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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus
Autoren: Oliver Hassencamp
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sind!“
    Am Tisch der Eltern drängen sich die Köpfe um die schwarze Kugel. Hier geht’s um Zukunft, die Gegenwart ist vergessen. Ganz unbemerkt sind die beiden Schwimmer dennoch nicht geblieben. Neben der Terrasse liegt eine kleine Reparaturwerft. Auf der betonierten Schräge mit den eingegossenen Gleisen, die ins Wasser führen, lehnen einige Burschen an Blechtonnen. Roberto, Cesare und Felice sind dabei. Um das festzustellen, braucht Florian nicht auf Filippo umzuschalten. Die ersten beiden würde er auch mit dem Hinterteil erkennen, so nachdrücklich haben sie sich dort bekanntgemacht.
    „Meinst du, es geht jetzt?“ fragt er.
    „Klar“, sagt Adelheid. „Machen wir wieder Katamaran?“
    Sie fassen sich an der Hand und schwimmen los. Von hinten kommt die erste Welle und trägt sie hoch nach oben.
    „Jetzt holen Luft!“ ruft Filippo in seinem Spezialdeutsch, weil Florian nicht aufgepaßt hat. Doch hier fällt das nicht auf. Schon geht’s hinunter auf die Talsohle und noch weiter. Ohne Schlagseite kommt der Katamaran an die Oberfläche zurück.
    „Klasse!“ freut sich Adelheid.
    Erneut werden sie hinaufgetragen, ein gutes Stück näher, da sieht Florian hinter den Burschen auf einem Holzstoß ein Mädchen sitzen — Graziella.
    Wieder müssen sie Luft holen, wieder geht’s hinunter auf der nassen Achterbahn und noch einmal, dann spüren sie Grund unter den Füßen und waten, sich immer noch an der Hand haltend, an Land.
    „Katamaran ist mein neues Hobby!“ verkündet Adelheid. „Das machen wir morgen wieder. Weißt du was: Jetzt gehen wir, so wie wir sind, rauf an den Tisch und schauen, wie die schauen!“ Sie bückt sich nach ihren Sachen.
    Florian gibt keine Antwort. Er schaut gerade, wie Filippos Freunde schauen. Langsam, mit hämischem Grinsen kommen sie näher, nebeneinander, als wollten sie ihm den Weg verstellen. Dahinter auf dem Holzstoß sitzt unbewegt Graziella. Die haben was vor! überlegt Florian. Was mach ich denn? Unschlüssig, ob und wie er die Konzentration verlagern soll, nimmt auch er seine Sachen auf und folgt Adelheid, die ganz auf den Boden konzentriert mit ihren empfindlichen Großstadtfüßen über die Steine stakst.
    Ihr sind Roberto, Cesare und die anderen nicht im Weg. Sie haben einen Viertelkreis gebildet, mit Zielrichtung allein auf ihn. Graziella hat sich vom Holzstoß erhoben und geht auf Adelheid zu.
    Ach was! denkt Florian. Soll Filippo das regeln. Sind ja schließlich seine Freunde!
    Kaum hat er die Konzentration verlagert, bricht ein italienisches Wortfeuerwerk aus seinem Taxi heraus. „Was wollt ihr denn? Schert euch zum Teufel! Feige Bande. Ich hab keine Zeit für euch...“
    „Du wolltest das Mädchen ertränken! Wir haben’s genau gesehen! Das sagen wir dem Maresciallo !“ antworten sie durcheinander.
    „Ihr spinnt wohl? Wir sind hier eingeladen!“ faucht Filippo zurück.
    „So, einladen läßt du dich?“ Cesare grinst. „Touristenbettler!“ höhnt Felice, und die anderen stimmen ein. „Touristenbettler! Touristenbettler...“
    Florian hat sich als stiller Beobachter klein gemacht. Er sieht gerade, wie Graziella giftig an Adelheid rauf- und runterschaut, aber nichts sagt. Da bricht in seinem Taxi der Jähzorn aus, ur-gewaltig wie ein Vulkan.
    Filippo rennt Felice den gesenkten Kopf in den Bauch und löst so eine wilde Keilerei aus. Von allen Seiten hagelt es Tritte und Hiebe, daß er die begleitenden Verwünschungen gar nicht mehr wahrnimmt.
    Obwohl Florian die Prügel spürt, überlegt er noch, wie er sich in diesem Fall verhalten würde.
    Ich bin kein Raufer! Ich hätte mich nicht provozieren lassen! Aber das hätte die Rauferei nur um Sekunden hinausgeschoben. Die wollen ihn fertigmachen!
    Filippos Mut beeindruckt Florian erneut. Der hat sich aufgerappelt, packte Felice am Gürtel und stößt ihn gegen den angreifenden Roberto, daß die Köpfe krachen. Blitzschnell fährt er hemm, im richtigen Augenblick. Gerade wollte ihn einer von hinten anspringen. Er duckt sich weg, entwischt hinter eine der Tonnen.
    Auf der anderen Seite lauert Cesare. Beide tricksen nach rechts und nach links. Filippo hält sich am Rand fest. Die Tonne ist oben offen, mit den Fingerspitzen faßt er in dickes, altes, schwarzes Öl, wie Florian sofort feststellt.
    Cesare beugt sich vor, als wolle er über die Tonne hechten. Die Gelegenheit! denkt Florian.
    Da hat sein Schwingungszwilling schon zugepackt. An den Haaren reißt er Cesare herunter und tunkt ihn in die schwarze
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