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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges
Autoren: Poul Anderson
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diskreditiert, kaputt. Uns ist ein Krieg erspart geblieben.«
    Sie wandte den Kopf und musterte ihn. »Durch dich, Dominic«, sagte sie.
    Er küsste sie flüchtig. »Durch dich mindestens genauso. Du hast die Talente deines Vaters geerbt, Liebes.« Hand in Hand gingen sie weiter.
    »Was ist mit Hermes und dem Rest?«, fragte sie.
    Flandry seufzte. »Da wird es schwierig. Hermes hatte berechtigte Beschwerden, die weiterhin fortbestehen. Ich habe Seiner Majestät zugeredet, den Menschen dort mit Milde zu begegnen – keine Säuberungen oder Massenkonfiszierungen oder Ähnliches. Er und der Politische Rat wollen Änderungen, sie wollen Hermes die außerordentliche Macht wegnehmen, die es besaß. Hermes’ Autorität außerhalb des Maianischen Systems ist zum Beispiel ausgesetzt, und es selbst steht für die Dauer des ›Wiederaufbaus‹ unter Kriegsrecht. Trotzdem kann man es Gerhart nicht allzu sehr verübeln; und wie gesagt, gewöhnlichen Menschen wird erlaubt, ihr gewöhnliches Leben fortzuführen. Die Hermetianer sind gute Leute; sie werden wieder an Bedeutung gewinnen, während das Imperium besteht – und danach auch.«
    Sie blickte ihn verwundert an. »Der Kaiser hört auf dich?«
    »O ja, gewiss. Wir pflegen unsere gegenseitige Abneigung, aber ihm ist klar, wie nützlich ich sein kann. Und ich muss schon sagen, mein Rat ist nicht der schlechteste, den er bekommen könnte; und sein Sohn und Erbe ist gar kein übler junger Kerl. Ich fürchte, ich werde meine Tage als eine Art graue Eminenz beschließen.« Er hielt inne. »Allerdings kaum im geistlichen Stand.«
    »Das lasse ich mir später von dir erklären«, sagte sie. Als sie weitersprach, stotterte sie. »Was wird aus Ramnu?«
    »Nun, du weißt doch, dass die Klimaänderung bewilligt worden ist, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie war kaum zu hören. »Yewwls Denkmal. Das Projekt soll ihren Namen tragen.«
    »Die Arbeiten können erst beginnen, wenn der Sektor zufriedenstellend geordnet worden ist. Zwei Jahre, würde ich schätzen. Danach vielleicht ein Jahrzehnt bis zum Abschluss, und dreißig bis vierzig Jahre, bis das vereiste Land wieder besiedelt ist, nicht wahr? Aber ich verspreche, in der Übergangszeit erhalten die Ramnuaner Hilfsleistungen.«
    »Danke«, hauchte sie. Winzige Lichter glitzerten auf ihren Wimpern um die großen grünen Augen.
    »Die Reisebeschränkung dürfte bald aufgehoben werden. Freust du dich auf die Rückkehr?«
    »Ich könnte dort helfen.«
    Flandry strich sich den Schnurrbart. »Du hast meine Frage noch nicht ganz beantwortet. Sag mir, wenn du es möchtest … Du brauchtest die Wartezeit nicht auf Terra abzusitzen. Du könntest deine Familie auf Dayan besuchen.«
    »Ja, das sollte ich.«
    »Aber du hast es nicht getan. Wieso?«
    Sie blieb stehen, und er auch, und sie standen einander in dem Kirchenschiff gegenüber, das Weg und Bäume bildeten. Ein gelbes Blatt fiel herab und setzte sich auf ihr Haar. Flandry nahm ihre Hände. Sie waren kalt.
    Sie sprach mit einer Entschlossenheit, die sie lange gesammelt haben musste. »Ich musste nachdenken. Um zu begreifen. Alles hat sich gewandelt, ist in Trümmer gefallen, könnte wiederaufgebaut werden, aber nie mehr in der gleichen Form. Als Yewwl starb, starb eine Hälfte von mir. Ich brauche neues Leben, und ich erkannte … es dauerte lange, die Wahrheit zu finden, weil die Suche so wehtat –, dass ich nicht mit einer anderen Ramnuanerin neu anfangen möchte. Unsere Schwesternschaft, zwischen Yewwl und mir, war wunderbar und wird mir immer die Seele wärmen, aber sie entstand, als wir jung waren, und das ist vorbei.«
    Der Wald rauschte. Wind donnerte durch den Canon. »Dominic, ich bin auf Terra geblieben, weil ich auf ein Wiedersehen mit dir hoffte.«
    »Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass du das sagen würdest«, erwiderte er.
    Als der Kuss zu Ende war, sagte Flandry zu ihr: »Wir wollen immer ehrlich zueinander sein. Wir sind kein Junge und kein Mädchen, die sich ineinander verknallt haben. Wir sind beide ein wenig alt, mehr als ein bisschen traurig, und Freunde. Aber wir bilden ein höllisch gutes Team. Es wäre zu traurig, wenn wir uns trennten. Möchtest du weitermachen?«
    »Ich denke schon«, antwortete sie ihm. »Versuchen will ich es gewiss. Danke, lieber Freund.«
    Sie gingen weiter in den Herbst.
     
    Ende
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