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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus
Autoren: Oliver Hassencamp
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wissen?“
    „Begabung zum Übersinnlichen liegt in der Familie!“ stammelte Florian. „Siehe Tante Thekla. Daß ihr nichts davon abbekommen habt, dafür kann ich nichts.“
    Papa schien ihn nicht zu hören. Mit steiler Stirnfalte geradeausschauend dachte er weiter. Von Thekla kann er’s nicht haben. Sie weiß von den Fotos nichts und ist nicht anwesend. Also woher?
    „Oh, mein Gott, Junge!“ Die Mutter rang die Hände. „Mußt du uns solche Sorgen machen!“
    Mit gesenktem Kopf hockte der Sorgenspender da und sagte nichts mehr.
    Das Schweigen drückte ihn, wie ein Sack auf den Schultern.
    Auf einmal glättete sich Papas Stirnfalte. Er richtete sich auf, lächelte und zog Florian sanft am Ohr. „Du Schlawiner, du ausgekochter! Willst uns hier mit übersinnlichen Fähigkeiten aus der Fassung bringen. Fast wäre es dir auch gelungen. Aber nur fast!“
    Florian verstand überhaupt nichts mehr. Was ist denn jetzt passiert? rätselte er. Als Sensitiver habe ich jedenfalls einen Fünfer!
    „Die Erklärung ist denkbar einfach!“ fuhr der Vater fort und strahlte, weil er sie offenbar gefunden hatte. „Filippo war in Neustadt. Hier hat er Deutsch gelernt. Aus der Zeit kennt ihr euch. Als er uns drunten kennengelernt hat, da hat er’s dir geschrieben. Stimmt’s?“
    Schnauze! Mund halten! Ja nichts mehr sagen! nahm sich Florian vor und zeigte ersatzweise ein verlegenes Lächeln.
    „Na bitte!“ Der Vater lächelte verzeihend, war aber sichtlich stolz auf seinen Sohn und vor allem auf sich selber.
    Die Mutter atmete auf. „ Flori , Flori ! Einen so zu erschrecken!“ Kein Gedanke mehr, wohin Filippo den Brief geschickt haben sollte. Selbst wenn er Florian gekannt hätte, wüßte er nicht, daß der sich in der Pension Schicksal aufhielt. Hätte er ihn an die Neustädter Adresse geschickt, wäre er Papa in die Hände gefallen, denn Florian war ja erst heute zurückgekommen. Und wenn Filippo ihm von Adelheid berichtet hätte, reichte das noch lange nicht, sie mit Sicherheit auf einem Foto zu erkennen.
    Aber gerade wegen dieser Ungereimtheiten konnte Florian aufatmen: Papa hat für etwas, das er nicht begreifen kann, eine Erklärung gesucht und sie auch gefunden. Ob sie in allen Einzelheiten stimmt, interessiert ihn nicht mehr. Mein Glück! Onkel Charlie hat recht: So lückenhaft ist die menschliche Wahrnehmung!

Deckelbild und Illustration: Nikolaus Moras
    Redaktion: Susanne Bestmann
    Bestellnummer: 8121
    © 1981 Franz Schneider Verlag GmbH & Co. KG
    München-Wien
    ISBN 3 505 08121 3
    Alle Rechte der weiteren Verwertung liegen beim Verlag,
    der sie gern vermittelt.
    Ein weiterer Band ist in Vorbereitung.

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