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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman
Autoren: Cory Doctorow
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»Hey, Alter, ich bin kein Chinese.«
    »Bist du nicht? Ach du Scheiße , dann tut’s mir leid. Ich dachte, du bist einer. Was bist du dann, der Boss oder so?«
    Wei-Dong schloss die Augen und zählte bis zehn. Als er sie wieder aufmachte, kamen gerade die Zimmerleute aus der havarierten Galeone vor ihnen geschwommen, Sägen und Winkel angriffsbereit. Auf ihrem Weg bauten sie hölzerne Kisten und Zäune, die ihnen als Barrikaden dienten – und sie arbeiteten schnell . An Land konnte man Holz einfach verbrennen, aber unter Wasser klappte das nicht. Sobald sie einen mit ihren hölzernen Barrikaden umzingelt hatten, schlugen sie lange Nägel durch die Bretter. Es war ein scheußlicher, langsamer Tod.
    Natürlich hatten sie den Gweilo im Handumdrehen eingekesselt, und die Gruppe musste sich ganz schön ins Zeug legen, um ihn wieder zu befreien. Xiang beschwor seinen Familiar, einen Eber, herauf, und Wei-Dong verpasste ihm eine eigene Luftblase. Sofort machte sich der Eber an die Arbeit und riss mit den Keilern die Planken auseinander. Als die Zimmerleute ihn schließlich erledigten, verwandelte er sich in ein Baby und stieg, begleitet von geisterhaftem Winseln, leblos zur Oberfläche auf. Savage Wonderland sah auf den ersten Blick vielleicht ganz niedlich aus, aber wenn man es mal näher kennenlernte, war es ziemlich finster. Die Rätsel waren schwierig, und die Bosse erst recht.
    Apropos Bosse: Sie hatten gerade die letzten Zimmerleute besiegt, als der Meeresboden plötzlich aufgewühlt wurde.Sand stieg auf und senkte sich langsam wieder, wobei er den Blick auf eine mit Entenmuscheln überzogene Vorpal Blade und eine Rüstung freigab. Der Gweilo stieß einen Freudenschrei aus und tauchte ungeschickt hinab. Sofort riefen alle ihm zu, er solle damit aufhören und warten, doch zu spät …
    Er löste die Falle aus, die alle anderen längst erkannt hatten.
    Und dann steckten sie wirklich in Schwierigkeiten.
    Der Jabberwock hatte flammende Augen und gab gurgelnde Laute von sich, genau wie in Lewis Carrolls Gedicht. Er machte aber noch weitaus mehr, als einen nur böse anzuschauen und zu rülpsen: Der Jabberwock war übel und gemein , konnte jede Menge einstecken und teilte so viel wie möglich aus. Außerdem war er schnell, schneller sogar als die Zimmerleute. Befand man sich im einen Moment noch hinter ihm, rollte er sich plötzlich wie ein Fass herum, schlug mit dem Schwanz alles entzwei, was ihm in die Quere kam, wuchs im nächsten Moment vor einem empor, die dürren Klauen weit gespreizt, und blähte die dürre Brust. Die Kiefer schnappten, die Krallen packten zu, und sobald sie einen erwischt hatten, drosch der Jabberwock einen immer wieder auf das härteste Hindernis in Reichweite, während man sich noch zappelnd zu befreien suchte. Und das Gurgeln? Gar nicht mal so sehr ein Rülpsen – eher das Geräusch von Fleisch, das durch den Wolf gedreht wird, ein richtig ekliger, blutiger Klang.
    Als Wei-Dong nach einem ganzen Wochenende ununterbrochenen Spiels einen Jabberwock zum ersten Mal besiegt hatte, war er zusammengeklappt und hatte Albträume von dem Geräusch gehabt.
    »Toll gemacht, du Depp«, sagte Wei-Dong und hieb auf seine Tastatur ein, versuchte, seine Zauber rauszuhauen und dabei möglichst nicht ausgeweidet zu werden. Mittlerweile hatte sich der Jabberwock Lu geschnappt und prügelte wirklich die Scheiße aus ihm heraus, doch wenigstens war es bloß Lu, und verprügelt zu werden, war ja sein Job. Wei-Dong heilte ihn, so gut es ging, und versuchte, dem Jabberwock nicht zu nahe zu kommen.
    »Das war jetzt aber nicht sehr freundlich«, sagte der Gweilo. »Wie, verdammt, hätte ich denn wissen sollen, dass … «
    »Hättest du nicht. Hast du nicht. Tust du auch nicht. Genau darum geht es. Deshalb hast du uns engagiert. Jetzt müssen wir unsere ganzen Zauber und Tränke für diesen Kampf verbraten«, erneut hackte Wei-Dong auf die Tasten ein, »und es braucht Tage , bis wir wieder alles zusammenhaben. Und das nur, weil du dich nicht wie abgemacht im Hintergrund halten konntest.«
    »Das muss ich mir nicht anhören«, gab der Gweilo zurück. »Ich bin ein zahlender Kunde, verdammt.«
    »Möchtest du ein toter Kunde sein?«, fragte Wei-Dong. Erwar die ganze Zeit kaum dazu gekommen, sich mit seinen Freunden zu unterhalten, weil er an diesem blöden Englischsprecher klebte. Jetzt stänkerte der Kerl ihn auch noch an. Am liebsten hätte er den Laptop an die Wand geworfen. Das hatte man davon, wenn man nett zu den
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