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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman
Autoren: Cory Doctorow
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müssen nur noch auf den Gweilo warten.« Wei-Dong war sehr froh, nicht mehr selbst der Gweilo zu sein. Gweilo hieß so viel wie »ausländischer Dämon«, und praktisch hätte man auch ihn als solchen bezeichnen können. Aber Wei-Dong gehörte mittlerweile zur Gruppe, und »Gweilos« waren die zahlenden Kunden, die ihre Dollar, Euro, Rupien oder Pfund dafür hinblätterten, mit ihnen spielen zu dürfen.
    Da kam der Gweilo auch schon. Man erkannte ihn daran, dass er sein Pferd ständig in die Pflanzen hineinlenkte, die mit ihren langen Ranken nach ihm griffen, sodass er immer wieder anhalten und sich den Weg frei hacken musste. Nachdem sich Wei-Dong das Schauspiel eine Minute oder zwei angesehen hatte, ritt er zu dem Gweilo hinüber und legte einen Schutzzauber auf ihn und sich. Zischend strichen die Ranken über die schimmernde rote Blase, die sie nun umgab.
    »Danke«, sagte der Gweilo.
    »Kein Problem.«
    »Wow, du kannst Englisch?« Der Gweilo hatte einen starken New-Jersey-Akzent.
    »Ein bisschen«, erwiderte Wei-Dong mit breitem Grinsen. Besser als du jedenfalls , dachte er.
    »Okay, legen wir los«, rief der Gweilo, und der Rest der Gruppe schloss zu ihnen auf.
    Der Gweilo hatte sie dafür bezahlt, ihn in den Walrossgarten zu begleiten, einen ziemlich schweren Unterwasser-Dungeon, in dem es ein paar richtig gute Drops gab: Zutaten für Zaubertränke, ein paar ordentliche Waffen und natürlich jede Menge Gold. Außerdem auch einige Epic Items, allerdings nicht viele. Wenn man ganz viel Glück hatte, bekam man eine Vorpal Blade und einen Helm. Der Gweilo bezahlte sie dafür, die Instanz durchzuspielen. Er konnte sich derweil zurücklehnen und die Gruppe die Schwerarbeit machen und kämpfen lassen. Den Todesstoß überließen sie jedoch stets dem Gweilo, damit er die Erfahrungspunkte einheimsen konnte. Er durfte das Gold, die Waffen, die Items und alles Sonstige behalten – und das zu dem günstigen Preis von 75 Dollar. Die Gruppe bekam das Geld; der Gweilo stieg dafür schneller auf und konnte tonnenweise Schätze sammeln.
    Wei-Dong fragte sich häufig, was für Menschen das waren, die Fremde dafür bezahlten, in einem Spiel schneller voranzukommen. Normalerweise behaupteten die Gweilos, sie hätten vor, mit ihren Freunden zu spielen, aber die seien alle schon viel weiter.
    Auch Wei-Dong war später als seine Freunde ins Spiel eingestiegen. Als der Noob in ihrer kleinen Gruppe hatte er die Jungs gebeten, ihn einfach mit auf einen Raid zu nehmen und ihm ein bisschen unter die Arme zu greifen, bis er auf ihrem Level war. Wenn dieser Gweilo also so viele Freunde besaß, wieso ließ er sich dann nicht von ihnen helfen? Wieso bezahlte er Fremde dafür?
    Wei-Dong vermutete, dass dieser Typ in Wirklichkeit überhaupt keine Freunde hatte.
    »Ach du Scheiße , zieht euch das rein!« Es war mindestens das zehnte Mal in zehn Minuten, dass der Kerl das sagte, während sie zum Meer ritten. Diesmal war es die Teeparty, die ihn so beeindruckte: ein andauernder Kampf, ein einziges großes Durcheinander von durch die Luft sirrendem Essbesteck, Rudeln marodierender Stühle auf der Jagd nach unglücklichen Spielern und einem irre schweren Rätsel. Um es zu lösen, musste man das Teegeschirr einsammeln, es auf eine bestimmte Art auslegen und betäuben, damit es sich nicht wieder davonschlich. Wei-Dong musste zugeben, dass es schon ziemlich cool war (er hatte das Rätsel in zwei Tagen harter Arbeit geknackt und dafür einen Teekessel bekommen, mit dem er in Notsituationen einen Dschinn rufen konnte). Aber der Gweilo benahm sich so, als hätte er nie zuvor eine Computergrafik gesehen.
    Während sie weiterritten, unterhielten sich Wei-Dongs Freunde auf einem privaten Kanal auf Chinesisch. Das Meiste war zu schnell für ihn, doch das Wichtigste bekam er mit. Sie redeten über ihre Arbeit – über die Raids, die sie den Rest der Nacht noch vorhatten, den Boss und dessen doofe Regeln, über das Geld und was sie damit anstellen würden – und über Mädchen. Sie redeten immer über Mädchen.
    SchließlicherreichtensiedieKüste,stiegenab,albertenundspritzteneinwenigimWasserherum(»Achdu Scheiße« ,sagtederGweilo).DannwirktederGweilomitseinenletztenAusternschalendie»LufttaschederRotenKönigin«.
    Der Walrossgarten war ein zeimlich vertrackter Dungeon, denn das Terrain veränderte jedes Mal ein wenig sein Aussehen. Als Caster der Gruppe war es Wei-Dongs Aufgabe, sich um genügend Luft und Licht zu kümmern, damit sie sich rechtzeitig
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