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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman
Autoren: Cory Doctorow
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auf alle Gegner einstellen konnten. Erst kamen die Kraken, die in einer plötzlichen Sandwolke vom Boden aufstiegen und auf sie zu schwammen. Lu, der Tank, positionierte sich zwischen der Gruppe und den Kraken, schlug ein wenig um sich und schoss auf sie, um ihre Aggro auf sich zu ziehen. Dann hielt er völlig still, während sich ein Krake nach dem anderen um ihn schlang, die reine Boshaftigkeit im Gesicht, und mit den langen Tentakeln zu zerquetschen versuchte.
    SobaldalleKrakenmitdemTankbeschäftigtwaren,zogderRestderGruppemiteinemschepperndenGeräuschdieSchwerterundumzingeltesie.DieKrakenverbandensichzueinemeinzigenKnäuel,undWei-DongmusstedenschwerattackiertenTankständigimAugebehalten,umihmrechtzeitigmitHeilzaubernbeizuspringen.Immer,wenneinKrakefasttotwar,zogensichdieKämpferzurück. »Machihnfertig!«,zischteWei-DongMalfürMalinseinMikro,damitderGweilodemGegnerdenRestgab.Zuerststellteersichrechtungeschicktdabeian,dochschließlichkamergutdamitklar.
    »Das war ja krass« , bemerkte der Gweilo. »Der Hammer! Wie hat er nur die ganzen Attacken weggesteckt?«
    »Er ist unser Tank«, erklärte Wei-Dong. »Krieger, schwere Rüstung. Viele Buffs. Und ich hab ihn die ganze Zeit wieder hochgeheilt.«
    »Ich bin doch auch ein Krieger, oder?«
    Das weißt du nicht? Der Typ hatte deutlich mehr Geld als Verstand, so viel war klar.
    »Ich hab gerade erst angefangen mit Spielen. Bin kein großer Gamer. Aber all meine Freunde … «
    Schon klar , dachte Wei-Dong. Alle coolen Leute, die du kennst, spielen, also hast du dir gedacht, dass du auch spielen musst. Du hast zwar keine Freunde – noch nicht. Aber du glaubst, dass du welche kriegst, wenn du spielst. » Klar«, sagte er. »Halt dich einfach in unserer Nähe. Du packst das schon. Bis zum Frühstück haben wir dich hochgespielt.«
    Das war auch so was, das ihm an diesem Gweilo stank: Er hatte genug Geld, sie zu bezahlen, war aber nicht bereit, noch die paar Extradollar dafür draufzulegen, dass sie sich zu einer – nach amerikanischen Maßstäben – vernünftigen Uhrzeit trafen. Für den Rest der Gilde war das frühabendliche Treffen super, klar, denn sie mussten sich nicht nach einem Ausweichplatz umsehen (die Internetcafés in China wurden tagsüber von Normalos überrannt), aber für Wei-Dong hieß es, dass er mitten in der Nacht aufstehen und sich dann morgen durch den Schultag schleppen musste.
    Nicht, dass es die Sache nicht wert war.
    Mittlerweile waren sie in die tiefen Spalten und Höhlen des Gartens vorgedrungen und wichen den Aalen und Riesenhummern aus, die aus ihren Löchern geschossen kamen. Wei-Dong fand noch ein paar Austernschalen und steckte sie heimlich ein. Eigentlich hätte er sie erst dem Gweilo anbieten müssen, aber er brauchte sie, um die Lufttasche zu erhalten – und die würden sie noch eine Weile benötigen, wenn sie weiter so langsam vorankamen. Außerdem bekam es der Gweilo sowieso nicht mit.
    »Du bist nicht in China, oder?«, fragte der Gweilo.
    »Nicht ganz«, erwiderte er und schaute aus dem Fenster in den Nachthimmel von Orange County – die langweiligste Adresse Kaliforniens.
    »Und die anderen Jungs?«
    »Die sind in China. Bei mir daheim kann man jeden Abend das Feuerwerk von Disneyland sehen.«
    »Ach du Scheiße« , sagte der Gweilo. »Hast du nichts Besseres zu tun, als irgendeinem Spinner mitten in der Nacht beim Hochleveln zu helfen?«
    »Anscheinend nicht.« Im Hintergrund hörte er die anderen auf ihrem Kanal lachen und Witze in ihrer Muttersprache reißen. Er grinste.
    »Ich meine, okay, ich kann verstehen, dass man so was in China für fünfundsiebzig Kröten macht, aber wenn du Amerikaner bist, Alter, dann solltest du doch etwas Stolz haben und dir nicht so einen Scheißjob suchen!«
    »Und warum sollte man in China Lust auf einen Scheißjob haben?« Die anderen hörten jetzt zu. Sie konnten nicht gerade gut Englisch, aber gut genug, um mitzukommen.
    »Na, weil es eben China ist. Da gibt’s Milliarden Leute. Scheißarm und keine Ahnung. Ich mach ihnen ja keinen Vorwurf. Wie auch, ist ja nicht deren Schuld. Aber echt, wenn du mal aus China raus und in Amerika bist, solltest du dich auch benehmen wie ein Amerikaner. Und wir machen so was nicht.«
    »Wieso glaubst du, dass ich ›raus‹ aus China bin?«
    »Bist du’s denn nicht?«
    »Ich bin in Amerika geboren. Meine Eltern auch. Und ihre Eltern. Deren Eltern sind aus Russland gekommen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es Chinesen in Russland gibt.«
    Wei-Dong lachte.
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