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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf
Autoren: Petra Kirsch
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ihren Halsadern klopfen hörte. Trommen, das Arschloch, das ihre Arbeit immer wieder hintertrieb, wo es möglich war, der gegen sie hetzte und intrigierte, wenn es sich gerade anbot. Der und sein Winkler, die wurden auch noch für solche Schnitzer und Regelverstöße belohnt. Mit einem Outdoor-Erlebnis-Seminar in der Eifel! Das war zu viel!
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte in den vierten Stock. Dort, vor Fleischmanns Vorzimmer, dachte sie einen kurzen Moment nach, wischte sich dann mit dem Handrücken entschlossen den Lippenstift vom Mund, verschmierte den Kajal großzügig auf die Unterlider und klopfte an die Tür. Erst nachdem sie die vertraute Aufforderung Sandra Reußingers vernommen hatte, dieses kieksig-schrille »Herein!«, betrat sie mit leidgeprüfter Miene deren Vorzimmer.
    Die Sekretärin rief bei ihrem Anblick aus, und dabei triefte ihre Stimme vor falscher Anteilnahme: »Oh, Sie sehen aber heute gar nicht gut aus. Richtig mitgenommen, abgearbeitet. Sie sind sicher froh, dass die Ermittlungen abgeschlossen sind, stimmt’s, Frau Steiner?«
    Sandra Reußinger hätte nicht besser reagieren können. Paula war mit ihr und vor allem mit dieser Generalprobe sehr zufrieden. Jetzt konnte bei ihrem großen entscheidenden Auftritt im Zimmer nebenan fast nichts mehr schiefgehen.
    Â»Oh ja. Wir, also Frau Brunner und ich, waren ja die letzte Woche Tag und Nacht im Einsatz. Uns geht es wahrlich nicht besonders. Aber da muss man durch. Herr Fleischmann wollte von mir noch einen persönlichen Abschlussbericht. Meinen Sie, ich könnte ihn jetzt stören?«, retournierte sie mit heuchlerischer Demut.
    Â»Natürlich. Gehen Sie nur rein.«
    Auch Fleischmann schien von ihrem Erscheinungsbild bestürzt, aber er erwähnte es, im Gegensatz zu seiner Sekretärin, mit keinem Wort. Leider. Das hätte ihr die bevorstehende Aufgabe leichter gemacht. Sie berichtete ihm kurz und bündig über den Ausgang der SOKO Bartels, von dem er eh bereits alles Entscheidende wusste. Dann wartete sie. Auf ihre Chance.
    Sie musste nicht lange warten.
    Â»Sie sind sicher froh, dass diese leidige Angelegenheit vorüber ist. Ich glaube, Ihnen haben die Verdächtigungen Herrn Bartels gegenüber mehr zu schaffen gemacht als ihm selbst. Wie geht es ihm denn?«
    Â»Nicht gut. Gar nicht gut. Die ganze Kommission ist durch die Aufregung und Gefahren für Leib und Leben«, etwas Pathos schadete nicht, fand sie, »der letzten Tage doch recht mitgenommen. Eigentlich sind wir alle drei urlaubsreif. Schade, dass das derzeit nicht geht, dass ein paar freie Tage jetzt nicht drin sind. Die Kommission 1 fällt ja die nächste Woche komplett aus, wie ich soeben von Herrn Trommen erfahren habe. Und ich muss gestehen: Davon war ich doch ein wenig überrascht. Denn eigentlich hatten Sie ja vor Kurzem angedeutet, dass meine Leute und ich diejenigen sind, die auf die nächste Schulung sollen. Das habe ich doch richtig in Erinnerung, oder?«
    Â»Ja, hat sich Herr Trommen denn mit Ihnen in dieser Sache nicht abgesprochen? Das sollte er nämlich. Ich hatte ihm ausdrücklich gesagt, die Kommission 1 kann gerne auf Schulung gehen, aber nur, wenn die Kommission 4 stattdessen darauf verzichtet.«
    Â»Nein, das hat er nicht, Herr Fleischmann.« Dann fügte sie noch süffisant hinzu: »Er wird es vergessen haben, wie so manches andere auch in letzter Zeit.«
    Â»Jetzt werde ich aber gleich sehr ärgerlich.«
    Er griff zum Hörer. Nach nur fünf Minuten war klargestellt, dass die Kommission 1 die nächste Woche nicht in der Eifel verbringen würde, sondern an ihrem Schreibtisch und im engeren Umfeld des Polizeipräsidiums. Stattdessen schickte ihr Chef die komplette Kommission 4 auf ein Seminar ihrer Wahl.
    Â»Das nehme ich gern an, Herr Fleischmann. Es muss ja nicht die Eifel sein. Auf der Schwäbischen Alb ist so etwas viel preiswerter.«
    Â»Und was hatten Sie sich als Kursthema vorgestellt?«
    Â»Ich habe vor Kurzem in einer Fachzeitschrift gelesen, dass man nirgendwo so gut und effizient die Abstimmung der internen Kommunikation trainieren kann wie beim gemeinsamen Wandern. Bei der Bewegung in der freien Natur. Da bleibe viel mehr hängen als bei einem Kurs in geschlossenen Räumen mit Flipchart, Whiteboard und dem ganzen Pipapo. Habe ich gelesen.«
    Der Kriminaloberrat zeigte für einen kurzen Moment sein
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