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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus
Autoren: Oliver Hassencamp
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Brühe.
    Tremendo ! freut sich Florian. Der ist ausgeschaltet! Aber es hat zu lange gedauert. Sicher kommen sie gleich von hinten! Dreh dich um, Filippo! Dreh dich um...
    Dann nimmt er gar nichts mehr wahr. Er weiß nichts, spürt nichts, hört nichts, riecht nichts, sieht nichts und merkt eben daran, daß er noch vorhanden ist, in irgendeiner Form. Aber in welcher? Ist ihm heiß? Ist ihm kalt? Kann er sich bewegen? Wo ist er?
    Ein Schmerz durchfährt ihn, ein Zittern. Dann endloses, erleichtertes Schweben und von fern Tante Theklas Stimme ohne Höhen und Tiefen. „Jetzt hast du keine Schmerzen mehr! Alles ist still. Ganz still.“
    Plötzlich wird es hell, milchiges Licht bewegt sich, wie Wolken aus einem Flugzeug gesehen. Noch ist nichts zu erkennen, bis die Bewegung aufhört und wie aus aufsteigendem Nebel Konturen sichtbar werden.
    Das Gefühl des Schwebens war richtig. Von der Zimmerdecke aus nimmt er unter sich ein Bett wahr. Darin liegt ein Junge mit einem Verband um den Kopf. An der Wand hängt ein Kreuz. Neben dem Bett sitzt eine dicke schwarze Kugel. Sie hält die Hand des Jungen und redet behutsam auf ihn ein. „Ganz ruhig bist du jetzt. Ganz ruhig. Du spürst nichts mehr. Was war, ist fern. Ganz fern. Kein Körper beengt mehr deine Freiheit...
    Eine freudige Schwingung wird unter der Zimmerdecke wahrnehmbar: Ich bin Florian und wieder astral! Tante hat mich befreit. Das schmerzhafte Doppelleben ist beendet.
    Umgehend macht er die Probe auf den ihm bekannten Zustand: Der Gedanke ist schon das Ziel, der Wunsch die Erfüllung. Ich bin Florian, und mein Körper sitzt in der Kellerklinik! Kaum gedacht, ist das Bett mit dem verbundenen Jungen unter ihm verschwunden. Sein eigener Körper sitzt im Sessel neben dem von Tante Thekla.
    Florian denkt sich zurück, und da liegt Filippo wieder mit dem Kopfverband. Vorsichtig dreht er sich zur Seite. Er hat Schmerzen. Die schwarze Kugel tätschelt seine Hand und redet beruhigend auf ihn ein. Jetzt italienisch.
    Tante hat die Konzentration verlagert! kombiniert Florian. Aber sie ist noch drin in ihrem Taxi. Durch den Unfall muß sie den Übergang ordnen und wird später nachkommen. Ich muß hierbleiben. Ohne sie komme ich nicht in mich hinein! Aber als Astraler hab ich ja kein Zeitgefühl. Schau ich mal, was da geschehen ist!
    Er sieht Filippo am Ölfaß stehen und Cesares Kopf hineintauchen. Dabei fühlt er seine Befürchtung, weil ihm das zu lange dauert und sieht ihre Richtigkeit bestätigt. Von hinten kommt einer mit einem schmalen Balken und schlägt ihn Filippo über den Kopf. Der bricht sofort zusammen.
    Graziella schreit auf und stürzt zu ihm. Adelheid hinterher. Vorsichtig nimmt sie seinen Kopf in den Arm. Graziella wischt ihm Blut aus dem Gesicht. Betreten schauend sammeln sich die Raufer im Halbkreis um den reglosen Filippo. Nur Cesare tappt mit schwarzverklebtem Kopf herum, weil er nichts sieht und nichts findet, um sich abzuwischen.
    Grazielias Schrei hat Gäste des Restaurants neugierig gemacht. Sie treten ans Geländer und schauen herunter, was es da gibt. Auch die schwarze Kugel rollt hinzu, begreift sofort, rollt unter Anrufung der Madonna die Schräge hinunter zur Stelle der Tat. Florians und Adelheids Eltern folgen.
    Lauthals wechselt die schwarze Kugel von Klagen über ihren armen Ippocampo zu Beschimpfungen für die Burschen, die sie alle mit Namen kennt. Dazwischen übersetzt sie beides für die Touristen.
    Papa hört gar nicht hin. Er handelt. „Einen Arzt. Schnell!“ ruft er. „ Medico ! Subito!“
    Einer der Raufer rennt weg.
    „ Qui !“ kräht da ein kleiner Mann mit Glatze von der Terrasse des Restaurants und kommt eilends gelaufen.
    Ungeachtet der tropfenden Wunde und seines hellen Anzugs hat Papa den ohnmächtigen Filippo auf die Arme genommen und sich aufgerichtet. Der Arzt wirft einen Blick auf die Wunde und entscheidet: „ Ospedale !“

    Also ins Spital. Soviel versteht Papa und fordert zum Gehen auf „ Andiamo !“
    Bemüht, sich möglichst erschütterungsfrei zu bewegen, trägt er seinen Tauchkameraden ins Hospital.
    Die Mamma watschelt nebenher und wird vom Dottore gehindert, ihr schwarzes Tuch zum Blutstillen zu verwenden. Ohne beiderseitiges Wortfeuerwerk geht das nicht ab.
    Mit einigem Abstand folgen Graziella und zähneklappernd, im nassen Badeanzug, Adelheid, bis ihr Vater einschreitet und sie zurückhält.
    Im Spital kennen alle Filippo und sind sehr behutsam. Die Wunde wird gesäubert, schwarze Locken fallen unter der
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