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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Moore
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unbesonnten Sohnes Englands. Nein, man nennt mich so ob meiner Garderobe, eines Rocks von schwarzen Rauten aus Samt und Satin – nicht das kunterbunte Kleid eines Allerweltsnarren. Lear sagte: »Nach deinem schwarzen Humor soll auch dein Kleid sein, Narr! Vielleicht mag dich ein neuer Aufzug daran hindern, den Tod noch weiter in die Nase zu kneifen. Ich stehe mit einem Fuß im Grab, mein Junge – kein Grund, die Würmer schon vor meiner Ankunft gegen mich aufzubringen.« Wenn bereits der König die scharfe Klinge des Spottes fürchtet, welcher Narr geht dann je unbewaffnet?
    »Zück deine Klinge, Narr!«, rief Edmund.
    »Traurigerweise, Sire, habe ich keine bei mir«, sagte ich. Jones schüttelte bekümmert seinen unbewaffneten Kopf.
    Natürlich logen wir beide. Im Kreuz trug ich drei spitze Wurfmesser, die mir der Waffenschmied zum Zwecke der Unterhaltung angefertigt hatte. Zwar hatte ich sie noch nie als Waffen benutzt, doch damit sehr wohl schon Äpfel aufgespießt, die auf Drools Kopf standen, hatte ihm Pflaumen aus der ausgestreckten Hand gepflückt und sogar Trauben aus der Luft – ich zweifelte nicht daran, dass eines dieser Messer seinen Weg in Edmunds Auge finden und sein Hirn durchlüften würde wie ein aufgestochenes Furunkel. Wenn er es wissen wollte, würde er es schon noch früh genug erfahren. Wenn nicht, wozu ihn dann damit belasten?
    »Wenn schon kein Kampf, dann tut es auch ein Mord!«, sagte Edmund. Er stieß zu, zielte nach meinem Herzen. Ich wich ihm aus und schlug seine Klinge mit Jones beiseite, der seinen Einsatz mit dem Verlust eines Glöckchens bezahlte.
    Ich hüpfte auf den Rand des Kessels.
    »Aber, Sire, warum vergeudet Ihr Euren Zorn an einen hilflosen Narren?«
    Edmund schlug zu. Ich sprang. Er schlug daneben. Ich landete hinter dem Kessel. Drool stöhnte auf. Mary drückte sich in die Ecke.
    »Du hast mich von den Zinnen aus ›Bastard‹ geschimpft.«
    »Aye, Ihr wurdet als Bastard ausgerufen. Ihr, Sire, seid ein Bastard. Und ein höchst ungerechter Bastard dazu, der mich sterben sehen will, wo ich noch den fauligen Geschmack der Wahrheit auf meiner Zunge schmecke. Gestattet mir eine Lüge, bevor Ihr zustecht: Ihr habt so gütige Augen.«
    »Und auch von meiner Mutter hast du schlecht gesprochen!« Er schob sich zwischen mich und die Tür. Lausige Planung, eine Waschküche mit nur einem Ausgang zu bauen.
    »Ich mag angedeutet haben, dass sie eine syphilitische Hure war, und nach allem, was Euer Vater so erzählt, überdehne ich damit keineswegs die Grenzen der Wahrhaftigkeit.«
    »Bitte?«, fragte Edmund.
    »Bitte?«, fragte Drool, Edmunds perfekter Papagei.
    »Bitte?«, erkundigte sich Mary.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sire, aber die Syphilis ist eigentlich gar nicht so schlimm«, sagte Shanker Mary und erhellte unsere düsteren Zeiten mit ihrem sonnigen Optimismus. »Hat unfairerweise einen schlechten Ruf, die Syphilis. Ich finde, eine kleine Syph zeugt von Erfahrung. Weltgewandtheit, wenn man so will.«
    »Da hat die Metze recht, Edmund. Abgesehen davon, dass man langsam im Wahnsinn versinkt und einem dann der Schwanz abfällt, ist die Syphilis ein wahrer Segen«, sagte ich und hüpfte außer Reichweite des Bastards, der mir um den großen Kessel folgte. »Nehmt Mary! Im Grunde ist das doch die Idee! Nehmt Mary! Wozu nach langer Reise Eure Energie mit dem Mord an einem Witz von einem Narren verpulvern, wenn Ihr Euch der Freuden eines willigen Weibes erfreuen könntet, das nicht nur bereit, sondern geradezu entgegenkommend ist und angenehm nach Seife duftet?«
    »Aye«, sagte Drool und atmete beim Sprechen Schaum aus. »Sie ist der Liebreiz in Person. Echt wahr.«
    Edmund ließ sein Schwert sinken und sah Drool zum ersten Mal an. »Isst du Seife?«
    »Nur ein ganz kleines Stückchen«, blubberte Drool. »Es war übrig.«
    Edmund wandte sich mir zu: »Warum kocht ihr diesen Burschen?«
    »Musste sein«, sagte ich. (Immer theatralisch, dieser Bastard. Das Wasser dampfte kaum. Was wie Brodem aussah, waren Drools Ausdünstungen.)
    »Das ist ja wohl das Mindeste, oder?«, sagte Mary.
    »Sprecht mit Sinn, alle beide!« Der Bastard fuhr herum, und bevor ich wusste, was los war, hielt er Mary seine Klinge an die Kehle. »Ich war neun Jahre im Heiligen Land und habe Sarazenen getötet. Auf den einen oder anderen mehr oder weniger kommt es mir nicht an.«
    »Wartet!« Ich sprang auf den Rand des Kessels und griff mir mit der freien Hand ins Kreuz. »Wartet! Er wurde bestraft. Vom König.
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