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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Moore
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Weil er mich geschlagen hat.«
    »Bestraft? Weil er einen Narren geschlagen hat?«
    »›Kocht ihn bei lebendigem Leibe!‹, rief der König.« Ich sprang auf Edmunds Seite des Kessels herunter – und steuerte auf die Tür zu. Ich brauchte freie Bahn, und falls er nicht stillstehen sollte, wollte ich verhindern, dass die Klinge Mary traf.
    »Alle Welt weiß, wie sehr dem König sein kleiner, dunkler Narr am Herzen liegt«, sagte Mary und nickte eifrig.
    »Unsinn!«, rief Edmund und holte aus, um zuzustechen.
    Mary schrie auf. Ich warf ein Messer in die Luft, fing es an der Klinge und wollte eben Edmunds Herz damit durchbohren, als ihn mit dumpfem Schlag etwas am Hinterkopf traf und er Arsch über Eimer gegen die Wand prallte, dass sein Schwert klirrend über den Boden bis vor meine Füße schlidderte. Drool war im Kessel aufgestanden und hielt Marys Wäschepaddel in der Hand – ein paar dunkle Haare und blutige Kopfhaut klebten am bleichen Holz.
    »Hast du das gesehen, Pocket? Sauber abgerollt.« Für Drool war alles nur ein Spiel. Edmund rührte sich nicht. Soweit ich sehen konnte, atmete er auch nicht mehr.
    »Bei Gottes roten Hoden, Drool, du hast den Grafensohn gemeuchelt! Wir werden alle hängen!«
    »Aber er wollte Mary was tun!«
    Mary saß neben dem dahingesunkenen Edmund am Boden und kraulte ihm den Kopf, wo er nicht blutig war. »Ich hätte ihn ohne weiteres gefiedelt.«
    »Er hätte dich glatt umgebracht – auch ohne weiteres.«
    »Ach, so sind die Männer nun mal, oder? Sieh ihn dir an! Er ist doch ein ganz famoser Bursche. Und reich ist er außerdem.« Sie zog etwas aus seiner Tasche. »Was ist das?«
    »So ist es recht, Weib! Kaum ein Gedankenstrich zwischen Tränen und Plünderung. Gut, besser dass er so weit noch unversehrt ist und die Fliegen nicht zu frischerer Kost weitergezogen sind. Du scheinst mir in der Kirche doch gut aufgehoben!«
    »Nein, ich will ihm nichts stehlen! Seht mal, ein Brief!«
    »Gib her!«
    »Du kannst lesen?« Ihre Augen wurden groß, als hätte ich ihr anvertraut, ich könne Blei in Gold verwandeln.
    »Ich bin in einem Nonnenkloster aufgewachsen. Ich bin eine wandelnde Bibliothek, gewandet in wohlgestaltes Leder, das sich auch recht hübsch streicheln lässt, und stets zu Diensten, falls du deiner mangelhaften Herkunft gern etwas Kultur angedeihen lassen möchtest, oder umgekehrt natürlich.«
    Da stöhnte Edmund und rührte sich.
    »Schockschwerenot! Der Bastard lebt.«

3
     
    Enthülln wir den verschwiegenen Plan 14
     
    »Das ist der daunenverklebteste Haufen Gänsewichse, den ich je gelesen habe«, sagte ich. Ich kauerte auf des Bastards Rücken, im Schneidersitz, und las den Brief, den er seinem Vater geschrieben hatte. »›Mylord müssen doch einsehen, wie unredlich es ist, dass man mir, der Frucht wahrer Leidenschaft, Achtung und Stellung verwehrt, während man meinem Halbbruder Respekt erweist, jener Ausgeburt, die doch nur entstand, weil Pflichtgefühl und Plage sich vermählten.‹«
    »Stimmt doch!«, sagte der Bastard. »Ich bin so wohlgeraten, so hellen Geistes, so …«
    »Ihr seid ein weinerlicher Onanist 15 , weiter nichts«, sagte ich, wobei meine Dreistigkeit vielleicht durch Drools Gewicht begünstigt wurde, der auf des Bastards Beinen saß. »Was hattet Ihr Euch vorgestellt? Was wolltet Ihr mit diesem Brief an Euren Vater denn erreichen?«
    »Dass er womöglich einlenkt und mir die Hälfte vom Titel meines Bruders und des Erbes gibt.«
    »Weil Eure Mutter besser im Bett war als Edgars? Ihr seid ein Bastard und ein Idiot.«
    »Du hast doch keine Ahnung, kleiner Mann.«
    Da fühlte ich mich glatt versucht, dem Burschen meinen Jones über die Fontanelle zu ziehen, oder – besser noch – ihm die Kehle mit seinem eigenen Schwert durchzuschneiden. Aber sosehr ich dem König auch am Herzen liegen mag, die Ausübung seiner Macht liegt ihm doch leider sehr viel näher am Herzen. Der Mord an Gloucesters Sohn, sosehr er auch verdient sein mochte, würde nicht ungesühnt bleiben. Doch drohte mir wohl ohnehin das kalte Narrengrab, wenn ich den Bastard ziehen ließ, bevor sein Zorn verraucht war. Ich hatte Mary fortgeschickt, um ihr seine Rache zu ersparen. Ich brauchte eine Drohung, mit der ich Edmund Einhalt gebieten konnte, aber mir wollte nichts einfallen. Ich bin der machtloseste Mensch am ganzen Hof. Einfluss nehme ich nur, indem ich den Zorn der anderen schüre.
    »Ich weiß sehr wohl, was es heißt, durch den Zufall der Geburt benachteiligt zu sein,
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