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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf
Autoren: Petra Kirsch
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einem anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat Hilfe geleistet hat. Und das habe sie, zweifach sogar, einmal mit dem anonymen Anruf bei der Polizei und zum anderen mit den Anrufen bei Sebastian Harrer.«
    Â»Und das hat sie überzeugt?«
    Â»Augenblicklich. Vor allem, als ich ihr das Strafmaß dafür angedeutet habe. Und dabei war ich sehr großzügig, auch hinsichtlich eines zügigen Vernehmungsabschlusses. Das war doch auch in deinem Sinn?«
    Â»Auf jeden Fall.«
    Â»Paula, was ist eigentlich mit den Unterlagen, die Harrer bei mir gesucht hat? Hast du dafür eine Erklärung?«
    Â»Wahrscheinlich befürchteten Eigner und Harrer, Jakobsohn hätte dir vorab, vielleicht als Vorbereitung zu dieser Unterredung, schon Genaueres über die Rechtsverletzungen erzählt und dir dazu auch schriftliche Belege an die Hand gegeben, irgendwelche Unterlagen. Da wollten sie eben auf Nummer sicher gehen.«
    Jetzt aber packte sie ihre Tasche, dankte Frau Brunner und Heinrich so überschwänglich wie aufrichtig für deren »erstklassige Arbeit und einmaligen Einsatz«, zog die Jacke über und fuhr, nein, nicht heim, sondern in die Spenglerstraße. Zu einem ebenfalls unkonventionellen Einsatz. Der dauerte nur kurz.
    Sie erreichte den Vestnertorgraben exakt um zwanzig Uhr dreißig. Als sie die Wohnungstür öffnete, hätte sie um ein Haar Paul Zankl zu Fall gebracht, der auf der Leiter in der Diele stand und die Decke strich.
    Sie winkte ihn zu sich herunter, riss ihm die Farbrolle aus der Hand, legte sie auf den Farbeimer und überreichte ihm ihr Mitbringsel aus der Spenglerstraße. Das »White Album« von den Beatles, originalverpackt, noch kein einziges Mal abgespielt. »So, die ist für dich. Damit wenigstens einer von uns allen einmal wunschlos glücklich ist.«
    Dann ging sie ins Schlafzimmer und ließ sich mitsamt ihrer Kleidung auf das Bett fallen. Paul, der ihr in seinem Malerkittel gefolgt war, beugte sich über sie, die bereits tief und fest schlief. So konnte er sie seines Dankes, seines wunschlosen Glücks und noch mehr erst am nächsten Morgen versichern.

Epilog
    Zwei Tage nach Abschluss der Ermittlungen der SOKO Bartels trafen Paula Steiner und Jörg Trommen einander im Treppenhaus. Reiner Zufall. Beide schienen peinlich berührt von dieser ersten Begegnung nach der Sache an der Ludwig-Erhard-Brücke zu sein. Trommen versuchte, die wachsende Verlegenheit auf beiden Seiten zu überspielen, indem er ihr wort- und gestenreich zu ihrem Erfolg gratulierte. Aber Jörg Trommen wäre nicht Jörg Trommen, wenn er das Lob nicht noch mit einer klitzekleinen Gemeinheit garniert hätte.
    Â»Nicht schlecht, Paula. Vor allem wenn man bedenkt, dass du ja bis dato völlig unerfahren in der Leitung einer SOKO warst. Nicht schlecht, wirklich. Auch wenn ich das eine oder andere an deiner Stelle vielleicht etwas effizienter gehandhabt hätte.«
    Nachdem sie nichts darauf sagte, ihn nur mit zusammengekniffenen Augen anstarrte, fügte er hinzu: »Ach, und die andere Geschichte. Anscheinend hast du etwas in den falschen Hals bekommen. Wir, meine Leute und ich, wollten dir damit eigentlich nur Arbeit abnehmen, das musst du mir glauben. Du und deine Brunner wart mit den restlichen Ermittlungen ja sowieso, ich will jetzt nicht sagen: überfordert, aber doch sehr in Beschlag genommen, völlig beansprucht. Also, wie gesagt, das war kein böser Wille, wir haben es nur gut mit dir gemeint. Und in meiner Kommission läuft so etwas ja nebenbei ab. Das gehört bei uns zum Kerngeschäft.«
    Auch auf diesen schiefen Rechtfertigungsversuch folgte keine Widerrede, nur Schweigen.
    Â»Na dann, bis bald irgendwann. Nein, halt, stimmt nicht. Uns siehst du die nächste Woche nicht. Darüber bist du bestimmt sehr traurig«, versuchte er es zum Schluss mit einem Scherz. »Wir sind ab Montag auf Schulung. Die ganze Kommission. Ein Outdoor-Erlebnis-Seminar in der Eifel. Kommunikationstechniken trainieren und intern abstimmen.«
    Â»Dann trainier mal schön. Da wünsche ich dir und deinen Männern viel Erfolg. Aber nicht nur auf die kommissionsinterne Abstimmung der Kommunikation achten, sondern auch auf die übergreifende, hausinterne. Auf die in erster Linie.«
    Auf dem Weg zurück in ihr Büro blieb sie auf dem Treppenabsatz plötzlich stehen und bekam eine solche Wut, dass sie den Puls in
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