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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus
Autoren: Oliver Hassencamp
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nicht kenne?“ Energisch winkte sie ab. „Nein, nein. Das ist alles geregelt. Da hilft uns Charlie. Mit einer solchen Dämpfung habe ich von vornherein gerechnet.“
    „Bist du wieder gut mit ihm?“ vergewisserte sich Florian.
    „Aber ja!“ Wenn sie lächelte, sah sie gar nicht wie Teresa aus. Überhaupt störten die Fremdkörper die geistige Kommunikation nicht. „Aber ja“, beruhigte sie ihn noch einmal. „Wir haben uns ein Leben lang gestritten und tun es immer noch, aus reiner Gewohnheit. Aber wir tragen einander nichts nach. Das würde uns den ganzen Spaß verderben.“
    Jetzt war er beruhigt und gähnte endlos, weil in den Brustkasten so viel Luft reinpaßt .
    „Es ist zwar noch reichlich früh, trotzdem finde ich, wir sollten uns aufs Ohr legen“, meinte Tante Thekla.
    Florian, der noch immer gähnte — er gähnte ja für zwei — überlegte: Es wird gerade erst dunkel. Normalerweise setzt man sich hier um diese Zeit zum Essen. Ich könnte glatt noch eine Mahlzeit verdrücken! Aber sie hat recht. Wer weiß, was morgen los ist? Dieses Doppelleben kostet vielleicht Kraft! Ein Geräusch unterbrach Gähnen und Gedanken. Was war das? Stimmen? Wer kommt denn zu uns? Filippos Freunde? Muß mal die Konzentration verlagern. Vielleicht hab ich eine Gewohnheit von ihm übersehen?
    „Hallo!“ Die Stimme kommt sowohl Filippo als auch Florian nicht gänzlich unbekannt vor. „Hallo!“
    Auch Tante Thekla, die gerade aufs Bett gesunken ist, hat sie erkannt. „Dein Vater! Was will der denn jetzt noch?“
    Es klopft an die Tür. Auch Mamas Stimme ist zu hören und noch andere.
    „ Momento !“ ruft Florippo , um die Invasion zu stoppen.

    „Zieh mich mal hoch!“ stöhnt die Tante hinter dem Schrank und schimpft: „Das sag ich dir, Charlie, das nächste Mal kriegst du mich so nicht dran. Ich wollte ein Taxi, keinen Omnibus!“
    Er öffnet die Tür. Draußen stehen, gut angezogen und erwartungsfroh, seine Eltern und Adelheid mit ihren Eltern. Alle reden sie gleichzeitig auf ihn ein: Sie würden gerade zum Essen gehen, in das berühmte Fischrestaurant, und da hätten sie gedacht, man könnte doch mal vorbeischauen, vielleicht würden Filippo und seine Mamma sich freuen, man wolle sie nämlich einladen.
    Florippo weiß nicht mehr, wohin er die Konzentration verlagern soll, da ruft Teresa durch den Perlschnurvorhang und nimmt ihm die Entscheidung ab: „Das ist sehr freundlich von Ihnen. Danke schön! Wir kommen gern mit. Wenn Sie schon vorausgehen würden, wir sind gleich fertig.“
    „Einverstanden“, ruft Papa, und Florippo sieht, wie Adelheids Mutter seine Mama am Arm zupft und fragt: „Sollten wir ihr nicht sagen, daß sie die Karten mitbringt?“
    Aha! denkt er. Daher weht der Wind. Mama hat’s wieder mal allen erzählen müssen. Aber jetzt noch einen Fisch, ist auch nicht schlecht!
    Und Filippo erklärt, ohne Florians Zutun. „Die Karten hat la Mamma immer dabei!“
    Trotz der Drüsenstörung ihres Taxis weiß Tante Thekla sofort, warum sie eingeladen worden sind, und sie erklärt Florian auch, warum sie zugesagt hat. „Ich bin zwar elend müde, aber so ist es einfacher. Da brauche ich deiner Mutter nicht erst nachzulaufen, sondern kann das mit Tante Lene gleich in Ordnung bringen.“
    „Und sag Mama bei der Gelegenheit auch, daß sie Tante Thekla anrufen muß und sich dafür bedanken, daß du mich vom Schlafwandeln geheilt hast“, bittet Florian, während er die teuren Schuhe anzieht. „Und Papa kannst du sagen, er soll Mama nicht zum Tauchen zwingen. Sonst könnte was passieren!“ Tante Thekla stemmt die kurzen Arme in die Kugel und lacht.
    „Was hab ich gesagt? Das Taxidasein bekommt dir ausgesprochen gut. Du bist bewußter geworden. Du fängst an, gute Werke zu tun. Sogar an deinen Eltern!“
    Damit nichts auffällt, verlagern sie vor Verlassen des Hauses die Konzentration auf Teresa und Filippo. Mit Mund, Armen und Händen italienisch redend, wie sie jeder kennt, begeben sich schwarze Kugel und schwarzer Strich zum Fischrestaurant. Dort lernt Florian seine Eltern von einer anderen Seite kennen. Sie bemühen sich überschwenglich um ihre Gäste, reden dabei pausenlos, als hätten sie ein schlechtes Gewissen. Mama, die bei Adelheids Mutter offenbar mächtig angegeben hat, lobt Teresa unentwegt, während Papa dem vermeintlichen Filippo Fotos von seinem Sohn Florian zeigt und von ihm erzählt wie von einem Wunderknaben. Florian vermutet, daß er nur vermeiden will, das Gespräch aufs Tauchen
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