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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition)
Autoren: Christopher Moore
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Edmund.«
    »Wir sind nicht vom selben Schlag. Du bist gewöhnlich wie die Ackerkrume. Ich nicht.«
    »Ich kann also nicht wissen, edler Edmund, was es heißt, wenn mein Titel als Beleidigung firmiert? Wenn ich Euch ›Bastard‹ rufe und Ihr mich ›Narr‹, können wir dann wie Menschen miteinander sprechen?«
    »Keine Rätsel, Narr! Ich spüre meine Füße nicht.«
    »Wieso wollt Ihr Eure Füße spüren? Ist das wieder so eine dieser Extravaganzen der herrschenden Klasse, von denen man hört? So gesegnet seid Ihr mit dem Zugang zu fleischlichen Genüssen, dass Ihr genialisch Perversionen ausersinnen müsst, um Euch zum Erblühen zu bewegen, bis eure innere Rohrpost in Wallung kommt – Ihr müsst Eure Füße spüren und den Stalljungen mit einem toten Hasen peitschen, um Eures schändlich libidinösen Juckens Herr zu werden, habe ich recht?«
    »Was redest du, Narr? Ich spüre meine Füße nicht, weil da ein monströses Rindvieh auf meinen Beinen hockt.«
    »Oh, stimmt. Verzeihung... Drool, mach dich etwas leichter, aber nicht, dass er mir aufsteht!« Ich stieg von des Bastards Rücken und trat an die Tür der Waschküche, damit er mich sehen konnte. »Ihr wollt Besitz und Titel. Meint Ihr, man wird ihn Euch gewähren, wenn Ihr darum bettelt?«
    »Das ist kein Bettelbrief.«
    »Ihr wollt das Erbteil Eures Bruders. Wie viel besser würde doch ein Brief von ihm Euren Vater von Eurem Wert überzeugen?«
    »Einen solchen Brief würde er nie schreiben, und außerdem muss er um unseres Vaters Gunst nicht buhlen, er genießt sie bereits.«
    »Dann besteht die Aufgabe vielleicht darin, die Gunst von Edgar auf Euch umzulenken. Der rechte Brief von ihm könnte es wohl bewirken. Ein Brief, in dem er Euch seine Ungeduld mit dem Warten auf sein Erbe anvertraut und Euch um Hilfe bittet, Euren Vater zu stürzen.«
    »Du bist irre, Narr! Solch einen Brief würde Edgar niemals schreiben.«
    »Ich sage ja nicht, dass er es tun würde. Besitzt Ihr irgendwas in seiner Handschrift?«
    »Allerdings. Einen Kreditbrief, den er einem Wollhändler in Barking Upminster gewähren will.«
    »Wisst Ihr, holder Bastard, was ein Skriptorium ist?«
    »Aye, es ist ein Raum im Kloster, in welchem Dokumente kopiert werden – Bibeln und dergleichen.«
    »Und so ist der Lapsus meiner Geburt nun Eure Rettung, denn da ich kein einzig Elternteil mein Eigen nennen konnte, wuchs ich in einem Kloster auf, welches solch ein Skriptorium beherbergte, in dem man – jawohl – einen Knaben lehrte, Dokumente zu kopieren, und ganz im Sinne unseres Planes lehrten sie ihn, diese präzise in ebenjener Handschrift zu kopieren, die auf der Seite zu sehen war, und auf der Seite davor und der Seite davor... Buchstabe für Buchstabe, Strich um Strich – in der Handschrift eines Mannes, der lange schon im Grabe lag.«
    »Dann bist du ein geschickter Fälscher? Wenn du in einem Kloster erzogen wurdest – wie kann es sein, dass du jetzt Hofnarr bist und nicht Mönch oder Priester?«
    »Wie kann es sein, dass Ihr, ein Grafensohn, unter dem Arsche eines tumben Tölpels um Gnade winseln müsst? Wir sind alle Bastarde des Schicksals. Wollen wir nun einen Brief aufsetzen, Edmund?«
     
     
    Zweifelsohne wäre ich Mönch geworden, hätte mein Weg nicht den der Eremitin gekreuzt. Nie wäre ich dem Hofe nähergekommen als beim Gebet zur Vergebung der Kriegsverbrechen irgendeines Edelmannes. Wurde ich nicht für das Klosterleben großgezogen, schon von dem Augenblick an, als mich Mutter Basil zappelnd auf den Stufen der Abtei von Dog Snogging 16 upon Ouze vorfand?
    Meine Eltern habe ich nie gekannt, doch Mutter Basil erzählte mir einmal, sie vermute, meine Mutter sei eine Geisteskranke aus dem Nachbardorf gewesen, die im Flusse Ouze ertrunken sei, kurz nachdem man mich gefunden hatte. Sollte dem so sein, erklärte die Äbtissin, dann sei meine Mutter von Gott berührt gewesen (wie das Naturtalent) und daher sei ich ein Gotteskind.
    Die Nonnen, meist von nobler Herkunft (zweite und dritte Töchter, die keinen edlen Gatten finden konnten), liebten mich abgöttisch – wie ein kleines Hündchen. Ich war so winzig, dass mich die Äbtissin in ihrer Schürzentasche herumtrug, und daher gab man mir den Namen »Pocket«. Little Pocket von Dog Snogging Abbey. Ich war eine willkommene Abwechslung, das einzig männliche Wesen in einer rein weiblichen Welt, und die Nonnen drängten sich darum, mich in ihrer Schürze herumtragen zu dürfen, auch wenn ich mich daran nicht mehr erinnere.
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