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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit
Autoren: Roger Zelazny
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allerdings versucht, dich zu warnen, wenn du dich erinnerst. Tatram Yshtigo, sein Großvater, ist einer der edelsten und nobelsten Männer des Universums. Er ist Philosoph, ein großer Schriftsteller und ein uneigennütziger Diener der Allgemeinheit. Ich machte seine Bekanntschaft während meines Aufenthaltes auf Taler, vor etwa dreißig Jahren, und wir wurden später gute Freunde. Wir haben seit dieser Zeit ständig miteinander korrespondiert, und sogar damals schon unterrichtete er mich über die Pläne des Weganischen Rings bezüglich des Schicksals der Erde. Aber ich mußte mich zum Schweigen verpflichten. Nicht einmal Cort darf wissen, daß ich eingeweiht bin. Der alte Herr würde entsetzlich an Gesicht verlieren, wenn diese Sache vor der Zeit herauskäme.
    Die Weganer sind in einer äußerst peinlichen Situation. Unsere Landsleute im Exil haben der Wega ihre eigene wirtschaftliche und kulturelle Abhängigkeit sozusagen aufgezwungen. Und die Weganer mußten während der Tage der RADPOL-Rebellion ziemlich drastisch lernen, daß es auf der Erde eine eingeborene Bevölkerung gibt, die eine eigene straffe Organisation besitzt und die den Wiederaufbau unseres Planeten ersehnt. Auch die Weganer würden das gern geschehen sehen. Sie wollen die Erde nicht für sich. Wofür auch? Wenn sie irdische Menschen ausnützen wollten, so hatten sie auf Taler mehr davon als wir hier auf der Erde – und sie nützen sie nicht aus; jedenfalls nicht in größerem Rahmen oder böswillig. Unsere Ex-Bevölkerung hat selbst entschieden, welche Ausnutzung ihrer Arbeitskraft sie sich zumuten will, anstatt hierher zurückzukehren. Worauf läßt das schließen? Daß die Rückkehrbewegung ein toter Hund ist. Niemand kommt zurück. Und deshalb bin ich aus der Bewegung ausgetreten. Du übrigens auch, nehme ich an. Die Weganer würden gern das Problem unseres Heimatplaneten loswerden. Sicher, sie möchten die Erde besuchen. Das ist bildend, ernüchternd und macht demütig. Es ist für sie ausgesprochen erschreckend, zu sehen, was man einer Welt alles antun kann.
    Aber sie mußten unbedingt eine Möglichkeit finden, die Regierung unserer Ex-Bevölkerung auf Taler zu umgehen. Die Taleriten hatten es gewiß nicht eilig, ihren einzigen Anspruch auf Steuern und Anwesenheit auf der Erde fallenzulassen: das Büro.
    Doch nach unendlichen Verhandlungen und beträchtlicher wirtschaftlicher Überredungskunst, einschließlich des Angebots der vollen Bürgerrechte für unsere Ex-Bevölkerung, schien man einen Weg gefunden zu haben. Die Durchführung des Planes wurde der Shtigo-gens, insbesondere Tatram, übertragen.
    Und er glaubte schließlich die Methode gefunden zu haben, mit der die eigentliche Erde eine autonome Stellung wiedererlangen und ihre kulturelle Eigenständigkeit bewahren konnte. Deshalb entsandte er seinen Enkel Cort, damit dieser seine Enquete durchführte. Cort ist ein merkwürdiger Kerl; seine wirkliche Begabung liegt in der Schauspielerei, und er liebt es, Rollen zu spielen. Ich glaube, er wollte schon immer leidenschaftlich gern die Rolle des Ausländers spielen. (Tatram ließ mich auch wissen, daß es Corts letzte Rolle sein würde. Er wird an drinfan, einer unheilbaren Krankheit sterben; und das, glaube ich, war auch der Grund, warum man gerade ihn auswählte.)
    Glaub mir, Konstantin-Karaghiosis-Korones-Nomikos- (und die vielen anderen Namen, die ich nicht kenne) Conrad, wenn ich dir versichere, daß er keine Grundstücksinspektion durchgeführt hat, bestimmt nicht!
    Aber gestatte mir eine letzte byronische Geste. Glaub mir, daß er am Leben bleiben muß, laß mich mein Versprechen halten und mein Geheimnis für mich bewahren. Du wirst es nicht zu bereuen haben, wenn du erst alles weißt.
    Es tut mir leid, daß ich nicht mit deiner Elegie fertig geworden bin, und fahr zur Hölle dafür, daß du damals in Kerch meine Lara für dich behalten hast!
     
    Phil
     
    Nun gut, beschloß ich, Leben, nicht Tod für den Weganer. Phil hatte gesprochen, und ich zweifelte nicht an seinen Worten.
    Ich ging hinüber zum Abendbrottisch Mikar Korones' und blieb bei Myshtigo, bis er seine Mahlzeit beendet hatte. Dann begleitete ich ihn zum Haus Iakov Korones' und schaute ihm zu, wie er ein paar letzte Kleinigkeiten zusammenpackte. Wir wechselten vielleicht ganze sechs Worte in dieser Zeit.
    Seine Habseligkeiten wurden zu dem Platz hinausgetragen, auf dem der Gleiter landen würde, er lag direkt vor dem Haus. Ehe die anderen (einschließlich Hasan) kamen,
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