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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges
Autoren: Poul Anderson
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Kilometer weit bis zum Horizont von Ramnu. Bäume und Rohrdickicht unterbrachen die Gleichförmigkeit des Buschlands; von der Entfernung blau gefärbt erhob sich ein kleiner Hügel; darüber zogen die eigentümlich abgeplatteten Wolken hinweg. Eine kleine Herde von Weidetieren wanderte umher, ein berittener Eingeborener bewachte sie. Mehr als ein Dutzend Flugwesen waren in der Luft. Als Miriam Abrams vor zwanzig Jahren eingetroffen war, hatte das Land noch vor Leben gewimmelt.
    Über ihnen war der Himmel milchig. Niku, die Sonne, erschien zwei Drittel so groß wie Sol von Terra aus gesehen und warf ein bernsteingelbes Licht; ein Frosthalo umgab sie. Diris, der innerste Mond, zog blass schimmernd dem Westen zu. Er würde nicht untergehen, ehe Ramnus langer Tag dunkel geworden war.
    »Eine neue Eiszeit ist auf dem Vormarsch«, murmelte Abrams. »Der Fluch dieser Welt. Und wir könnten sie und alle anderen ihrer Art stoppen. Egal, was aus uns und unserem Imperium wird, man würde sich hier die nächste Million Jahre lang an uns als Retter erinnern, als Erlöser. Aber der Herzog hört nicht. Und jetzt ist Yewwls Familie tot.«
    »Ah …«, wagte sich Polevoy hervor, »äh, hat sie denn nicht zwei Kinder, die erwachsen sind, und verheiratet?«
    »Richtig. Und sie haben ebenfalls Kinder, die vielleicht das, was von Norden heranzieht, nicht überleben«, erwiderte Abrams. »Jetzt hat sie ihren Mann verloren, ihre Jüngsten und das letzte Baby, das sie je austragen wird; ihr Klan hat sein Jerusalem eingebüßt, und nichts davon hätte geschehen müssen.« An ihrem Hals spannten sich die Sehnen. »Gar nichts! Aber der Großherzog von Hermes hört mir einfach nicht zu!«
    Nach weiterem Schweigen stand sie auf, wandte sich um und sagte ruhig: »Nun, ich bin fertig mit ihm. Das war der letzte Anstoß, der mir noch gefehlt hat. Ich werde schon bald aufbrechen, Iwan. Ich reise direkt nach Terra und erbitte mir Hilfe von ganz oben.«
    Polevoy hustete. »Beim Kaiser?«
    Abrams grinste ihn voll Galgenhumor an. »Nein, von ihm wohl kaum. Jedenfalls nicht direkt. Aber … haben Sie zufällig je von Admiral Flandry gehört?«

 
II
     
    Zuerst musste sie ins Maianische System, neunzehn Lichtjahre entfernt, eine Reise von vier Standardtagen in dem winzigen Raumschiff, das der Forschungsstiftung Ramnu gehörte. Am Williams-Raumhafen auf Hermes verabschiedete sich der Pilot von ihr und fuhr, ehe er zurückkehren musste, nach Starfall, um zu sehen, welche fleischlichen Genüsse dort auf ihn warteten. Banner begab sich ebenfalls zur Hauptstadt des Planeten, nur waren ihre Absichten weniger frivol. Hauptsächlich wünschte sie Unterschlupf, und das kaum vor dem milden Klima.
    Sie hatte einen so engen Zeitplan gewählt wie möglich. Das Passagierschiff Queen of Apollo lief in fünfzig Stunden nach Sol aus. Dank Sten Runeberg, dem sie einen Brief gesandt hatte, besaß Banner ein Ticket. Da sie jedoch von einer Primitivwelt mit grundsätzlich terrestroider Biochemie kam, musste sie sich zunächst in einer Klinik untersuchen lassen, die lizenziert war, ihre medizinische Unbedenklichkeitsbescheinigung zu erneuern. Es handelte sich um eine alberne Formalität – selbst wenn sie in Hemdsärmeln an die Oberfläche von Ramnu gegangen wäre, hätte in ihrem Blut kein Keim auch nur eine Minute lang überlebt –, aber die terranischen Bürokraten zeigten sich stets unerbittlich, solange es nicht jemanden von Rang oder Namen betraf. Ebenso absurd erschien ihr, dass sie ihre Garderobe auf den neuesten Stand bringen musste. Sie bezweifelte, dass es Flandry etwas ausmachen würde, wenn sie provinziell aussah. Andere hingegen nähmen daran Anstoß, und ihre Aufgabe war schwierig genug, auch ohne dass sie sich psychologisch in einen Nachteil brachte.
    Deshalb brach sie am Morgen nach ihrer Ankunft von Runebergs Haus in der Stadt auf und kam erst bei Sonnenuntergang zurück, nachdem sie alle ihre Pflichten erledigt hatte. »Du musst erschöpft sein, Nettchen«, sagte ihr Gastgeber. »Wie wäre es mit einem Drink vor dem Abendessen?«
    Nettchen … Das milde hermetianische Kosewort hatte für sie beide eine besondere Bedeutung bekommen, als er die Industrieoperationen auf Ramnu leitete und sie ein Liebespaar gewesen waren, wann immer sie gemeinsam Zeit fanden. Die dreijährige Beziehung war vor fünf Jahren zu Ende gegangen, als er unerklärlicherweise durch den verschlossenen Nigel Broderick ersetzt wurde; tiefe Leidenschaft hatte nie zwischen ihnen
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