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Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Titel: Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)
Autoren: Dori Mellina
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kleinen Gegenstand verkauft hatte. So einen
gibt es nur einmal).
    „Ich meine
es ernst, Laura“, sagte nun Michela und holte mich wieder in die Gegenwart
zurück, „Natürlich müssen wir kräftig Hand anlegen. Aber wir sind doch die
Agentur für italienische Klischees, oder? Dann machen wir aus Ginos Laden eben
all das, was Deutsche sich unter einer italienischen Bar vorstellen. Aber in
schön, natürlich! Die Messing-Amphoren bleiben da nicht stehen!“, fügte Michela
hinzu und kicherte.
    „Warum? Was
hast Du gegen Messing?“, fragte ich sie scharf und wunderte mich sofort über
mich selbst. Seltsam, wie man an jedem noch so peinlichen Aspekt seiner Kindheit
hängt, sobald man sie unwiderruflich hinter sich gelassen hat, diagnostizierte
ich mir selbst.
    „Äh,
nichts…“, antwortete Michela verunsichert und wechselte mit Ilaria einen   fragenden Blick „Es ist nur
so: Alles, was Du da drinnen gesehen hast, hat Flair. Es ist das Flair des
Vergangenen, Unwiderruflichen. Wir müssen es nur ins richtige Licht rücken und
den richtigen Rahmen dafür finden!“, sagte Michela und schaute mich glücklich
an.
    „Naja,
vielleicht hast Du Recht…“, erwiderte ich zögernd. Von Inneneinrichtung habe
ich einfach keine Ahnung. Manchmal   kaufe ich mir zwar   jene
Hochglanzmagazine, die verheißungsvolle Namen haben wie „Ich wohne gerne“,   „Heim und Schein“ oder „In meinem Garten
wühle ich selbst“. Ich blättere ein bisschen darin herum, staune darüber, dass
ein stockfleckiges Schränkchen mit Mottenlöchern und verrosteten Griffen ganze
elftausend Euro kosten soll und frage mich, welche Leute sich auf einen Sessel
aus alten Metall-Kleiderbügeln hinsetzen wollen. Häufig haben die Fotografen
solch nobler Blätter unerklärlicherweise gerade die unschönen Details in
Großaufnahme festgehalten, als würden die Kerben auf dem alten Metzger-Tisch
von besonders gutem Geschmack zeugen oder als würde die Spinne in der
Küchenecke mit den Stühlen im Hintergrund farblich ausgezeichnet harmonieren.
Alles in allem nicht meine Welt.
    „Wir werfen
alles weg, was nicht zu retten ist“, fuhr Michela fort. “Die Poster, die
Gardinen, die vertrockneten Pflanzen, einfach weg damit!“.
    Ich schaute
sie stumm an und dachte daran, dass es vielleicht besser wäre, alles an die
Redaktion von „Wohnst Du noch?“ zu schicken: Die hatten bestimmt Verwendung
dafür.
    „Äh, also,
die Messing-Amphore können wir natürlich behalten, wenn Du willst“, fügte
Michela hinzu, durch meine unbewegte scheinbar Miene verunsichert. Sie warf
abermals einen hastigen Blick Richtung Ilaria , die
sich jedoch mittlerweile die Nägel   lackierte und deshalb den Blick nicht erwidern konnte.
    „Du hast
bestimmt recht, Michela. Aber wie wollen wir das alles bewerkstelligen?“, fragte
ich eine Spur zu verzweifelt.
    „Überlass es
einfach mir, Laura“, beeilte sich Michela zu sagen, offensichtlich froh, dass
ich aus meiner Starre erwacht war. „Ich kenne da einen jungen Innenarchitekten.
Er würde sich bestimmt freuen, aus Ginos Laden ein Paradies für
Italien-Nostalgiker zu zaubern!“.
    „Ach ja, den
kenne ich auch“, mischte sich nun Ilaria ein.   „Alex, toller Typ!“.
    Michela und
ich verdrehten die Augen. Konnte sie auch mal an was anderes als an Männer
denken? Und was war eigentlich aus dem Kamasutra-Typ geworden?
    „Was ist
eigentlich aus dem Kamasutra-Typ geworden?“. Nie konnte ich meine Klappe
halten.
    „ Niente [12] .
Er war mir zu anstrengend“.
    Michela und
ich wechselten einen bedeutungsschwangeren Blick. Auch Ilaria   wurde nicht jünger.
    „Dass man an
der Einrichtung was ändern sollte, das sehe selbst ich“, nahm ich den Faden des
Gesprächs wieder auf und gewann langsam meinen alten Elan zurück. „Aber das
reicht nicht. Wir brauchen italienische Klischees bis zum Abwinken, wenn Ginos
Laden wieder voll werden soll! Dazu müssten wir brainstormen. Habt Ihr heute
Abend schon etwas vor?“, grinste ich und griff zum Telefon, um Simona und
Katrin anzurufen.
    *
    Weil
italienische Mütter masochistisch veranlagt sind und auch abends für ihre
Lieben kochen, wurde es recht spät, bis wir uns alle an jenem Abend auf meiner
Wohnzimmercouch zusammenfanden. Vorsichtshalber hatte ich die Saras Filzstifte
weggeräumt, damit Ilaria nicht wieder auf dumme
Gedanken kommen konnte.
    Die erste,
die eintraf, war Katrin. Als es an der Tür klopfte, war ich noch mit dem
Wegräumen des Geschirrsbeschäftigt und
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