein makabres traditionelles Heiratsverfahren nach wie vor üblich. Um sich den hohen Brautpreis zu sparen, adoptieren besonders vorbeugsame Eltern eine passende Schwiegertochter für ihren Sohn. Das geschieht weit vor der Geschlechtsreife von Sohn und zukünftiger Schwiegertochter. Ebenso üblich ist der Tausch von noch kleinen Töchtern innerhalb von befreundeten oder verwandten Familien.
    Das ganze Verfahren ist am besten zu umschreiben mit: „adoptiere eine Tochter – lasse sie deinen Bruder heiraten“. Es spiegelt deutlich das Bedürfnis, das Inzestverbot einzuhalten und gleichzeitig das Bestreben, den teuren Brautpreis einzusparen. Für die Anwender dieser Strategie ist auch der Wert einer nach den eigenen Wünschen erzogenen Schwiegertochter innerhalb der Mehrgenerationenfamilie besonders wichtig.
    Aus dieser Sicht heraus scheint eine solche Methode durchaus ihren Wert zu haben. Doch die Rechnung geht nicht auf. Mit dem Greifen moderner Lebensformen und der Möglichkeit, sich scheiden zu lassen, kriselt es in diesen Ehen besonders stark. Eine hohe Scheidungsrate ist charakteristisch für Ehen aus „adoptiere eine Tochter – lasse sie deinen Bruder heiraten“.
    Die „Aversionstheorie“ scheint sich bei den Menschen, wie wir es für Taiwan und Israel gesehen haben, ebenso zu bestätigen wie bei den Menschenaffen. Auch hier ist Fortpflanzung zwischen Geschwistertieren seltener, als dazu theoretisch Gelegenheit bestünde.
    Aus einem anderen Betrachtungswinkel hat das globale Inzestverbot etwas mit Wirtschaft zu tun. Denn die Heirat außerhalb des eigenen Clans bringt den Austausch von Wirtschaftsgütern mit sich. Mit Hilfe des Brautpreises kann eine Familie an Güter gelangen, die sonst für sie unerschwinglich blieben.
    Entschädigt wird der Brautpreis durch den lebenslangen Brautdienst von Seiten der Frau oder die Mitgift von Seiten ihrer Familie. Brautpreis und Mitgift sind Motive genug, um Inzucht zu vermeiden: denn die den Brautpreis zahlende Familie (meist die des Mannes) bekommt für die unangenehme Hausarbeit eine Fremdhilfe, und die den Brautpreis erhaltende Familie (meist die der Frau) möchte ihren Brautpreis möglichst von einer anderen Sippe erhalten. Denn eine Brautpreiszahlung innerhalb der eigenen Sippe wäre wirtschaftlich betrachtet ein Unsinn. Also wird exogam geheiratet und ein Inzesttabu aufgestellt.
    Das beste Beispiel für die Umgehung von Inzesttabus bietet der Adel. Europäische Königshäuser neigten dazu, sich untereinander zu verschwägern. Der Grund dafür war den Besitz zu wahren oder gar zu mehren. Aber auch die Gewinnung von Verbündeten in einer Zeit von Fehden spielte eine Rolle. Durch Hochzeiten wurden Nichtangriffspakte geschmiedet und Allianzen gebildet, die wiederum Kriegserklärungen gegenüber Dritten sein konnten. Das ganze Schicksal des Kontinents wurde also über nichts weiter als die Hochzeiten des Hochadels geregelt. Dabei war der Altersunterschied ebensowenig von Bedeutung wie der Verwandtschaftsgrad. Es kam also durchaus häufig zu Cousinenheiraten, als abgeschwächte Form der Inzucht.
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