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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman
Autoren: Cory Doctorow
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hochprozentigem Alkohol in die Privaträume seines Karaoke-Clubs ein, der voller bildhübscher Mädchen war.
    Matthew erinnerte sich an diese Abende wie durch einen trüben Schleier: ein Mädchen zu jeder Seite auf dem Sofa, dicht an ihn gepresst, sodass ihr Parfüm ihm in die Nase stieg. Die Mädchen füllten sein Glas nach, Mr. Wing prostete ihm zu, lobte seine Leistungen und pries ihn als einen Helden, und die Mädchen machten »Ooh!« und »Aah!« und rückten noch ein bisschen näher. Am nächsten Tag lachte Mr. Wing ihn dann immer aus, weil er wieder einmal umgekippt war, ehe er sich mit einem der Mädchen auf ein noch privateres Zimmer hatte zurückziehen können.
    Mr. Wing sorgte auch dafür, dass alle anderen Jungs von Matthews Versagen erfuhren; es war ihm mehr als recht, wenn sie »Meister Fong« damit aufzogen, dass er keinen Alkohol vertrug und in Gegenwart von Mädchen schüchtern wurde. Und Matthew wusste ganz genau, was sein Boss da tat: Erst baute er ihn als Helden auf, dann verbreitete er bei Matthews Freunden, dass er so ein großer Held nun auch wieder nicht sei und man ihn durchaus besiegen könne. Also arbeiteten sie alle noch emsiger und länger, aßen vor ihren Bildschirmen und riefen sich bis tief in die Nacht über die Schirme hinweg und durch den Zigarettenrauch hindurch Anweisungen zu.
    So waren die Stunden zu Tagen geworden, die Tage zu Wochen und Monaten, und eines Tages erwachte Matthew in einem zu engen, stinkenden Schlafsaal, in dem zwanzig Jungen schnarchten und furzten, und erkannte, dass er genug von der Arbeit für Boss Wing hatte. Da beschloss er, sein eigener Herr zu werden – Boss Fong.
    Wei-Dong Goldberg erwachte eine Minute, bevor sein Wecker klingelte. Die leuchtenden Ziffern zeigten 12:59. Gleich ein Uhr nachts in Los Angeles, sechs Uhr abends in China, und damit Zeit, raiden zu gehen.
    Er wischte sich den Schlaf aus den Augen und kletterte aus dem schmalen Bett. Seine Mutter überzog es immer noch mit dem verdammten SpongeBob-Bettzeug – also hatte er allen Gesichtern mit Edding-Stiften Bärte, Hörner und Zigaretten verpasst. Leise schlich er sich zu seiner Schultasche, nahm den Laptop heraus, tastete auf dem Schreibtisch nach den kleinen Bluetooth-Hörern und steckte sie sich ins Ohr.
    DanachstopfteersicheinpaarKissenamKopfendezurecht,kauertesichimSchneidersitzhin,startetedenRechner und suchte nach seinen Freunden in der Ferne, in Shenzhen. Als der Schirm sich nach und nach mit den Namen der Spieler und den Spielen, in denen sie sich gerade aufhielten, füllte, lächelte er. Zeit, mitzumischen.
    Drei Klicks später erschien er inmitten des Gartens zischelnder Blumen in Savage Wonderland : auf seinem mechanischen Pferd, das Schwert hoch erhoben und kampfbereit. Und schon waren seine Jungs, deren Reittiere ungeduldig schnaubten, an seiner Seite.
    »Ni hao!«, flüsterte er in sein Mikro, so laut er sich eben traute. Sein Vater hatte ein Problem mit der Blase und schlief nie sonderlich tief. Wei-Dong konnte es sich aber nicht leisten, noch einmal erwischt zu werden. Wenn seine Eltern ihn das nächste Mal erwischten, würden sie ihm sofort den Computer abnehmen und Hausarrest geben. Und dann auf eine Militärakademie schicken, wo einem der Kopf geschoren und man unter der Dusche zusammengeschlagen wurde, weil das ja den Charakter stärkte. All diese Drohungen und Schlimmeres hatte er sich anhören müssen, und das hatte bleibenden Eindruck hinterlassen.
    Aber logischerweise nicht genug, ihn am nächtlichen Spielen zu hindern.
    »Ni hao!«, sagte er noch einmal. Er hörte Gelächter, fern und verzerrt.
    »Hallo, Leonard«, meldete sich Ping. »Hört sich ganz danach an, als ob du fleißig Chinesisch übst.« Ping nannte ihn immer noch Leonard , doch wenigstens redete er mittlerweile Mandarin mit ihm, was ein großer Fortschritt war. Die Jungs wollten normalerweise ihr Englisch an ihm ausprobieren, aber dann hätte er ja nicht sein Chinesisch an ihnen testen können.
    »Klar übe ich«, erwiderte er.
    Als sie erneut lachten, wurde ihm klar, dass er wieder mal was falsch gemacht hatte. Die Betonung – er bekam sie nie richtig hin. Wenn er zum Beispiel sagen wollte: »Ich pull die Dämonen, und ihr bufft den Priester«, kam es heraus wie: »Ich bin eine Schüssel Nudeln und habe wunderschöne Wimpern.« Aber er machte Fortschritte. Bis er nach China ging, würde er es schon draufhaben.
    »Gibt’s Arbeit?«, fragte er.
    »Ja!«, sagte Ping, und die anderen stimmten zu. »Wir
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