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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit
Autoren: Roger Zelazny
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Lebensspanne zu treffen.
    Das Essen brachte mich nicht weiter. Myshtigo hatte alles gesagt, was er zu sagen bereit war, und er ignorierte Fragen oder wehrte sie ab. Und deshalb traten Rotperücke und ich vor die Tür, um eine Zigarette zu rauchen, nachdem wir unseren Kaffee getrunken hatten.
    »Was ist geschehen?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte geglaubt, du wüßtest es vielleicht.«
    »Nein. Und was jetzt?«
    »Weiß ich genauso wenig wie du.«
    »Ihn umbringen?«
    »Vielleicht ja. Aber warum?«
    »Er hat es fertig.«
    »Ja, aber was? Was hat er fertig?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Verdammt! Ich muß es einfach Wissen! Ich weiß gern, warum ich jemand umbringe.«
    »Die Sache ist doch offensichtlich, oder etwa nicht? Die Weganer wollen sich wieder einkaufen auf der Erde. Er geht nach Hause und macht einen Bericht über die Gegenden, an denen sie interessiert sind.«
    »Und warum hat er dann nicht alle geplanten Ortebesucht? Warum nach Griechenland und Ägypten abbrechen? Das reicht doch wohl kaum für einen positiven Bericht.«
    »Dann hat er eben Angst und ist froh, daß er überhaupt noch am Leben ist. Er hätte von einem Boadil oder einem Koureten gefressen werden können. Er läuft davon.«
    »Gut. Dann laß ich ihn laufen. Laß ihn einen negativen Bericht abliefern.«
    »Das kann er aber nicht. Wenn sie hier eindringen wollen, dann geben sie sich nicht mit einer halben Sache zufrieden. Sie werden einfach jemand anders schicken, um die Sache zu Ende zu führen. Wenn wir Myshtigo umbringen, dann wissen sie, daß wir es immer noch ernst meinen, daß wir immer noch unbeugsam sind.«
    »... und außerdem fürchtet er nicht um sein Leben«, murmelte ich nachdenklich.
    »Nein? Um was dann?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich muß es herausfinden.«
    »Wie?«
    »Ich glaube, ich werde ihn fragen.«
    »Du bist vollkommen verrückt!« Sie wendete sich ab.
    »Auf meine Weise, oder überhaupt nicht«, sagte ich.
    »Bitte, auf jede beliebige Weise. Es kommt nicht mehr darauf an. Wir haben schon verloren.«
    Ich nahm sie bei der Schulter und küßte sie in den Nacken. »Noch nicht, du wirst es sehen!«
    Sie stand steif und unnachgiebig da.
    »Geh heim«, sagte sie. »Es ist spät.«
    Ich folgte ihrem Rat. Ich ging zu Iakov Korones' großem altem Haus, in dem Myshtigo und ich untergebracht waren und in dem auch Phil gewohnt hatte.
    Ich trat in das Sterbezimmer, in dem Phil zum letztenmal geschlafen hatte. Sein Exemplar Der Entfesselte Prometheus lag noch auf dem Schreibtisch neben einer leeren Weinflasche. Er hatte von seinem eigenen Hinübergehen gesprochen, als er mich in Ägypten anrief, er hatte einen Anfall gehabt und sehr leiden müssen. Er mußte einem alten Freund in so einer Angelegenheit eigentlich eine Nachricht hinterlassen haben.
    Also schlug ich Percy B.'s epischen Blindgänger auf und blätterte ihn durch.
    Die Nachricht stand auf den leeren Seiten am Ende des Buches – in griechischer Sprache. Allerdings nicht in modernem Griechisch, in klassischem. Sie lautete ungefähr so:
     
    Lieber Freund,
    obwohl ich es verabscheue, etwas zu schreiben, was ich nicht wieder neu schreiben kann, spüre ich doch, daß ich mich wohl besser ohne Umschweife daran mache. Es geht mir nicht gut. George möchte mich im Gleiter nach Athen verfrachten. Und ich werde seinem Rat folgen, morgen früh. Zunächst aber die vordringliche Angelegenheit –. Schaffe den Weganer von der Erde weg – lebendig und was immer es kosten mag.
    Es ist wichtig.
    Es ist das allerwichtigste in der Welt. Ich wagte nicht, es dir früher zu sagen, denn ich dachte, Myshtigo könnte vielleicht ein Telepath sein. Deshalb habe ich mich nicht an der ganzen Tour beteiligt, obwohl ich das sehr gern getan hätte. Deshalb stellte ich mich, als hasse ich ihn, damit ich mich so oft wie möglich von ihm fernhalten konnte. Erst als ich die Bestätigung erhielt, daß er kein Telepath sei, entschloß ich mich, mich eurer Gruppe anzuschließen.
    Ich hatte angesichts der Anwesenheit von Dos Santos, Diane und Hasan den Verdacht, daß die RADPOL ihm nach dem Leben trachtet. Wenn er ein Telepath wäre, so würde er das meiner Meinung nach sehr schnell herausfinden und die nötigen Maßnahmen für seine Sicherheit treffen. Sollte er kein Telepath sein, so konnte ich mich immer noch auf deine Fähigkeit verlassen, ihn gegen nahezu alles, einschließlich Hasan, zu verteidigen. Nur wollte ich nicht, daß er von meinem Wissen Kenntnis erhielt. Ich habe
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