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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus
Autoren: Oliver Hassencamp
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und den Kraken zu bringen.
    Weil ihn die emsigen Eltern nerven, hält sich Florian an die dünne Adelheid. Er verlagert die Konzentration auf Filippo und läßt ihn erzählen, wie viele Arten von Fischen er kennt, und wie man unter der Brandung durchtaucht. Papa kommt das gelegen. Endlich braucht er nicht mehr aufzudrehen und kann in Ruhe essen.
    Eltern dürfen eigentlich nie Angst haben! kombiniert Florian. Wenn sie etwas erreichen oder verschleiern wollen, mag man sie nicht. Auch nicht, wenn sie davor ganz prima waren! Ungeachtet seiner Feststellung, schmeckt ihm das Essen über alle Maßen gut.

    Jetzt erzählt Adelheid, wie viele Arten von Fischen sie kennt, und daß sie mit der Brandung nicht zurechtkommt.
    Florian horcht zur Seite.
    Tante Thekla findet er schlechthin super. „Schlafwandeln ist keine Krankheit“, erklärt sie gerade. „Vielmehr ein Zeichen von lebhafter Phantasie und Sensibilität. Diese Frau mit den übersinnlichen Fähigkeiten ist sehr wichtig für die Weiterentwicklung Ihres Sohnes! Sie sollten sie anrufen, wenn Sie zurück sind. Sie werden sich mit ihr sehr gut verstehen.“ Nach dem Essen, während Filippo und Adelheid noch Eis löffeln, legt Teresa wunschgemäß für Adelheids Mutter die Karten. Und weil das auch Florians Eltern sehr interessiert, dürfen Filippo und Adelheid, nachdem sie ausgelöffelt haben, aufstehen und an den Strand hinuntergehen. Das Restaurant liegt direkt am Meer.
    „Zeig mir, wie man unter der Brandung durchtaucht!“ Adelheid zieht ihr Kleid über den Kopf. Darunter trägt sie einen Badeanzug, und Filippo hat seine Badehose sowieso immer an, ganz gleich, ob er zerfranst oder im Sonntagsgewand herumläuft.
    „Gut“, sagt Florian mit Konzentration zu sechzig Prozent auf Filippo. „Machen wir Katamaran!“
    „Wie geht denn das?“ fragt sie.
    „Wir halten uns an der Innenhand und schwimmen beide mit der Außenhand“, erklärt er.
    Einander an der Hand haltend gehen sie ins Wasser. Gänsehaut und voller Magen stören sie nicht. Sie gehen, so weit sie stehen können.
    „Jetzt runter!“ sagt Florippo , als die Welle kommt.
    Adelheid wird’s mulmig. Sie läßt seine Hand los und umklammert ihn mit beiden Armen, während er taucht. Erst als sie im nächsten Wellental an die Oberfläche kommen, findet sie Gefallen an dem Spiel und gibt ihm ihre Hand. „Noch mal!“
    Jetzt klappt der Katamaran.
    „Und noch einmal!“ Adelheid holt Luft und taucht mit Filippo unter der Welle durch. Auf der anderen Seite liegt der Katamaran plötzlich schief. Nur Filippo taucht auf. Er zieht Adelheid zu sich her. Ist es der volle Magen, oder hat sie unfreiwillig Wasser geschluckt?
    „He, Adelheid!“
    Filippo klopft ihr auf beide Backen. Sie rührt sich nicht. Da greift Florian ein. Wenn ein Mensch nicht atmet, muß man ihn schleunigst dazu bringen, weiß er aus dem Erste-Hilfe-Kurs. Wie ein Frosch strampelt er im Wasser, um beide Köpfe an der Oberfläche zu halten, und drückt ihr den Brustkorb seitlich mehrmals zusammen. Aber es kommt weder Wasser heraus, noch gibt sie einen Laut von sich. Er muß zum letzten Mittel greifen. Im Kreuz und im Genick faßt er sie, füllt Filippos Riesenlungen mit Luft, drückt seinen Mund auf ihren und atmet langsam aus. Dabei fühlt er, wie sich ihr Brustkorb dehnt. Er löst die Lippen, drückt ihre Rippen zusammen, holt wieder Luft und preßt sie abermals in Adelheid hinein.
    Auf einmal bewegt sie die Arme, greift mit den Händen nach Filippos Kopf, um ihn wegzuschieben.
    Geschafft! denkt Florian. Eine natürliche Reaktion. Sie meint, sie bekommt keine Luft, weil ich ihr den Mund verschließe, beziehungsweise Filippo. Daß sie allein dadurch Luft bekommen hat, kann sie nicht wissen. Sie war weg. Wenn auch nicht lange. Aber das steht fest!
    Adelheid japst und schlägt die Augen auf. Dann muß sie husten, und er klopft ihr mit Filippos Hand auf den Rücken. „Alles in Ordnung?“
    Sie nickt. „Was war denn? War ich weg?“
    „So ungefähr. Aber nicht weit“, antwortet er. „Halte dich an mir fest, und atme ganz ruhig und schön tief!“
    Sie klammert sich an ihn. „Mensch, hast du breite Schultern! Und einen Brustkasten für zwei!“
    Komisch, wenn einen jemand anfaßt und man ist es gar nicht und doch irgendwie! denkt er und sagt: „Nicht reden jetzt! Nur schön tief atmen. Wir müssen ja noch zurück. Aber das kriegen wir schon.“
    Adelheid schaut zur Terrasse des Restaurants hinauf. „Die haben noch gar nicht gemerkt, wo wir
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