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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit
Autoren: Roger Zelazny
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und auf und ab wie Krummsäbel. Die gespaltenen Hufe waren so groß wie Brotlaibe. Sie bohrten gewaltige Löcher in den Boden, als das Tier wendete, um uns alle in diesem orangeroten tanzenden Flammenschein zu töten.
    Doch plötzlich blieb es stehen und drehte sich um – überraschend schnell für seine Größe –, die Schulter traf Bortan in die Flanke, und er flog drei, vier Meter weit an mir vorbei. Hasan hieb ihm mit dem Stock über den Rücken, und ich stieß auf das andere Auge zu, verfehlte es aber.
    Dann schoß es mit gesenktem Kopf und blitzenden Hauern auf Bortan zu, der immer noch versuchte auf die Beine zu kommen.
    Ich schleuderte meinen Stecken fort und sprang hinterher, als das Tier auf meinen Hund zustürzte. Schon hatte es den Kopf zum tödlichen Stoß gesenkt.
    Ich packte die beiden Hauer, als der Kopf fast bis zum Boden geneigt war. Ich stemmte mich mit allen meinen Kräften gegen das Tier und merkte, daß nichts diesen Stoß verhindern konnte.
    Aber ich versuchte es, und vielleicht gelang es mir wenigstens eine Sekunde lang ...
    Aber schon flog ich durch die Luft. Meine Hände zerfetzt und blutend. Ich sah, daß es Bortan gelungen war, sich in Sicherheit zu bringen.
    Der Aufprall hatte mich benommen gemacht, denn ich war weit und hoch geschleudert worden; und dann hörte ich ein lautes wütendes Schweinequieken. Hasan brüllte und Bortan röhrte noch einmal seinen tiefkehligen Kriegsruf.
    ... Und dann schoß der glühend heiße Blitz des Zeus zweimal vom Himmel nieder.
    ... Und alles war still.
    Ich rappelte mich langsam wieder auf die Beine.
    Hasan stand neben dem lodernden Scheiterhaufen, einen flammenden Stecken noch zum Speerwurf erhoben in der Hand.
    Bortan beschnüffelte den zuckenden Fleischberg.
    Kassandra stand unter der Zypresse neben einem toten Esel. Den Rücken hatte sie gegen den Stamm des Baumes gelehnt, sie trug lange Lederhosen, ein blaues Wollhemd und meine noch rauchende Elefantenbüchse in der Hand.
    »Kassandra!«
    Sie ließ die Büchse fallen und war plötzlich sehr bleich. Aber ich hielt sie schon in den Armen, fast noch ehe das Gewehr den Boden berührte.
    »Ich werde dich eine Unmenge fragen. Später«, sagte ich. »Jetzt laß uns nur hier unter dem Baum sitzen und zuschauen, wie das Feuer brennt.«
    Und das taten wir dann.
     
    Einen Monat später wurde Dos Santos aus der RADPOL ausgestoßen. Man hat seither von ihm und Diane nichts mehr gehört.
    Gerüchten zufolge sollen sie die Rückkehr-Bewegung aufgegeben haben, nach Taler gezogen sein und nun dort leben. Ich hoffe, es ist nicht wahr, besonders angesichts der Ereignisse dieser letzten fünf Jahre. Ich habe nie die ganze Wahrheit über Rotperücke herausgefunden, und ich vermute, ich werde sie auch nicht herausfinden. Wenn man einem Menschen wirklich vertraut, meine ich, und sich etwas aus ihm macht, wie sie es vielleicht mir gegenüber tat, dann scheint mir, bleibt man in der Nähe, um zu sehen, ob dieser Mensch bei der letzten großen Auseinandersetzung recht oder unrecht hatte. Sie allerdings tat das nicht, und ich frage mich, ob sie es vielleicht jetzt bedauert.
    Ich glaube nicht ernsthaft, daß ich sie je wiedersehen werde.
    Kurze Zeit nach der Umwälzung in der RADPOL kehrte Hasan vom Berg Sindjar zurück, hielt sich eine Weile im Port auf, dann erstand er ein kleines Schiff, stach eines Morgens in See, ohne auch nur eine Andeutung über sein Ziel zu machen. Man nimmt an, daß er irgendwo einen neuen Job gefunden hat. Ein paar Tage später allerdings kam ein Hurrikan, und ich hörte in Trinidad Gerüchte, daß Hasan an die brasilianische Küste getrieben wurde und den Tod unter den Händen der grimmigen Wilden gefunden haben soll, die dort hausen. Ich versuchte diese Geschichte nachzuprüfen, aber es gelang mir nicht.
    Zwei Monate später allerdings starb Ricardo Bonaventura, der Vorsitzende der Allianz-Gegen-den-Fortschritt, einer Splittergruppe der RADPOL, die in Athen in Ungnade gefallen war. Er erlitt während einer Parteifeier einen Schlaganfall. Es gab ein paar Hinweise, daß divbanisches Kaninchengift in den Anchovis gewesen sei und am nächsten Tag verschwand der Kapitän der Palastwache auf mysteriöse Weise zusammen mit einem Gleiter und den Protokollen der letzten drei Geheimsitzungen der AGF. Man sagt, er sei ein großer gelbäugiger Mann mit leicht asiatischen Zügen gewesen.
    Jason hütet noch immer seine vielhufigen Schafe in den Hohen Orten, wohin die Finger der Eos zuerst reichen und
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