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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf
Autoren: Petra Kirsch
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hausbekanntes feines, verständnisvolles Lächeln, verzichtete gottlob auf die Nachfrage, um welche Art Fachzeitschrift es sich dabei handle, und stimmte dann ihrem Antrag offiziell zu.
    So begab es sich, dass Paula Steiner, Eva Brunner und Heinrich Bartels an einem frühlingshaften warmen Montagmorgen im April in einem altersschwachen 3 er- BMW vergnügt Richtung Meßstetten fuhren. Dorthin, wo sich der Himmel auf so heitere, erholsame Art und Weise von Anhöhe zu Anhöhe wölbte.
    Und als Eva Brunner hinter dem Ortschild von Nürnberg die Thermoskanne und ihre belegten Brote von daheim auspackte und an die Wagenbesatzung verteilte, streifte Paula Steiner für den Bruchteil einer Sekunde dieses Glücksgefühl, nach dem wir alle zeit unseres Lebens auf der Suche sind – und es doch nur so selten, und wenn, dann überraschend und flüchtig, antreffen.

Petra Kirsch
    MORD IN DER NORIS
    Franken Krimi
    ISBN 978-3-86358-132-9
    Â»Der Autorin gelingt es meisterhaft, Charaktere vor Augen zu stellen. Es ist die Art Petra Kirschs, wie sie die Dinge schildert, die Frotzeleien unter Kollegen, die Gespräche bei den Recherchen, wie sie Situationen beschreibt, die schmunzeln und lachen lässt. Es bleibt spannend bis zur letzten Seite.«
    Fränkische Landeszeitung

Leseprobe zu Petra Kirsch,
MORD IN DER NORIS
:
    1
    Sie wachte morgens um halb acht auf:
erschöpft, verkatert, mit Kopfschmerzen. Das würde heute ein böser Tag werden.
    Halb schlafend, halb wach spürte sie, wie das Monster
von ihr Besitz ergriff. Dieser ungebetene Dauergast, ja dieser Stalker, der sie
seit einigen Wochen immer zur selben Zeit, in den ersten Sekunden nach dem
Aufwachen, überfiel. Aus dem Hinterhalt, aufdringlich und übermächtig.
Unbeherrschbar, das ängstigte sie. Von Tag zu Tag mehr. Das Einzige, womit sie
ihn einigermaßen im Zaum halten konnte, war: sofort aufstehen, sich den
Alltagsverrichtungen widmen, keinen Leerlauf in Taten und Gedanken zulassen.
Missmutig stieg sie aus dem Bett und schlurfte in die Küche.
    Dort schaltete sie die Kaffeemaschine ein, sah auf die
Kaiserburg, die sich vor ihrem Küchenfenster erstreckte – sonst ein Anblick,
den sie immer genoss und dessentwegen sie diese simpel geschnittene
Zwei-Zimmer-Wohnung ohne Balkon und ohne Fenster im Bad gekauft hatte. Heute,
wie schon in den vergangenen Wochen, spendete ihr die prächtige Kaiserstallung
allerdings keinen Trost. Heute war sie nur irgendein Gemäuer, nichtssagend,
grau, trist und vor allem – uralt.
    Sie angelte sich die große Tasse aus dem Spülbecken,
in dem sich das benutzte Geschirr von zwei Tagen stapelte, goss sich Kaffee ein
und murmelte halblaut Richtung Küchenuhr: »Drecksgeburtstag.«
    Paula Steiner, Kriminalhauptkommissarin in den
Diensten des Polizeipräsidiums Mittelfranken, neunundvierzig, ledig und auch
sonst ohne jedes Talent für ein ausgefülltes Familien- oder Sozialleben, hatte
derzeit nur eine Sorge, und das war ihr unaufhaltsam näher rückender
fünfzigster Geburtstag, das Monstrum, das einer Planierraupe gleich alles
niederwalzte, was das Leben an Annehmlichkeiten und Vergnügungen für sie
bereithielt. In zehn Tagen war es so weit. Dann würde sie von einem Tag auf den
anderen in einer anderen, einer in ihren Augen deutlich minderwertigeren Liga
spielen. Dann könnte sie auf Fragen nach ihrem Alter, die sie in letzter Zeit
mehr und mehr als eine dreiste Zumutung, gar als eine Ungezogenheit empfand,
nicht mehr mit einem vagen »Ende vierzig« antworten. Dann wäre der Abstand zu
ihren beiden Mitarbeitern – der blutjungen, gerade mal fünfundzwanzig
gewordenen Eva Brunner und dem in ihren Augen ebenfalls ausgesprochen juvenilen
vierunddreißigjährigen Heinrich Bartels – noch, ja vielleicht nicht größer,
aber augenfälliger, deutlicher auf jeden Fall.
    Zu all diesem Übel kam hinzu, dass sie sich den
unvermeidlichen Gratulanten würde stellen müssen. Zumindest im Präsidium. Das
erwartete man von ihr, wie sie selbst das bisher von ihren Kollegen bei runden
Geburtstagen auch erwartet hatte. Ein hausinterner Brauch, den sie heute,
während sie grübelnd unter der Dusche stand, das erste Mal gründlich in Frage
stellte: Warum eigentlich musste das so sein? Genügte es nicht, dass man sich
an diesem Tag von etwas Liebgewonnenem unwiderruflich verabschieden musste? Das
war doch kein Grund zum
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