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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus
Autoren: Oliver Hassencamp
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Eltern gegenüber doch verantwortlich.
    Da glaubte Florian die richtige Form gefunden zu haben. „Die wissen Bescheid!“ sagte er. „Frau Treitschke- Zwiebenich , die alte Klatschsuse , hat mich hier gesehen und sofort an Papa geschrieben.“
    „Um Gottes willen!“ Ein Raucherhusten von Modellcharak ter schüttelte die Zigarillowitwe.
    Sollte das doch die falsche Form gewesen sein? überlegte Florian.
    „Die Eltern sind einverstanden“, sagte Tante Thekla und zeigte sich, was die Form betrifft, nicht zimperlich. „Wenn du so weiterqualmst, bekommst du in drei Jahren ein Raucherbein und mußt amputiert werden!“
    Nun hustete Tante Lene erst recht, entschuldigte sich wieder für alles mögliche, schimpfte auf Frau Zwiebelfisch, gab aber, was ihre Gesundheit betraf, Tante Thekla recht und verabschiedete sich nach drei Glas Sherry, weil sie abends eingeladen sei, mit dreifachem Dank: „Du hast mein Gewissen erleichtert, Thekla! Ich bin glücklich, daß wir uns wieder verstehen und danke dir vor allem für deine Warnung. Ich spüre, wie recht du hast. Entschuldige noch mal…“
    Florian brachte sie zum Parkplatz, wo er Zeuge eines weiteren Hustenanfalls wurde. Zurück in der Ordination, mußte er sein Erstaunen abladen. „Sag mal, Tante, ich warte da immer auf die richtige Form. Aber du bist ganz direkt, hast überhaupt nicht gelogen, um sie an die Wahrheit zu gewöhnen.“
    „Und wie ich gelogen habe!“ widersprach sie belustigt. „Wenn Lene nicht sofort aufhört, ist es schon nächstes Jahr soweit. Meine Warnung mußte massiv sein, ohne akute Angst auszulösen. Das versteh ich unter richtiger Form.“
    Mannometer ! dachte Florian. Was man da alles beachten muß! Einen weiteren Blickwinkel gewann er am späten Abend, als er quer überm Fußende von Agathes Bett lag und seine Taxitour in allen Einzelheiten schilderte.
    Ohne ein einziges Mal zu unterbrechen, hörte sie ihn an. Danach schwieg sie eine ganze Weile.
    „Jeder sollte in andere umsteigen können!“ sagte sie schließlich. „In Menschen, die einem nahestehen wenigstens. Dann würden wir einander besser verstehen, und es gäbe keine Lügen mehr. Man wüßte ja, wie’s im anderen wirklich aussieht.“
    „Du meinst Fridolin?“
    Sie nickte.
    „So ehrlich und eindeutig klar ist es im astralen Zustand“, fuhr er fort. „ ,Zum Körper gehört der Zweifel, die Ungewißheit’, sagte Tante Thekla, ,deswegen haben wir den Instinkt.’“

Kreuzverhör

    Gleich nach ihrer Rückkehr hatten die Eltern in der Pension Schicksal angerufen. Am nächsten Tag kamen sie beide, um Florian abzuholen. Auf dem Parkplatz trafen sie August, der gerade einem abreisenden Gast die Koffer zum Wagen gebracht hatte.
    Ihre Frage, wie es dem Sohn gehe, beantwortete der auf seine Weise. „Er war ziemlich angestrengt. Da haben wir ihn in einen Heil-Schlaf versetzt, der ihm sehr gut bekommen ist.“ Augusts Geschwätzigkeit verwirrte die Eltern indes nicht. Sie hielten den Heil-Schlaf für ein Mittel gegen Schlafwandeln und sahen darin die Voraussage der sizilianischen Kartenlegerin bestätigt. In der Ordination verlief das Gespräch zunächst wie das mit Tante Lene. Papa und Mama fühlten sich der Hellseherin gegenüber zu Dank verpflichtet und waren deshalb beschämt, sie nicht freundlicher behandelt zu haben.
    Bei der Unterhaltung, besonders als sie ahnungslos von Teresa und ihren Voraussagen erzählten, hätte Florian manchmal vor Vergnügen laut aufjubeln mögen.
    Es ist total irrsinnig! dachte er. Wir reden zu viert und sind eigentlich zu sechst. Aber nur vier!
    „Genaugenommen hat uns die dicke Teresa wieder zusammengebracht“, meinte Florians Mutter. „Sie sagte, wir müßten uns gut verstehen, schon weil du unseren Sohn so gut verstehst, der für Übersinnliches sehr begabt sei. Wir sollten nicht auf das Geschwätz der anderen hören, die hätten alle nur Angst, du könntest ihre Schandtaten aufdecken!“
    Florian mußte den Mund aufmachen, um nicht zu platzen. „Da hat die dicke Fischerwitwe recht!“ Noch während er sprach, merkte er, daß er sich verplappert hatte.
    Sein Vater hob die Augenbrauen. „Fischerwitwe? Woher weißt du, daß sie Witwe ist?“
    Ratlos sah er Tante Thekla an. Da fiel ihm eine Antwort ein. Leichthin sagte er: „Wir Sensitiven stecken alle unter einer Decke.“
    Die Eltern lachten, und die grünen Augen blitzten.
    Das sollte jedoch erst der Anfang sein.
    Nach herzlichem Abschied vom nun nicht mehr schwarzen Schaf der Familie und dem
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